Papst Benedikt XVI. will sein Amt zum 28. Februar aufgeben und zurücktreten. Nach Angaben von Radio Vatikan begründete der 85-Jährige diesen Schritt mit seinem Gesundheitszustand. Seine geistigen und körperlichen Kräfte hätten in den vergangenen Monaten derart abgenommen, dass er seinen Dienst nicht mehr ausreichend ausführen könne, heißt es in einer in Rom verbreiteten Erklärung…
Er wolle daher am 28. Februar 2013 von seinem Amt zurücktreten, das er seit 2005 innehatte.
Regierungssprecher Steffen Seibert reagierte am Montag in Berlin betroffen auf den Rücktritt. Was immer die Gründe für die Rücktrittserklärung seien, dem aus Deutschland stammenden Papst gebühre der Dank, diese Weltkirche acht Jahre lang geleitet zu haben, sagte Seibert.
Die Bundesregierung habe »allerhöchsten Respekt für den heiligen Vater, für seine Leistung«.
Der Regierungssprecher geht nach eigenen Worten davon aus, dass sich Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU) im Laufe des Tages noch persönlich zum Rücktritt äußern wird.
Papst Benedikt XVI., der am 16. April dieses Jahres 86 Jahre alt wird, war für seinen Vorgänger Papst Johannes Paul II. rund 20 Jahre als Präfekt der vatikanischen Glaubenskongregation einer der engsten Berater gewesen.
Während des Zweiten Vatikanischen Konzils hatte der 1927 im bayerischen Marktl am Inn geborene Theologe als reformorientiert gegolten. Unter den Erfahrungen mit der Studentenrevolte der 68er-Generation wandelte der Theologieprofessor und spätere Erzbischof von München und Freising sich zunehmend zum konservativen Hüter der katholischen Tradition.
Durch die Betonung der katholischen Auffassung, dass den Protestanten nach katholischer Lehre kein Kirchenstatus zukommt, rief er im Jahr 2000 mit dem Dokument »Dominus Iesus« Irritationen im ökumenischen Dialog hervor.
Für Aufsehen während seines bisherigen Pontifikats sorgte auch die die Aufhebung der Exkommunikation von vier Bischöfen der ultrakonservativen Pius-Bruderschaft, darunter des Holocaust-Leugners Richard Williamson, sowie die Missbrauchsskandale in verschiedenen Ländern.
Zu seinem Rücktritt erklärte Benedikt jetzt laut Radio Vatikan: »Nachdem ich wiederholt mein Gewissen vor Gott geprüft habe, bin ich zur Gewissheit gelangt, dass meine Kräfte infolge des vorgerückten Alters nicht mehr geeignet sind, um in angemessener Weise den Petrusdienst auszuüben.
Um »das Schifflein Petri zu steuern und das Evangelium zu verkünden» sei sowohl die «Kraft des Köpers als auch die Kraft des Geistes notwendig«. Diese Kraft habe in den vergangenen Monaten »in mir derart abgenommen hat, dass ich mein Unvermögen erkennen muss, den mir anvertrauten Dienst weiter gut auszuführen«, heißt es in der Erklärung weiter.
Benedikt erklärte: »Im Bewusstsein des Ernstes dieses Aktes erkläre ich daher mit voller Freiheit, auf das Amt des Bischofs von Rom, des Nachfolgers Petri, das mir durch die Hand der Kardinäle am 19. April 2005 anvertraut wurde, zu verzichten, so dass ab dem 28. Februar 2013, um 20.00 Uhr, der Bischofssitz von Rom, der Stuhl des heiligen Petrus, vakant sein wird und von denen, in deren Zuständigkeit es fällt, das Konklave zur Wahl des neuen Papstes zusammengerufen werden muss.«
epd
>> „Großer Respekt“:
Stimmen zu Benedikts Rücktritt >>
>> 22.09.2011:
Benedikt XVI. in Deutschland – FACTS & LINKS auf obere-nahe.de >>
Evangelischer Impuls von Pfr. Clemens Bittlinger (2008):
Dokumentation aus dem Vatikan: Die Erklärung des Papstes zu seinem Rücktritt
Papst Benedikt XVI. wird am 28. Februar zurücktreten.
Während des Konsistoriums am Montag in Rom verlas er eine Erklärung, die der Evangelische Pressedienst (epd) nach Angaben von Radio Vatikan dokumentiert:
Liebe Mitbrüder!
Ich habe euch zu diesem Konsistorium nicht nur wegen drei Heiligsprechungen zusammengerufen, sondern auch um euch eine Entscheidung von großer Wichtigkeit für das Leben der Kirche mitzuteilen. Nachdem ich wiederholt mein Gewissen vor Gott geprüft habe, bin ich zur Gewissheit gelangt, dass meine Kräfte infolge des vorgerückten Alters nicht mehr geeignet sind, um in angemessener Weise den Petrusdienst auszuüben.
