Die Kirchenberichterstattung in den Hauptnachrichtensendungen des deutschen Fernsehens ist im vergangenen Jahr sprunghaft gestiegen. Insgesamt widmeten Tagesschau und Tagesthemen (ARD), heute und heute-journal (ZDF), RTL aktuell und Sat.1 Nachrichten 1.016 Minuten kirchlichen Themen. 2012 waren es weniger als ein Drittel, nämlich 313 Minuten. Das geht aus einer Untersuchung… des Kölner Instituts für empirische Medienforschung (IFEM) hervor, die die Fachzeitschrift „Media Perspektiven“ (Frankfurt am Main) veröffentlicht hat. Sie wird im Auftrag der Arbeitsgemeinschaft der ARD-Werbegesellschaften herausgegeben. Ursache für die Ausweitung der Kirchenberichterstattung waren drei katholische Ereignisse: im Februar der überraschende Rücktritt von Papst Benedikt XVI., im März die Wahl seines Nachfolgers, Papst Franziskus, und im Oktober die Affäre um den inzwischen suspendierten Limburger Bischof Franz-Peter Tebartz-van Elst wegen der explodierenden Baukosten für seine Residenz. Besonders ausgiebig widmeten sich die Tagesthemen und das heute-journal diesen Themen, heißt es in der Zeitschrift.
Öffentlich-rechtliche Sender vor privaten
Insgesamt nahmen im vorigen Jahr Kirchenthemen bei den Tagesthemen 249 Minuten in Anspruch (2012: 62 Minuten); im heute-journal waren es 240 Minuten (2012: 60). Hinzu kamen in der Tagesschau 155 Minuten Kirchenberichterstattung (2012: 80) und in „heute“ 159 Minuten (2012: 57). Die privaten Sender fallen hier deutlich zurück: RTL aktuell berichtete 119 Minuten über Kirchenthemen (2012: 32) und die Sat.1-Nachrichten 94 Minuten (2012: 22).
Religion bleibt ein Randthema
Trotz des Anstiegs bleiben Kirche und Religion in den wichtigsten Nachrichtensendungen Randthemen. Insgesamt beanspruchten sie im vorigen Jahr zwei Prozent der gesamten Sendezeit; freilich verdoppelte sich ihr Anteil gegenüber 2012. Bei Tagesschau, Tagesthemen und heute-journal kamen Kirchennachrichten auf je drei Prozent, bei „heute“, RTL aktuell und den Sat.1-Nachrichten auf jeweils zwei Prozent.
Protestanten unter „ferner liefen“
Von 2005 bis 2011 entfielen den jährlichen IFEM-Untersuchungen zufolge insgesamt 1,5 Prozent der Nachrichten auf Religion und Kirche. Zum Vergleich: Beim Fußball waren es 2,6 Prozent. Auch in diesem Zeitraum standen Ereignisse aus dem Katholizismus im Vordergrund: 2005 waren es der Tod von Papst Johannes Paul II. und die Wahl von Kardinal Joseph Ratzinger zu seinem Nachfolger, im Jahr 2010 die ans Licht gekommenen Fälle sexuellen Missbrauchs. Die evangelische Kirche taucht an der Spitze der Berichterstattung nicht auf. Selbst die Wahl der hannoverschen Landesbischöfin Margot Käßmann zur EKD-Ratsvorsitzenden im November 2009 und ihr spektakulärer Rücktritt von ihren Kirchenämtern nach einer polizeilich festgestellten Alkoholfahrt drei Monate später schafften es nicht an die Jahresspitze der Fernsehnachrichten. idea