Das Markus-Evangelium ist möglicherweise von einem Zeitzeugen Jesu Christi geschrieben worden. Das vermutet der US-amerikanische Handschriftenforscher Prof. Daniel B. Wallace (Dallas/Texas)…
Er hat nach eigenen Angaben sieben Fragmente mit Auszügen aus dem Neuen Testament entdeckt, von denen sechs aus dem zweiten Jahrhundert stammten und eins aus dem ersten. Dabei handele es sich um einen Auszug aus dem Markus-Evangelium. Diese Datierung habe ein von Wallace namentlich nicht genannter Handschriftenexperte als gesichert bestätigt. Wallace kündigte an, Details über Fundort, Datierung und Inhalt im nächsten Jahr zu veröffentlichen. Die bisher ältesten Abschriften des Markus-Evangeliums stammen aus dem frühen dritten Jahrhundert. Experten sind sich einig, dass eine Bestätigung von Wallaces Vermutung zu einer neuen Sicht über die Entstehung der Evangelien führen werde. Zum einen würde sich herausstellen, wie gut die späteren Handschriften mit der ursprünglichen Fassung übereinstimmen, und zum anderen wäre dies ein Hinweis darauf, dass die Verfasser der Evangelien zeitlich sehr nahe an den Berichten über das Leben, Sterben und Auferstehen Jesu Christi waren.
Deutscher Orientalist: Es wäre eine Sensation
Nach Angaben des deutschen Orientalisten Martin Heide, der als Privatdozent an der Universität Marburg lehrt, ist Wallace ein weltweit anerkannter und vertrauenswürdiger Wissenschaftler. In der Forschung sei es durchaus üblich, dass man auf wichtige Entdeckungen frühzeitig aufmerksam mache und erste Beurteilungen der Fachwelt mitteile, um sie zu einem späteren Zeitpunkt umfassend zu dokumentieren. Für Heide, der auch in der neutestamentlichen Textforschung tätig ist, wäre es eine Sensation, wenn Wallace recht hätte. Allerdings müsse man dessen künftige Veröffentlichung abwarten. (idea)