Ich bin mir sehr bewusst, dass dieser Dienst wegen seines geistlichen Wesens nicht nur durch Taten und Worte ausgeübt werden darf, sondern nicht weniger durch Leiden und durch Gebet. Aber die Welt, die sich so schnell verändert, wird heute durch Fragen, die für das Leben des Glaubens von großer Bedeutung sind, hin- und hergeworfen.
Um trotzdem das Schifflein Petri zu steuern und das Evangelium zu verkünden, ist sowohl die Kraft des Köpers als auch die Kraft des Geistes notwendig, eine Kraft, die in den vergangenen Monaten in mir derart abgenommen hat, dass ich mein Unvermögen erkennen muss, den mir anvertrauten Dienst weiter gut auszuführen.
Im Bewusstsein des Ernstes dieses Aktes erkläre ich daher mit voller Freiheit, auf das Amt des Bischofs von Rom, des Nachfolgers Petri, das mir durch die Hand der Kardinäle am 19. April 2005 anvertraut wurde, zu verzichten, so dass ab dem 28. Februar 2013, um 20.00 Uhr, der Bischofssitz von Rom, der Stuhl des heiligen Petrus, vakant sein wird und von denen, in deren Zuständigkeit es fällt, das Konklave zur Wahl des neuen Papstes zusammengerufen werden muss.
Liebe Mitbrüder, ich danke euch von ganzem Herzen für alle Liebe und Arbeit, womit ihr mit mir die Last meines Amtes getragen habt, und ich bitte euch um Verzeihung für alle meine Fehler. Nun wollen wir die Heilige Kirche der Sorge des höchsten Hirten, unseres Herrn Jesus Christus, anempfehlen.
Und bitten wir seine heilige Mutter Maria, damit sie den Kardinälen bei der Wahl des neuen Papstes mit ihrer mütterlichen Güte beistehe.
Was mich selbst betrifft, so möchte ich auch in Zukunft der Heiligen Kirche Gottes mit ganzem Herzen durch ein Leben im Gebet dienen.
Aus dem Vatikan, 10. Februar 2013
epd
Die deutschen Päpste
In der Geschichte der katholischen Kirche gab es bislang acht deutsche Päpste. Die Vorgänger von Benedikt XVI. waren:
Gregor V. (996-999): Sohn des Herzogs Otto von Kärnten. Er ist der erste deutsche Papst und mit 24 Jahren einer der jüngsten Päpste in der Geschichte. Seine Amtszeit ist geprägt von Machtkämpfen in Rom und der Einsetzung eines Gegenpapstes. In den Streitigkeiten setzte sich Gregor durch, starb aber nur drei Jahre nach Amtsantritt an Malaria.
Clemens II. (1046-1047): Bürgerlicher Name Suidger. Er fasste einen Synodalbeschluss gegen den Kauf kirchlicher Ämter. Sein Grab im Bamberger Dom ist das einzige Papstgrab nördlich der Alpen.
Damasus II. (1048): Mit nur 23 Tagen ist Damasus II. der Papst mit der kürzesten Amtszeit in der Geschichte des Papsttums. Damasus, der mit weltlichen Namen Poppo von Brixen hieß, wurde mit Waffengewalt auf den Papststuhl gezwungen. Seine Todesursache ist ungeklärt.
Leo IX. (1049-1054): Stammt aus der elsässischen Grafenfamilie Egisheim-Dagsburg und gilt als der bedeutendste deutsche Papst. Verfasste die Programmschrift »dictatus papae«, in der er unter anderem die Vormachtstellung des Papstes bei der Absetzung von Bischöfen und des Kaisers sowie bei der Festlegung von Gesetzen festlegte. Er kämpfte gegen Ämterkauf und gegen geistliche Ämter für Laien. Leo IX. war wohl einer der reiselustigsten Päpste – von fünf Amtsjahren verbrachte er nur etwa sechs Monate in Rom.
Viktor II. (1055-1057): Sohn schwäbischer Grafen. Der letzte Papst, der vom Kaiser eingesetzt wurde, führte Kirchenreformen seines Vorgängers weiter. Ging gegen Ämterkauf, den Verkauf von Kirchengütern und die Heirat von Priestern vor.
Stephan IX. (1057-1058): Mit weltlichem Namen Friedrich von Lothringen. Setzte Kirchenreformen seiner Vorgänger fort, insbesondere die Durchsetzung des Zölibats und gegen den Ämterkauf.
Hadrian VI. (1522-1523): Geboren als Sohn eines Zimmermanns in Utrecht. Studierte Philosophie, Theologie und Kirchenrecht. Vor seinem Papstamt war er Professor und Kanzler der Universität von Löwen. Papst zur Zeit der Reformation, versuchte vergeblich die Ächtung Martin Luthers (1483-1546) durchzusetzen.