Was hindert die Kirche daran, ihren missionarischen Auftrag zu erfüllen? Nach Einschätzung des EKD-Ratsvorsitzenden, Bischof Wolfgang Huber (Berlin) sind es vor allem die Vorliebe, sich mit sich selbst zu beschäftigen, und noch immer nicht ausgeräumte Vorbehalte gegen Mission. Das sagte er beim „Runden Tisch“ der Koalition für Evangelisation (früher: Lausanner Bewegung für Weltevangelisation) am 8. Juni in Berlin. Die Koalition wird getragen von der Deutschen Evangelischen Allianz und der Arbeitsgemeinschaft Missionarische Dienste (AMD) im Diakonischen Werk der EKD… Huber bezeichnete eine Kirche, die nicht missioniert, als herzkrank. Christliche Mission bedeute, der Welt zu verstehen zu geben, dass Gott mit ihr zusammenleben wolle. Dabei sei viel Taktgefühl erforderlich. Missionsarbeit solle nicht bedrängend, sondern bittend geschehen. Die Kirche müsse ihre Milieugrenze überschreiten, das Evangelium ins Gespräch bringen und sich der kritischen Nachfrage aussetzen. Die Kirchen müssten mit mehr Gegenwind rechnen.
Gegensymbol zur atheistischen Buskampagne
Als ein Beispiel nannte Huber die unter anderem von der atheistischen Giordano-Bruno-Stiftung betriebene Buskampagne, die derzeit mit dem Slogan „Es gibt (mit an Sicherheit grenzender Wahrscheinlichkeit) keinen Gott“ durch Deutschland fährt. Dem evangelikalen Missionswerk „Campus für Christus“ (Gießen), die die Atheistenkampagne begleitet, sei es mit ihrem Bus mit der Aufschrift „Und wenn es ihn doch gibt …“ gelungen, ein Gegensymbol zu setzen.
Kultur und Mission ergänzen einander
Wie Huber weiter sagte, schlössen sich Kultur- und Missionsauftrag der Kirche nicht aus, sondern ergänzten einander. So sollten Kirchengemeinden Nichtchristen an Projekten zum Erhalt von Kirchen beteiligen. Es gelte ebenfalls, die Bildungsarbeit in evangelischen Schulen und Kindergärten ausbauen. Dadurch übernähmen mitunter Kinder die Verantwortung für die christliche Erziehung ihrer Eltern.
Warum Mission in Vergessenheit geriet
Zur Frage, warum der Missionsauftrag in Vergessenheit geraten sei, erinnerte Huber daran, dass die Mission bereits vor 1.000 Jahren nach Europa gekommen sei. Es sei schwer, über einen so langen Zeitraum das Bewusstsein für Mission wachzuhalten. Viele Christen beschränkten sich darauf, nur mit den Menschen über den Glauben zu reden, die schon daran gewöhnt seien. Landes- und Freikirchen sollten sich nach Hubers Ansicht ergänzen. Manchmal ähnelten sie sich mehr, als ihm lieb sei. So gebe es auch bei Freikirchen die Tendenz, die Zugehörigkeit zur Kirche an die Kinder zu vererben.
Gegen Etiketten evangelikal und liberal
Zur Frage, was Evangelikale von theologisch liberalen Christen lernen könnten, sagte Huber, er halte eine solche Etikettierung für problematisch. Sie führe schnell dazu, dass man Evangelikale als Fundamentalisten und Liberale als Ungläubige bezeichne. Christen sollten der Welt jedoch deutlich machen, dass „es bei uns nicht so zugeht wie bei Parteien kurz vor dem Wahltag“. Vorsitzende der „Koalition für Evangelisation“ ist die Leiterin des westfälischen Amtes für Missionarische Dienste, Pfarrerin Birgit Winterhoff (Halle/Westfalen). Stellvertreter sind der frühere AMD-Generalsekretär Hartmut Bärend (Berlin) und der Generalsekretär der Evangelischen Allianz, Hartmut Steeb (Dipl.-Ing. FH, Stuttgart). Der Trägerkreis hat 254 Mitglieder.
Q‘: Informationsdienst d. Ev. All.