EKD-Chef Schneider: „Innere Distanz zum Karneval“

Der Ratsvorsitzende der Evangelischen Kirche in Deutschland, Nikolaus Schneider, verspürt zwar selbst eine „innere Distanz“ zum Karneval, entsagen müssten die Protestanten der „fünften Jahreszeit“ jedoch nicht. Traditionell ist der Karneval unter Protestanten verpönt. Ein «elftes Gebot», das da lautet «Du sollst nicht Karneval feiern», gebe es allerdings nicht…, stellt Schneider klar. Protestanten müssten dem Karneval nicht unbedingt fernbleiben, schreibt Präses Schneiderim Magazin «chrismon» (Februarausgabe 2011). Dass Jesus auf einer Hochzeitgesellschaft Wasser in Wein verwandelt habe, sei auch keine Forderung nach nüchterner Enthaltsamkeit gewesen. Dennoch hätten evangelische Christen auch die Freiheit, das närrische Treiben zu meiden, betont Schneider.

Der Theologe aus der Jecken-Hochburg Düsseldorf, der selbst eine «innere Distanz» zum Karneval verspürt, erinnert an die Kritik des Reformators Martin Luther (1483-1546 ) an Fasching. Die mittelalterliche Kirche habe den Gläubigen in den Wochen vor der Passionszeit Ausschweifungen erlaubt, damit sie sich anschließend umso bereitwilliger auf ein «heiliges Fasten» einließen, erklärt Schneider. Luther habe aber bezweifelt, dass man «Zügellosigkeit» vorübergehend zulassen könne, ohne dass die Menschen ihr auf Dauer verfallen würden. Vor allem zielte er demnach aber gegen eine verordnete Fastenpflicht – für ihn der vergebliche Versuch, sich aus eigenen Kräften vor Gott zu rechtfertigen.

Bei aller berechtigten Kritik Luthers könne der Karneval heute aber auch anders verstanden werden, schreibt Präses Schneider: als Zeit, um dem Alltag den Spiegel vorzuhalten, Gewohntes zu hinterfragen oder die große Politik kritisch zu begleiten. «Oder einfach: um Spaß an der Freude zu haben», betont der Ratsvorsitzende. Sein Schluss: «Um Gottes und um unserer Seligkeit willen brauchen wir Protestanten dem Karneval nicht zu entsagen.»

Q: epd