Gigantisch-geniale Kirchenmusik in drei Minuten

Sie blasen Choräle auf Gießkannen oder liegen singend mit dem Rücken auf Kirchenbänken: In einem neuen Video will der Bremer Musiker Micha Keding (36) innerhalb von drei Minuten die ganze Bandbreite der evangelischen Kirchenmusik zeigen: „Kirchenmusik ist nicht nur die sonntägliche Orgel oder der Kirchenchor, sondern sie reicht vom Blockflötenchor bis zur Rockband“, so Keding gegenüber dem epd. Das im Internet veröffentlichte Video, produziert im Auftrag der hannoverschen Landeskirche, …dient als Trailer zum Jahr der Kirchenmusik 2012 – in Hannover unter dem Motto „Gottesklang“.

Im November 2011 hatte Keding alle rund 1.500 kirchenmusikalischen Gruppen zwischen Göttingen und der Nordsee aufgerufen, sich an der Aktion zu beteiligen und sich mit kreativen Videoaufnahmen selbst vorzustellen.

Vorgegeben war dabei eine Reihe von Musikstücken in F-Dur von Händels „Halleluja“ bis zum Gospel „O Happy Day“ sowie ein bestimmtes musikalisches Tempo.

Rund 30 Gruppen und Einzelmusiker antworteten, darunter Kinder- und Jugendchöre, Kantoreien, Gospel- und Bläserchöre, drei Bands und ein Glockenspiel-Duo.

Das „Halleluja“ oder „Lobet den Herren“ erklingt dabei zum Teil an ungewöhnlichen Orten: Ein Posaunenchor spielt im Hühnerstall, Tenöre singen von einem Baugerüst unter dem Kirchendach.

Bei Mendelssohns Hochzeitsmarsch fährt die Kamera durch ein Spalier von Jugendlichen. Hunderte Musiker zwischen Bremerhaven und dem Harz, Osnabrück und Fleestedt bei Hamburg waren beteiligt, die Jüngsten sieben Jahre alt, der Älteste 86.

Sie lieferten insgesamt sechs Stunden Filmmaterial – auch aus der Hildesheimer Michaeliskirche, die zum Weltkulturerbe zählt, und aus der berühmten Stabkirche von Hahnenklee im Harz.

Keding, studierter Jazz-Musiker und Kontrabassist, wählte daraus 44 Szenen aus und schnitt sie auf drei Minuten zusammen. Keding schafft dabei mitunter rasante Übergänge von der Orgel zur E-Gitarre. „Ich will zeigen, wie viel Spaß Kirchenmusik machen kann.“

Keine andere Einrichtung bringe so viele Menschen zum Singen oder Musizieren wie die Kirche, sagt Keding. „Das ist der Raum, wo sich vieles entfalten kann.“ Die Kirche könne Räume, Instrumente und die nötige Logistik zur Verfügung stellen – und auch hauptamtliche Musiker, die andere anleiten.

In der hannoverschen Landeskirche sind nach eigenen Angaben 851 Chöre mit 25.000 Sängern aktiv, daneben 623 Posaunenchöre mit etwa 12.500 Bläsern und eine dreistellige Zahl von Gospelchören.

Bundesweit engagieren sich in der evangelischen Kirche mehr als eine halbe Million Christen in kirchlichen Chören und Instrumentalensembles; zusammen mit den Katholiken sind es mehr als eine Million.

(epd)