(epd v. 27.01.2009) – Die Evangelische Kirche in Deutschland (EKD) hat eine behutsame Überarbeitung der Lutherbibel, ihres maßgeblichen Grund-textes, in Gang gesetzt. Dabei werde eine sprachliche Überarbeitung „bewusst ausgeschlossen“ – so EKD-Kirchenamtspräsident Hermann Barth im epd-Interview. Ein „modernisierter Luthertext“ sei nicht das Ziel, beschrieb Barth den begrenzten Auftrag: „Luther ist Luther. Und der Markenname Luther verlangt, dass der Luthertext seine unverwechselbare Prägung behält – sonst ist es nicht mehr Luther.“ Bis zum 500. Jahrestag der Reformation… …2017 soll Barth zufolge die Überarbeitung der Lutherbibel, deren maßgebliche Fassung aus dem Jahr 1984 stammt, abgeschlossen sein. Wie der EKD-Cheftheologe erläuterte, geht es bei der Durchsicht um die Aufnahme neuer Befunde aus der Untersuchung der handschriftlichen Weitergabe des biblischen Textes. Die Revision beziehe sich zudem auf Bibelstellen, bei denen die Forschung neue Erkenntnisse geliefert hat. Notwendige Änderungen würden in den Klang und Ton der Lutherbibel eingefügt. Ausschlaggebend sei dabei die Texttreue, unterstrich der Kirchenamtspräsident.
Nach der Grundsatzentscheidung des EKD-Rates werden derzeit Arbeitsgruppen gebildet, die im Lichte der Forschung Überarbeitungsvorschläge vorbereiten. Darüber steht ein Steuerungsgremium, das über notwendige Anpassungen des Bibeltextes entscheidet. Das letzte Wort hat der EKD-Rat. Gegen den Rat gebe es keine Veränderung des Luthertextes, sagte Barth. Die revidierte Lutherbibel von 1984 ist der maßgebliche Bibeltext der Evangelischen Kirche in Deutschland und ihrer Landeskirchen für Gottesdienst, Unterricht und Seelsorge.
Zu den Vorhaben der nächsten Ratsperiode rechnet der Kirchenamtspräsident die Fortsetzung des EKD-Reformprozesses. Das unter dem Leitwort „Kirche der Freiheit“ entfachte Feuer, so sagte Barth, „muss mit kräftiger Flamme brennen und darf nicht wie ein Strohfeuer lodern, um nach kurzer Zeit zu verlöschen“. Die Gründung der Kompetenzzentren für Predigtkultur, Mission in der Region und Qualitätsentwicklung gebe dem Prozess einen enormen Schub. Im Oktober wird ein neuer EKD-Rat gewählt.
Um Geduld warb der Leiter der EKD-Zentrale mit Blick auf die strukturelle Verbindung der konfessionellen Zusammenschlüsse mit der EKD, die 2007 in Kraft getreten ist. Hierfür müsse man sich auf längere Prozesse einstellen. Die Voraussetzungen, um mehr gemeinsam zu tun und Ressourcen zu bündeln, seien verbessert worden, aber die Ernte sei noch nicht eingefahren. „Die Dividende aus dem Verbindungsmodell muss so groß ausfallen, dass es gelingt die Zögerlichen mitzunehmen auf dem Weg“, sagte Barth. Das Verbindungsmodell will unter Wahrung der konfessionellen Identitäten eine Konzentration der Kräfte im Protestantismus erreichen. So werden erstmals die Synode von EKD und die Konvente von Lutheranern und unierten Kirchen im Mai zusammen abgehalten.