Bundesinnenminister Wolfgang Schäuble (CDU) hat den christlichen Glauben als wichtige Ressource für die Werteorientierung in Gesellschaft und Politik bezeichnet. Angesichts der großen gesellschaftlichen Herausforderungen sei der Glaube eine wichtige Quelle, aus der der Einzelne und die Gesellschaft Kraft schöpfen könnten, sagte Schäuble am Freitagabend laut vorab veröffentlichtem Redemanuskript in Speyer. Religion und der Protestantismus blieben auch in einer zunehmend säkularisierten Gesellschaft bedeutsam. Religiöse Menschen, die über eine klare Grundausrichtung ihres Lebens verfügten… …, würden als politisch aktive Bürger gebraucht, sagte der Protestant Schäuble bei einem Vortrag über die gesellschaftliche und politische Bedeutung des Protestantismus. Anlass war ein Festwochenende zum Ende der Sanierungsarbeiten an der Gedächtniskirche der Protestation von 1529 in Speyer.
Die Politik könne auf den religiösen Glauben als eine der wichtigsten Quellen starker Wertvorstellungen nicht verzichten, sagte der Minister. Angesichts zahlreicher gesellschaftlicher Herausforderungen sei eine Politik aus christlicher Verantwortung nötig. Christlich und zutiefst protestantisch sei es, sich aktiv in die öffentlichen Belange einzumischen. In der Bereitschaft zum Widerspruch leiste der Protestantismus einen wichtigen Beitrag zur politischen Kultur. Der „protestantische Hang zum Protestieren“ dürfe aber keine intoleranten Züge annehmen.
Der Staat müsse religiös und weltanschaulich neutral sein, um Frieden zwischen den Religionen stiften zu können, sagte Schäuble. Der Protestantismus müsse sich in der Lutherdekade in ökumenischem Geist darum bemühen, alte Gräben zur katholischen Kirche zu überwinden. Er müsse sich mit seinen historischen Irrwegen beschäftigen. Dazu zählten in der Kaiserzeit der starke Antikatholizismus und eine aggressive Haltung gegenüber dem Judentum.
Im Dialog mit dem Islam und den Muslimen in Deutschland gehe es darum, sich über Fragen des Zusammenlebens zu verständigen, sagte Schäuble. Zwar habe das Christentum eine herausgehobene Bedeutung in der Gesellschaft. Doch seien die christlichen Kirchen in einer religiös vielfältigen Gesellschaft gefordert, ihre gesellschaftliche Rolle neu zu überdenken. Den Muslimen könnten sie im Gespräch helfen, sich in das Religionsverfassungsrecht und die moderne Gesellschaft einzufinden.
Q: epd v. 24.04.2009