Im Religionsunterricht an allgemeinbildenden Schulen wird nach Auffassung des evangelischen Theologieprofessors Friedrich Schweitzer zu wenig Wissen vermittelt. Beim Kompetenzerwerb, etwa der Vertrautheit mit biblischen Texten, bleibe das Fach weit hinter den Erwartungen zurück, sagte der Tübinger Religionspädagoge in einem epd-Gespräch. Ein Religionsunterricht, in dem nichts gelernt werde, sei nicht vertretbar. Schweitzer ist auch Vorsitzender der Kammer für Bildungsfragen der Evangelischen Kirche in Deutschland. Der Theologieprofessor warnte… …vor einer Idealisierung des Religionsunterrichtes. Zwar leiste das Fach einen speziellen Beitrag an deutschen Schulen, in denen Fragen nach Sinn und Orientierung generell zu kurz kämen. Doch müsse der Unterricht auch deutlich die Kompetenzen definieren, die Schüler erwerben sollten. Dazu gehöre, sich des eigenen Glaubens bewusst zu sein und mit Angehörigen anderer Religionen darüber diskutieren zu können. Auch müssten Schüler biblische und religiöse Fragen verstehen und christliche Werte in das eigene Handeln umsetzen können. Hier müsse der Religionsunterricht seine Aufgabe noch besser wahrnehmen, sagte Schweitzer.
Das deutsche Bildungswesen orientiert sich aus Sicht des Wissenschaftlers zu wenig an den Schülern. Es sei wichtig, dass sie Fragen stellten, nach eigenen Antworten suchten und zu eigenen Entdeckungen angeleitet würden. Bislang definierten noch immer Stoff und Schule den Unterricht und viel zu wenig die Voraussetzungen der Lernenden, kritisierte Schweitzer. Daran leide neben den Kernfächern auch der Religionsunterricht. Unterricht könne nur erfolgreich sein, wenn er die Schüler stärke.
Q: epd v. 15.1..2008