Trotz Finanzkrise: Kirche mahnt zum Kampf gegen Klimawandel

eisbaerDie evangelische Kirche fordert Politik und Gesellschaft zum entschlossenen Kampf gegen den Klimawandel auf. Der Klimawandel vollziehe sich sehr viel dynamischer, als bis vor kurzem noch angenommen wurde, heißt es in der Denkschrift »Umkehr zum Leben«, die der Rat der Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD) in Berlin vorgestellt hat. Das kirchliche Leitungsgremium mahnt unter anderem Erfolge auf dem Weltklimagipfel Ende 2009 in Kopenhagen an. Die Finanzkrise dürfe von starken Wirtschaftsnationen »nicht dazu missbraucht werden, um die eigenen Beiträge zur Bändigung des Klimawandels zu reduzieren… und die Folgekosten des bisher vorherrschenden Raubbaus auf andere abzuwälzen«, sagte der EKD-Ratsvorsitzende, Bischof Wolfgang Huber.

Den Klimawandel zu begrenzen, könne nur gelingen, wenn wirtschaftliche Interessen, die Grundbedürfnisse der Weltbevölkerung, die Rechte künftiger Generationen und die Erhaltung natürlicher Ressourcen in Einklang gebracht würden.

Der Vorsitzende der Kammer der EKD für nachhaltige Entwicklung, Lothar Brock, erklärte, die Industriestaaten hätten aus der Klimapolitik in den vergangenen Jahren teilweise ein »hartes Sicherheitsthema« gemacht.

Es geht immer auch um Besitzstandswahrung

Wohl auch deshalb habe sie mehr öffentliche Aufmerksamkeit bekommen. Bei einer Politik, die auf Gefahrenabwehr etwa einer unkontrollierten Migration oder der Terrorismusgefahr ausgerichtet sei, gehe es »unterschwellig aber immer auch um Besitzstandswahrung«. Gerade in der Krise sei aber auch eine verstärkte Armutsbekämpfung notwendig, sagte Brock.

Die Autoren der Denkschrift fordern daher, das Problem des Klimawandels besser in die Politik zu integrieren: Das Wirtschaftswachstum in Entwicklungsländern müsse klimaschonend vorangehen, Ressourcen dürften nicht übernutzt werden. Zugleich sollten Investitionen in Bereichen verstärkt werden, die die Anpassungsfähigkeit armer Länder an die Klimaveränderungen verbessern.

Bei Investitionen Folgen für das Klima berücksichtigen

Auch in den Industrieländern müssten künftig etwa bei Investitionsplanungen oder in der Agrarpolitik die voraussichtlichen Folgen für das Klima berücksichtigt werden, heißt es in der Denkschrift. Dabei gelte es, die derzeitige Finanzkrise zur »ökologischen Umsteuerung der Wirtschaft« zu nutzen.

Die Industrieländer und allen voran die Europäische Union müssten anlässlich der Kopenhagener Konferenz anspruchsvolle Ziele zur Verringerung der Treibhausgas-Emissionen bis 2020 festlegen, fordert der Rat der EKD.

Klare Zusagen an Entwicklungsländer

Diese sollten nicht unter 40 Prozent gegenüber den Emissionen von 1990 liegen. Dazu seien klare Zusagen an die Entwicklungsländer nötig, die zusätzlichen Kosten für Klimaschutz mitzufinanzieren.

Der Rat der EKD fordert außerdem eine »global ansetzende, internationale Migrationspolitik«. Denn der zu erwartende Anstieg des Meeresspiegels werde Millionen Menschen zur Abwanderung zwingen. Diesen müsse eine Chance für ein neues Leben und Arbeit in anderen Regionen gegeben werden.

Gewaltige Aufgaben für die Menschheit

Die gewaltigen Aufgaben, vor die der Klimawandel die Menschheit stelle, benötigten Zuversicht in Gott und die Verpflichtung zu einer »Ethik der Gerechtigkeit und Nachhaltigkeit«, heißt es in der Denkschrift.

Brock erklärte dazu, es gehe darum, »neue Standards eines angemessenen Verhaltens durchzusetzen«. Zur Debatte um solche Standards wolle die Denkschrift beitragen.

Q: epd vom 15.07.2009