Ostern – mehr als ein Frühlingsfest? Wie lassen sich alte Traditionen und Inhalte neu erleben und gestalten? Ideen von Osterkrippe über Osterkerze bis Ostermarsch…
Mehr Geschenke – weniger Wissen
Das Osterfest ist neben dem Weihnachtsfest das Fest im Kirchenjahr, das sich in der allgemeinen gesellschaftlichen Festkultur am deutlichsten niederschlägt. Während der Anlass des Weihnachtsfestes – die Geburt Jesu – bei den meisten Menschen präsent ist, sieht das beim Osterfest anders aus: Nur noch jeder zweite Befragte konnte bei einer Umfrage sagen, warum Ostern gefeiert wird. Auf die Frage: „Was fällt Ihnen zu Ostern ein?“, antwortete die Mehrzahl der Befragten: „Ostereier, Osterhase, Frühlingserwachen, Autobahnstau“. Ostern wird im Bewusstsein weiter Kreise der Bevölkerung mehr und mehr zu dem, was es vor der Christianisierung war: ein Frühlingsfest. Das Wissen um die christlichen Inhalte des theologisch bedeutendsten Festes der Christenheit schwindet rasant.
Parallel dazu gibt es Versuche des Handels, auch das Osterfest als Geschenkezeit zu etablieren. Zwar fallen die Präsente noch nicht so groß wie an zu Weihnachten aus, aber die Tendenz zu „mehr Geschenke – weniger Wissen“ ist eindeutig.
Alles hat seine Zeit
Wer mit Kindern und Jugendlichen an – in vielen Familien selbst bei fast erwachsenden Kindern beliebten – Sitten wie Ostereierfärben und -suchen, ein Nest für den Osterhasen bauen, ein Osterfeuer entzünden und das Haus mit Frühlingssträußen schmücken, anknüpfen will, sollte zumindest deren Symbolgehalt kennen und darauf achten, dass alles seine Zeit hat: Das Haus wird erst Ostern festlich geschmückt, die Eier gibt es erst am Ostersonntag.
Ideen für die Familie
Die Tage zwischen Palmsonntag und Ostern laden dazu ein, sie gemeinsam als Familie zu gestalten. Vor allem ältere Kinder sollten in Überlegungen zur Gestaltung einbezogen werden.
Diskutiert werden könnten dabei folgende Anregungen:
Wo können und wollen wir gemeindliche Angebote zu Passion und Ostern nutzen? An jedem Tag der Zeit zwischen Palmsonntag und Ostersonntag wird im Anschluss an eine gemeinsame Abendmahlzeit ein Abschnitt aus den biblischen Passionsberichten gelesen.
Im Verlauf der Karwoche kann gemeinsam eine Osterkrippe gestaltet werden. Dabei ist in manchen Familien zu Ostern dieselbe Höhle im Einsatz wie zu Weihnachten. Eine Höhle in einem Baumstumpf kann an Weihnachten für die Unterbringung der Krippe und in der Karwoche sowie an Ostern als Berg Golgatha und als Grabhöhle dienen.
Der Aufbau der Krippe beginnt möglichst schon am Palmsonntag. An den Einzug Jesu in Jerusalem erinnert ein Sträußchen aus Weiden oder Buchsbaum – dem heimischen Ersatz für die Palmzweige.
An jedem Abend der Karwoche werden nach dem Lesen des Bibeltextes Figuren aus Ton oder anderem Material in der Osterkrippe platziert. So entsteht der Passionsweg bis hin zum Ostermorgen, an dem eine Osterkerze auf den Auferstandenen hinweist.
Auch eine Osterkerze, die ihre frühesten Wurzeln in der Liturgie der frühen Christenheit hat, lädt zum Gestalten ein. Dazu wird Wachsfolie ausgeschnitten und auf eine dicke weiße Kerze gedrückt. Als Symbole eignen sich ein Kreuz mit Alpha und Omega und der jeweiligen Jahreszahl. Die Osterkerze symbolisiert den Sieg des Lebens über den Tod.
In vielen Familien wird statt einer Osterkerze auch die Taufkerze auf den festlich geschmückten Ostertisch gestellt. Weit verbreitet sind Osternacht- oder Frühgottesdienste, in denen man kann eine eigene Kerze an diesem Osterlicht entzünden und das Osterlicht mit nach Hause nehmen kann. Womöglich wird die Osterkerze am Tauftag eines Familienmitglieds wieder entzündet. Auch an den Sonntagen kann sie brennen: Denn jeder Sonntag erinnert an das Osterfest.
In der Passionswoche könnte auch das bewusste gemeinsame Anschauen der Stationen des Leidensweges Jesu zum Kreuz in einer Kirche Gegenstand einer Familienaktivität sein. Kennen wir diese Stationen – Wo finden sie sich in den biblischen Erzählungen? Wie berühren sie uns?
Wo es einen Computer mit Internetanschluss gibt, lassen ältere Kinder sich womöglich gern zu verschiedenen Recherche-Aufträgen motivieren, deren Ergebnisse am Familientisch besprochen werden können: Woher kommt der Begriff Ostern? Woher haben der Gründonnerstag und Karfreitag ihren Namen? Woher kommt der Brauch eines Osterfeuers? Was hat es mit gebackenen Osterlämmern auf sich? Wieso gibt es am Karfreitag Fisch? Was hat Ostern mit dem Passahfest zu tun?
Auch die Mediennutzung kann Gegenstand von Beratung sein: Gönnen wir uns am Karfreitag einen Tag ohne Computer und Fernsehen und Musik? Eine andere Möglichkeit ist es, sich für die Osterwoche gezielt Musik oder Filme zu besorgen, die sich mit dem biblischen Geschehen auseinandersetzen.
Neben dem in vielen Familien obligatorischen Familienspaziergang, der in manchen Regionen mit der Sitte des Eierwerfens verbunden ist, ist auch denkbar, die Teilnahme an einem Ostermarsch zu erwägen: Schließlich ist Ostern Aufstand des Lebens gegen den Tod.
(zur Passionszeit 2013 im Netz gefunden – Text: K. Vorländer, Nümbrecht)