(epd v. 16.03.2009) – Der Ratsvorsitzende der Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD), Bischof Wolfgang Huber, hat Religionsfreiheit in der Türkei angemahnt. In der Türkei gebe es „eine Abstufung religiöser Freiheitsrechte zwischen dem Islam einerseits und den anderen Religionen, das Christentum eingeschlossen, andererseits“, kritisierte Bischof Huber am Sonntag bei einem Vortrag im deutschen Generalkonsulat in Istanbul. Huber sprach sich für eine religiöse Neutralität des Staates aus. Es müsse „eine klare institutionelle Trennung des Staates… …und der Religionsgemeinschaften“ geben. Allerdings dürfe daraus keine „Gleichgültigkeit des Staates gegenüber dem Wirken der Religionsgemeinschaften“ abgeleitet werden. Der Staat müsse Religion „ohne falsche Parteinahme“ fördern, sagte der oberste Repräsentant von rund 25 Millionen deutschen Protestanten.
Am Samstag hatte die EKD-Delegation unter Leitung Hubers das frühere orthodoxe Priesterseminar auf der Insel Chalki bei Istanbul besucht, das 1971 vom türkischen Staat geschlossen worden war. Der EKD-Ratsvorsitzende unterstützte dabei das Anliegen des Ökumenischen Patriarchats, die Ausbildungsstätte wieder in Betrieb zu nehmen.
Huber bezeichnete Chalki als „Ort von hoher Symbolkraft“. Die Ausbildung von Geistlichen sei substanzieller Bestandteil der Religionsfreiheit. Die EKD-Delegation wurde auf Chalki von Metropolit Apostolos, dem Abt des Klosters „Heilige Dreieinigkeit“, zu dem das Priesterseminar gehört, begrüßt. Apostolos sagte, der EKD-Besuch sei für das Patriarchat „ein Zeichen des Trostes und der Stärkung“.
Der EKD-Delegation gehören auch der rheinische Präses Nikolaus Schneider, das EKD-Ratsmitglied Marlehn Thieme, Auslandsbischof Martin Schindehütte und der EKD-Bevollmächtigte Bernhard Felmberg an. Am Montag wollen die EKD-Vertreter in Ankara Gespräche mit türkischen Regierungsvertretern führen.