Der ehemalige Ratsvorsitzende der Evangelischen Kirche in Deutschland, Wolfgang Huber, hat Ex-Bundesbankvorstand Thilo Sarrazin scharf kritisiert. Bei einer Diskussionsveranstaltung des Vereins „Initiative Hauptstadt Berlin“ nannte er die Thesen des SPD-Mannes „eminent konfliktverschärfend“…Um „Migration und Demographie – gesellschaftliche Entwicklungen und ihre Konsequenzen für Deutschland“ sollte es am Montagabend in Berlin gehen. Geladen waren der Ethiker Wolfgang Huber und der Provokateur Thilo Sarrazin, Autor des Buches „Deutschland schafft sich ab“. Wie die Tageszeitung „Die Welt“ berichtet, erklärte Huber, er wehre sich mit aller Kraft dagegen, Menschen und ihre Probleme auf deren Religion festzulegen. Es sei paradox, dass auf der einen Seite von Muslimen und auf der anderen Seite von Deutschen gesprochen werde. Diese seien ja auch nicht alle Christen. „Diese Redeweise ist eine Folge des 11. September 2001. Wir nehmen eine ‚Religionisierung‘ von Konflikten vor. Es ist um unser selbst Willen unwürdig, dass wir so pauschal über den Islam reden“, sagte Huber. Er wehre sich gegen ein „Totalurteil mit dem Holzhammer“.
Thilo Sarrazin stellt in seinem umstrittenen Buch die These auf, dass die Kombination zwischen dem Geburtenrückgang in Deutschland und der Zuwanderung überwiegend muslimischer Menschen in die Bundesrepublik schädlich für das Land ist und setzt sich für eine restriktive Zuwanderungspolitik ein. Huber nannte es „zynisch“ und „herablassend“, wie der Autor in seinem Buch über die mangelnde Neigung deutscher Akademikerinnen zum Kinderkriegen vor dem 30. Lebensjahr schreibe. Sarrazin hatte die Geburtenrate in Deutschland und den USA verglichen und erklärt, junge gebildete Frauen in den USA bekämen scheinbar systematisch in ihren Zwanzigern Kinder, während Frauen in Deutschland da noch „den vierten oder fünften Mann ausprobieren und danach ablegen“.
„Man kann die Leute nicht mit Barmherzigkeit zuschütten“
Sarrazin sprach sich am Montag für einen „unverstellten Blick auf die Wirklichkeit“ aus. Das gelte sowohl für den Geburtenrückgang bei Deutschen, aber vor allem für die Asylpolitik. „Wir können nicht die Last des Restes der Welt tragen“, sagte er. Zur Kritik an seinem Buch erklärte Sarrazin: „Wenn man nicht mehr diskutieren kann, wie gebildete Frauen Kinder bekommen, können wir das Diskutieren gleich ganz sein lassen.“
Auf Hubers ethische Vorderungen reagierte Sarrazin laut „Berliner Morgenpost“ mit den Worten: „Man kann die Leute nicht mit Barmherzigkeit zuschütten.“ Mit Gutmenschentum könne man das Problem nicht lösen. Einig waren sich Huber und Sarrazin dann aber doch in einem Punkt: Die Geburtenquote in Deutschland sei zu gering, vor allem unter Akademikern. Huber jedoch führt das auf ein gesellschaftliches Klima zurück, dem der Mut zu Kindern fehlt. Sarrazin auf ökonomische Gründe, auf fehlende Anreize für junge, gebildete Frauen, eine Familie zu gründen.
Q: cma