Ratsvorsitzender Huber: Krisenjahr sorgt für neue Wertedebatte

Das Krisenjahr 2008 hat nach Auffassung des Ratsvorsitzenden der Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD), Bischof Wolfgang Huber, eine neue Wertedebatte angestoßen. Dramatische Vorgänge hätten die Erkenntnis gefördert, dass das Vertrauen für Wirtschaftsunternehmen gleich wichtig sei wie das Kapital, sagte Huber am Mittwochabend (17.12.) in der Universität Bayreuth. Die gegenwärtige Krise habe in unmittelbarer Weise mit einer „Vergötzung des Geldes“ zu tun. Vor dem Hintergrund des Siemens-Skandals, der Firmenüberwachung von Mitarbeitern und der Bankenkrise sei deutlich geworden, in welcher bemerkenswerten Weise gewinnbringendes Handeln auch vom persönlichen Ethos abhänge, sagte Huber. Viele hätten an die moderne Gesellschaft mit einem unaufhaltsamen Prozess der Rationalisierung geglaubt.

„Wir leben jedoch keineswegs in einer säkularen Gesellschaft – Religion ist zu einem Megathema des 21. Jahrhunderts geworden“, unterstrich der Berliner Bischof. Zugleich forderte er Religionsfreiheit auch in islamischen Ländern. Die Frage nach der Prägekraft christlicher Werte in der Gesellschaft werde neu gestellt. So würden die zehn Gebote als kulturelles Thema wiederentdeckt. In der Auseinandersetzung mit den gegenwärtigen Herausforderungen bewährten sich christliche Wertvorstellungen von der unantastbaren Würde des Menschen, von Freiheit und Verantwortung sowie von den Menschenrechten.

Q: epd (18. Dezember 2008)

Zur Person – Wolfgang Huber: „Mit leeren Händen trete ich vor Gott“
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