Georg Friedrich Händel: 250. Todesjahr

haendel_g-fr„Seine Geburtsstadt Halle war dem Musiker Händel irgendwann egal“, ist sich Gert Richter sicher. Als Mitarbeiter des Händelhauses in der Saalestadt, in dem der Barockkomponist 1685 geboren ist, wacht der Musikwissenschaftler über Händels Erbe. Und ungeachtet der Rolle, die der Musiker seiner Heimatstadt selbst zukommen ließ, gilt sie in der internationalen Fachwelt bis heute als Zentrum der Händel-Forschung und Händel-Pflege. Denn Georg Friedrich Händel ist in Halle aufgewachsen und hat dort seine musikalische Ausbildung erhalten. Und daher will die Stadt auch an seinem 250. Todestag… …in diesem Jahr nicht abseits stehen und erinnert mit einem umfangreichen Themenjahr an den berühmten Sohn. Es wird am kommenden Sonntag offiziell mit einem Konzert eröffnet.

Dabei hinterließ Händel in Halle nur wenig Spuren. Aus seinen Kindertagen ist kaum etwas bekannt. „Ein Eintrag über seine Taufe einen Tag nach der Geburt am 23. Februar 1685 ist fast die einzige Quelle, die wir haben“, sagt Richter. Immerhin soll der Musiker aber später an der Saale noch 100 Kantaten komponiert haben. „Es ist alles verschollen“, klagt der Wissenschaftler.

Aus alten Biografien ergibt sich dennoch ein vager Eindruck von Händels Hallenser Leben. „Die Stadt hat ihn wesentlich geprägt“, betont Richter. „Von seinem Vater erbte er die Weitsicht, von der Mutter die Frömmigkeit.“ Vater Georg war weitgereister und wohlhabender Leibarzt von Herzog Johann Adolf I. von Sachsen-Weißenfels, Mutter Dorothea stammte aus einem frommen Pfarrhaus.

Sohn Georg Friedrich wurde auf Betreiben des Herzogs, den das Talent des Jungen „höchstwohl“ entzückte, Schüler von Friedrich Wilhelm Zastrow, dem Musikdirektor der Hallenser Marktkirche. Die musikalische Bildung des jungen Händel war somit, wie damals üblich, stark lutherisch geprägt.

Nicht zufällig steht deshalb das Eröffnungskonzert in der Marktkirche unter der Überschrift „Händel und Luther“. Dabei soll auch die vermutlich erste Kirchenkomposition Händels „Triumph, ihr Christen, seid erfreut“ erklingen – erstmals seit ihrer Entstehungszeit, denn die Kantate tauchte erst vor wenigen Jahren in einem Archiv wieder auf.

„Wir machen das ganze Jahr zu einem Festjahr“, sagt Philipp Adlung, seit Januar 2007 Direktor des Händelhauses. Insgesamt 100 Veranstaltungen stehen auf dem Programm. Im vergangenen Jahr besuchten 40.000 Fans die Händel-Festspiele. Ausstellungen und Veranstaltungen in Halle zogen sogar 60.000 Menschen an – im Jubiläumsjahr sollen es noch mehr werden. Für ihr Abschlusskonzert konnten die Festspiele (4. bis 14. Juni) sogar die italienische Star-Mezzosopranistin Cecilia Bartoli gewinnen.

Pünktlich zum 250. Todestag Händels am 14. April soll auch das seit August 2008 geschlossene Geburtshaus nach einem zwei Millionen Euro teuren Umbau wieder eröffnet werden. Die neue Ausstellung „Händel – der Europäer“ präsentiert dann auf rund 570 Quadratmetern insgesamt 170 Ausstellungsstücke. Zu den besonderen Sehenswürdigkeiten gehört ein originalgetreu nachgebautes Barocktheater aus dem 18. Jahrhundert.

In einem Theater wie diesem muss Händel seine Leidenschaft für etwas entdeckt haben, das ihn schließlich aus seiner Geburtsstadt wegführte: die Oper. Wissenschaftler Richter ist sich sicher: „Händel war von den Möglichkeiten dieser Musikgattung fasziniert.“ Der damals 18-Jährige ging schließlich nach Hamburg, um an der 1678 am Hamburger Gänsemarkt eröffneten ersten deutschen Oper seinen Interessen nachgehen zu können.

Händel kehrte nie wieder dauerhaft nach Halle zurück. Doch auch später, als er sich in England bereits einen Namen als Musiker am königlichen Hof gemacht hatte, war er immer wieder zu Besuch in seiner Geburtsstadt. „Händel hat seine Familie und auch die Witwe seines Lehrers Zastrow regelmäßig besucht“, sagt Richter. „Er hat seine Herkunft nie verleugnet.“

47 Jahre und damit die meiste Zeit seines Lebens verbrachte Händel in England, wo er auch seine wichtigsten Werke komponierte, dann aber auch gestorben ist und in der Westminster Abbey begraben wurde. Grund genug für Händelhaus-Direktor Adlung, im Jubiläumsjahr auf einen Besuch der englischen Königin Elizabeth II. zu hoffen, die auch Schirmherrin der Händel-Festspiele ist. Ein positives Signal steht zwar noch aus – vielleicht auch deshalb, weil die Queen die Liebe zur Oper, so heißt es, nicht mit Händel teilt.

Internetpräsenz „Händel in Halle“

Q: ekd/ epd