Holocaust-Leugnung: Pius-Brüder entziehen Williamson die Lehrbefugnis

will-holDie erzkonservative katholische Pius-Bruderschaft hat den Holocaust-Leugner Richard Williamson als Leiter eines Priesterseminars in Argentinien abgesetzt. Williamson ist damit von seinen Pflichten an der Spitze des Seminars La Reja entbunden worden. Er hatte die Ermordung von Juden in den Gaskammern von Auschwitz geleugnet. Die erzkonservative katholische Pius-Bruderschaft hat den Holocaust-Leugner Richard Williamson als Leiter eines Priesterseminars in Argentinien abgesetzt. Bischof Williamson sei von seinen Pflichten an der Spitze des Seminars La Reja entbunden worden, teilte das Oberhaupt… …der Bruderschaft Pius X. in Lateinamerika, Pater Christian Bouchacourt, mit. „Monsignore Williamsons Äußerungen reflektieren in keiner Weise die Haltung unserer Gemeinschaft“, hieß es in der Erklärung Bouchacourts weiter.

Papst Benedikt XVI. hatte Williamson und drei weitere exkommunizierte Bischöfe der Pius-Bruderschaft am 24. Januar 2009 teilweise rehabilitiert und damit in vielen Ländern Empörung und Sorge über die Zukunft des katholisch-jüdischen Dialogs ausgelöst.

Am Mittwoch, 4.2., forderte der Vatikan Williamson auf, seine Leugnung des Holocausts unmissverständlich und öffentlich zurückzunehmen. Der umstrittene Bischof ließ aber keine Bereitschaft erkennen, seine Zweifel am millionenfachen Mord an den Juden im Nationalsozialismus umgehend zu widerrufen. Sollte er erkennen, dass er sich geirrt habe, werde er sich entschuldigen, sagte Williamson dem „Spiegel“.

Dazu wolle er „nun alles nochmals prüfen und mir die Beweise ansehen“. Williamson hatte in einem am 21. Januar vom schwedischen Fernsehen ausgestrahlten Interview die Existenz von Gaskammern geleugnet und das Ausmaß des Holocausts infrage gestellt.

Dialog zwischen Vatikan und Judentum geht weiter

Trotz des Eklats um die Traditionalisten wollen Vertreter des Judentums den Dialog mit der katholischen Kirche fortsetzen. Israels Oberrabbinat erklärte am Wochenende, die zwischenzeitlich aufgekündigten Religionsgespräche mit dem Vatikan wieder aufzunehmen.

Das nächste Treffen findet voraussichtlich Anfang April statt. In Deutschland soll es noch innerhalb der kommenden vier Wochen ein Gespräch zwischen der Deutschen Bischofskonferenz und dem Zentralrat der Juden in Deutschland geben. Das bekräftigte der Bischofskonferenz-Vorsitzende, Erzbischof Robert Zollitsch.

Unterdessen tauschten sich Papst Benedikt XVI. und Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU) in einem persönlichen Telefonat über die Traditionalisten-Affäre aus. Es habe sich um ein „herzliches und konstruktives Gespräch“ gehandelt, teilten der Vatikan und die Bundesregierung mit. Beide Seiten hätten in dem von Merkel gewünschten Telefonat Einigkeit über die „immerwährende Mahnung der Schoah für die Menschheit“ bekundet.

Merkel hatte den Papst am Dienstag zu einer eindeutigen Klarstellung im Umgang mit dem britischen Traditionalisten-Bischof und Holocaust-Leugner Richard Williamson aufgefordert. Der Vorstoß der Bundeskanzlerin war bei Vertretern aus Politik und Kirche auf geteiltes Echo gestoßen.

Q: FOCUS v. 9. Februar 2009, 07:20 Uhr