Weihnachten mit… Christian A. Schwarz: „Der Gottesdienst ist das eigentliche Beschenkt-Werden“

Der Theologe, Gemeindeforscher und Autor Christian A. Schwarz kocht für seine Familie traditionell ein opulentes Menü. Weihnachtsstress kennt er nicht…

Tradition ist bei uns seit Jahren, dass ich Heiligabend für ein feierlich-aufwändiges 7-Gang-Menü zuständig bin – dieses Jahr erstmals vegetarisch, da 3/5 unserer Familie zwischenzeitlich zu Vegetariern mutiert sind. Da ich mit Vor- und Zubereitung der 7 Gänge ganz gut zu tun habe, heißt es am 24. sehr zeitig aufstehen. Zubereitung und Bedienung am Tisch zelebriere ich als reinstes Ritual, jeden einzelnen Schritt, und sei er so banal wie das Zwiebelschneiden, als geradezu meditative Übung. Der Gottesdienst ist dann das eigentliche Beschenkt-Werden: Da kommt das räumlich und zeitlich so weit entfernte Ursprungsgeschehen mitten rein ins eigene Leben. Ich denke dann nicht nur an das, was „Inkarnation“ bedeutet; ich erlebe Inkarnation – live.

Die üppigen sich ums Weihnachtsfest rankenden Klischees (auch wenn ich selber darauf verzichten kann) nerven mich keineswegs. Obwohl ich selber weder Süßes noch Fleischiges noch Kommerzielles in der Weihnachtszeit brauche, gönne ich das doch jedem von Herzen, dem danach der Sinn steht. Was mich indessen schon nervt, ist das vielerorts zu hörende Klagen über den aus dem selbstinitiierten Trubel erwachsenden „Stress“. Das Wort „Weihnachtsstress“ ist für mich – wie schwarzer Schimmel oder heißer Schneeball – ein echtes Oxymoron. Arbeitsstress kenne ich und halte ihn auch weitgehend für unvermeidlich. Aber Weihnachtsstress – das kann doch nur dann geschehen, wenn buchstäblich alles falsch gelaufen ist.

Christian A. Schwarz / jesus.de