Vorbeugende Maßnahmen gegen das innere Ausbrennen von Mitarbeitern (Burnout) sollten zu den wichtigsten Anliegen jedes Arbeitgebers gehören…
Das sagte der Vorsitzende der Akademie für Psychotherapie und Seelsorge, Chefarzt Martin Grabe (Oberursel bei Frankfurt am Main), auf einem Leiterschaftskongress, der vom 26. bis 29. Januar 2011 in Braunschweig stattfand. Das Treffen zum Thema „Geistesgegenwärtig führen“ wurde veranstaltet von der Geistlichen Gemeindeerneuerung innerhalb des Bundes Evangelisch-Freikirchlicher Gemeinden (Baptisten- und Brüdergemeinden) in Zusammenarbeit mit der Friedenskirche Braunschweig. Wie Grabe sagte, gehe der volkswirtschaftliche Schaden, der durch das Burnout-Syndrom jedes Jahr in Deutschland entstehe, in die Milliarden. Viele Unternehmen müssten für Behandlungskosten aufkommen und als Vertretung neue Mitarbeiter anstellen. Hinzu komme, dass die negative Stimmung eines ausgebrannten Mitarbeiters ansteckend wirke und die Firma so zusätzlich schwäche. Chefs könnten dem entgegenwirken, indem sie darauf achteten, dass der Druck für die Mitarbeiter nicht zu groß werde und indem sie den Gesprächsfaden zu ihnen nicht abreißen ließen.
Burnout nimmt auch in Gemeinden zu
Zudem bräuchten Mitarbeiter das Gefühl, in einem vorgegebenen und verlässlichen Rahmen eigenständig Entscheidungen treffen und Prozesse steuern zu können. Das mache zufrieden und beuge einem Burnout vor. Arbeitnehmer ihrerseits sollten sich Freiräume für Familie, Freunde, Sport, Kunst oder ein Hobby schaffen. Symptome wie Antriebsschwäche, Gedächtnisstörungen, Niedergeschlagenheit oder ständige Müdigkeit solle man nicht auf die leichte Schulter nehmen. Untersuchungen zeigten, dass Menschen in Helferberufen, Lehrer und Verwaltungsmitarbeiter besonders gefährdet seien auszubrennen. „Allerdings herrscht in immer mehr Berufen so großer Druck, dass es kaum möglich ist, darin gesund zu bleiben“, so Grabe. Das betreffe zunehmend auch christliche Gemeinden. Auch dort fühlten sich haupt- und ehrenamtliche Mitarbeiter immer öfter überfordert.
Gemeindemitglieder regelmäßig besuchen
Der niederländische Pastor Orlando Boddenbley (Drachten) riet Gemeindeleitern, Zeit und Energie vor allem in die Beziehungen zu Gemeindemitgliedern zu investieren. Diese spürten, ob es dem Pastor um sie als Menschen gehe oder nur darum, neue Mitarbeiter für die zahlreichen Aufgaben zu gewinnen. Er kenne alle seiner 2.800 getauften Gemeindeglieder mit Namen und versuche, jede Familie zweimal im Jahr zu besuchen. Boddenbley: „Das kostet Zeit und Kraft, aber es lohnt sich.“ Dadurch sei ein tiefes Vertrauen gewachsen. Fast alle Mitglieder engagierten sich in der Gemeinde und hätten das Gefühl, gebraucht zu werden. Zweimal im Jahr veranstalte die Gemeinde eine Mitarbeiterbörse, bei der Arbeitsbereiche vorgestellt und Aufgaben ausgeschrieben werden. Dieses Angebot erfreue sich großen Interesses.
Wenn es nur um Stil und nicht um das Ziel geht
Für ein stärkeres Miteinander von Jung und Alt in christlichen Gemeinden plädierte der Jugendpastor im Gemeindejugendwerk Bayern, Jan Achtermann (Puchheim bei München). Einerseits sei es erfreulich, dass Jugend- und spezielle Zielgruppengottesdienste so großen Zulauf hätten. „Doch ich glaube, dass das nur Gottes B-Plan ist. Sein A-Plan ist, dass Junge und Alte in allen Gemeinden zusammen sind“, so der 32-Jährige. Leider gehe es beim Miteinander der Generationen in den Gemeinden häufiger um Stil als um das Ziel. Man diskutiere über Musik, Sprache oder Kleidung, anstatt sich auf das gemeinsame Ziel zu besinnen, Menschen mit der Botschaft von Jesus Christus zu erreichen.
Q: Inf.-dienst d. Ev. All.