Evangelisation: Wie viel Wort und wie viel Tat?

Welche Rolle sollten Wort und Tat bei der Weitergabe des christlichen Glaubens spielen? Darüber diskutierten Vertreter verschiedener christlicher Initiativen auf einer Tagung der Arbeitsgemeinschaft Jugendevangelisation (AGJE) am 29. und 30. Januar in Wuppertal. Dabei wurde auch Kritik an geplanten Großevangelisationen wie JesusHouse laut… Vom 30. März bis 2. April 2011 wird das Treffen von Stuttgart aus per Satellit an Hunderte Orte in Europa übertragen. Vorher sind ab dem Herbst lokale Veranstaltungen geplant. Der Diakon im Evangelischen Kirchenkreis Potsdam, Matthias Stempfle, warnte vor einer einseitigen Verteilung der Mittel zugunsten der Wortverkündigung: Mancherorts habe man zwar Geld für eine evangelistische Veranstaltung, aber langfristig angelegte soziale Projekte blieben auf der Strecke. „In meinem Umfeld kannst du JesusHouse in der Pfeife rauchen“, sagte Stempfle. Worte allein reichten nicht aus, um Menschen den christlichen Glauben bekannt zu machen. Der 34-Jährige ist Initiator des Projektes „Kirche im Kiez“, das sich besonders an sozial benachteiligte Personen richtet.

Göttler: Jesus muss im Zentrum stehen

Der Leiter von JesusHouse und Dozent an der Evangelistenschule Johanneum, Klaus Göttler (Wuppertal), warnte davor, Verkündigung und Diakonie gegeneinander auszuspielen. Auf dem Weg eines jungen Menschen zum Glauben spielten auch Veranstaltungen eine wichtige Rolle. Göttler plädierte zugleich für eine klare, christus-zentrierte Verkündigung: „Um Jesus kommen wir nicht herum.“ Die Referentin für Schuljugendarbeit im CVJM Schlesische Oberlausitz, Sabine Schnabowitz (Görlitz), erinnerte daran, dass Jesus Christus soziales Handeln und Verkündigung verknüpft habe: Er habe mit Menschen gelebt, gefeiert und ihnen geholfen, aber auch „ewig lange Predigten gehalten“.

Stil der Evangelisation überdenken

Der Evangelist und Kabarettist Torsten Hebel – bis 2007 Hauptredner von JesusHouse – sprach sich dafür aus, den Stil evangelistischer Verkündigung zu überdenken. Wer ständig mit dem Anspruch evangelisiere, die Ungläubigen vor der Hölle retten zu müssen, stehe in der Gefahr, den liebenden Blick für die Menschen zu verlieren. Die christliche Botschaft werde so von oben herab weitergegeben, anstatt auf Augenhöhe. Hebel berichtete von seinem Projekt „blue:boks“ in Berlin. Ziel der Arbeit ist es, sozial benachteiligten Kindern und Jugendlichen durch die persönliche Begleitung und kreative Förderung eine neue Perspektive aufzuzeigen. Dabei arbeiten Profis aus Theater, Musik, Tanz und Film neun Monate lang mit den jungen Leuten zusammen und bringen eine Produktion auf die Bühne. Laut Hebel handelt es sich zwar nicht um ein christliches Projekt. Man versuche aber, den jungen Leuten „den Lebensstil von Jesus vorzuleben“. Die Initiative wird vom evangelischen Fachverband für Suchtkrankenhilfe „Blaues Kreuz in Deutschland“ getragen. Der Vorsitzende der AGJE und Landesreferent des CVJM Württemberg, Dieter Braun (Altdorf bei Stuttgart), sagte in seinem Jahresbericht, der Anspruch, Wort und Tat miteinander zu verknüpfen, gewinne wieder an Bedeutung.

Q: Inf-dienst d. Ev. All.