(epd v. 28.01.2009) – Neues Oberhaupt der russisch-orthodoxen Kirche wird Kyrill, der bisherige Metropolit von Smolensk und Kaliningrad. Ein Kirchenkonzil wählte den 62-Jährigen am Dienstag in Moskau in geheimer Abstimmung… …zum Nachfolger von Patriarch Alexij II. Auf Kyrill entfielen 508 Stimmen. Der Gegenkandidat, der 59-jährige Metropolit Kliment, kam auf 169 Stimmen. Der Metropolit Filaret hatte bereits am Nachmittag zugunsten Kyrills auf seine Kandidatur verzichtet.
Kyrill ist der 16. Patriarch der Russischen Orthodoxen Kirche mit mehr als 100 Millionen Mitgliedern. Sein Vorgänger Alexij II. war am 5. Dezember gestorben. Die Glocken der Christus-Erlöser-Kathedrale gaben die Wahl des neuen Kirchenoberhaupts am späten Abend mit 16 schweren Glockenschlägen bekannt. Der auf Lebenszeit gewählte neue Patriarch von Moskau und ganz Russland soll am 1. Februar in der Christus-Erlöser-Kathedrale in sein Amt eingeführt werden.
Kyrill, der als Favorit in die Abstimmung gegangen war, hatte in seiner Eröffnungsrede beim Konzil in der Christus-Erlöser-Kathedrale die Zeit seit 1990 «die zweite Taufe Russlands» genannt. Die Kirche sei ein gewichtiger Faktor im gesellschaftlichen und politischen Leben Russlands geworden. Auch auf internationaler Ebene habe die Kirche an Einfluss gewonnen, sagte der Metropolit, der seit 1990 Leiter des Außenamtes des Patriarchats war.
Die russisch-orthodoxe Kirche hat seit dem Zusammenbruch der Sowjetunion eine ungeahnte Wiedergeburt erlebt. Unlängst hatte Kyrill erklärt, die Kirche müsse gerade in Zeiten der weltweiten Krise für soziale Gerechtigkeit und Verantwortungsbewusstsein von Regierenden, Unternehmern und arbeitender Bevölkerung eintreten.
Das Kirchenkonzil mit rund 700 Stimmberechtigten ist das höchste Entscheidungsorgan der russisch-orthodoxen Kirche. Es war zuletzt vor 19 Jahren bei der Wahl des Patriarchen Alexij II. zusammengetreten. Bis zur Amtseinführung des neuen Patriarchen setzt das Kirchenkonzil seine Arbeit fort.