Das Internet verändert die Mediennutzung der Bevölkerung radikal. Seine vielfältigen Möglichkeiten führen dazu, dass gedruckte Zeitungen und Bücher zunehmend durch elektronische Ausgaben ersetzt werden und das Fernsehen seine Vorrangstellung verliert.
Das berichtete der Unternehmensberater und Hochschullehrer für Kommunikation, Prof. Wolfgang Stock (Woltersdorf bei Berlin), beim 1. Christlichen Medienkongress, der vom 10. bis 12. Dezember in Schwäbisch Gmünd stattfindet. Für den Rückgang der Printmedien macht Stock vor allem wirtschaftliche Gründe verantwortlich. Rund die Hälfte der Kosten werde für Papier, Druck und Vertrieb ausgegeben, während das Internet dieselben Informationen ohne Zusatzkosten anbiete. In den letzten neun Jahren sei das Anzeigenaufkommen in Deutschland um 40 Prozent gesunken. Das Internet sei zudem schneller und persönlicher, indem es das Abrufen von Informationen entsprechend den Interessen und Bedürfnissen der Leser ermögliche. Ähnliches gelte für das Fernsehen. Im Internet könne man immer mehr Filme und Magazine zu Zeiten sehen, die in den individuellen Tagesablauf von Familien passten. Von wachsender Bedeutung seien auch soziale Netzwerke, etwa der Online-Dienst Facebook. Sie erlaubten eine direkte Kommunikation zwischen ausgewählten Freunden. Der US-amerikanische Präsident Barack Obama habe dies während seines Wahlkampfes intensiv genutzt, indem er seine Anhänger direkt über seine Gedanken, Wünsche und Pläne informierte. Das habe seine Unterstützer mehr motiviert, als wenn sie indirekt mit Hilfe von Journalisten informiert worden wären. Diese direkte Kommunikation pflegten zunehmend auch die Werbeabteilungen großer Firmen, wenn sie Verhaltensweisen von Kunden erforschen.
Digitale Spaltung der Gesellschaft
Als Problem sieht Stock eine zunehmende Oberflächlichkeit in den Beziehungen sowie eine digitale Spaltung der Gesellschaft. Nicht alle Bürger könnten sich die neuen Techniken leisten, und nicht überall sei das Internet in ausreichender Qualität vorhanden. Ein Ende des klassischen Buchs oder der traditionellen Zeitung befürchtet Stock aber nicht. Es werde immer Menschen geben, die gedruckte Ausgaben zu schätzen wissen und dafür Geld ausgeben wollen.
44 Millionen Deutsche nutzen das Internet
Nach Angaben der Leiterin der ZDF-Medienforschung, Beate Frees (Wiesbaden), nutzen etwa 44 Millionen Deutsche das Internet. Sie verbringen durchschnittlich 70 Minuten pro Tag am Computer, während der Fernsehapparat fast vier Stunden und das Radio etwa drei Stunden eingeschaltet sind. Bei den 14- bis 29-Jährigen steht das Internet mit 148 Minuten auf Platz eins, während Radio und Fernsehen nur jeweils 135 Minuten genutzt werden. 82 Prozent der Internet-Nutzer suchen mit Hilfe des Computers Informationen und erledigen private oder geschäftliche Korrespondenz. Für zwölf Prozent ist das Internet ein Radioersatz. Bei den unter 29-Jährigen ist die Nutzung höher. Laut Frees wird man in zehn Jahren kaum noch pauschal vom Internet sprechen können. In der Anwendung würden Computer, Fernseher, Radio und Stereoanlage zu einer Einheit verschmelzen.
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