Bischof Huber beklagt Folgen des deutschen Überfalls auf Polen

huberAm 70. Jahrestag des Beginns des Zweiten Weltkrieges hat Bischof Wolfgang Huber an die Folgen des deutschen Überfalls auf Polen erinnert. Die millionenfache Zahl an Opfern und Toten gerade unter den polnischen Soldaten und Zivilisten bleibe unvergessen, sagte der Ratsvorsitzende der Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD) am Dienstag in einem ökumenischen Gottesdienst im polnischen Jawor (Jauer). „Kein Land hatte, bezogen auf seine Bevölkerung, eine derart hohe Quote an Getöteten und Leidtragenden zu beklagen“, erklärte Huber laut Redemanuskript. An dem Gottesdienst in der Friedenskirche… zu Jauer nahmen den Angaben nach der Bischof der Evangelisch-Augsburgischen Kirche in Polen, Ryszard Bogusz (Breslau), der römisch-katholische Bischof von Legnica/Liegnitz, Stefan Cichy, und der Bürgermeister von Jawor, Artur Urbanski, teil. Die evangelische Friedenskirche gehört seit 2001 zum Weltkulturerbe. Der Beschuss der polnischen Westerplatte bei Danzig am 1. September 1939 gilt als Beginn des Zweiten Weltkrieges.

Ausgangspunkt aller Erinnerung bleibe das Erschrecken und die Scham über die von Deutschen verübte Gewalt und die Solidarität mit den Opfern, sagte Huber in seiner Predigt. Im Gedächtnis der Gesellschaften und Kirchen müsse die Erinnerung an den Krieg verankert bleiben. In kriegerischer Gewalt zeige sich das Wesen menschlicher Sünde, die Menschen von Gott und voneinander trenne und die menschliches Leben Machtinteressen unterwerfe, ergänzte der Berliner Bischof.

Er äußerte sich dankbar für den Neuanfang in den deutsch-polnischen Beziehungen in den vergangenen Jahrzehnten: „Für diesen Weg zu friedlicher und erfüllter Nachbarschaft und Gemeinschaft danken wir Gott.“ Als beispielhafte Stationen nannte Huber die Stuttgarter Schulderklärung von 1945, die Versöhnungsbemühungen der Aktion Sühnezeichen/Friedensdienste, die Ostdenkschrift der EKD von 1965 und den Brief der polnischen katholischen Bischöfe aus demselben Jahr.

Huber: „Das Beharren auf Rechtsansprüchen behielt nicht das letzte Wort.“ In diesem Zusammenhang erinnerte er auch an die evangelischen Christen in Deutschland, die früher in heute polnischen Gebieten lebten. An den Bemühungen um Frieden und Neubeginn hätten sie sich „oft an wichtiger Stelle“ beteiligt.

Die Erfahrungen Europas seit Kriegsende ermutigten dazu, in den aktuellen Konflikten den zivilen und friedlichen Lösungswegen einen klaren Vorrang zuzuerkennen, sagte der evangelische Theologe weiter.

Q: epd v. 01.09.2009

Siehe auch:

Bundeskanzlerin Merkel verneigt sich vor den Kriegsopfern – FOCUS vom 1.9.2009 >>