Die „Welt am Sonntag“ (Berlin) beobachtet einen Trend: Viele können mit der Kirche gar nichts mehr anfangen, andere wollen sich endlich aktiv beteiligen: „Wie an einem Grabenbruch nämlich reißt die deutsche Glaubenslandschaft entzwei. Immer größer wird der Abstand zwischen den Uninteressierten, denen Religion völlig egal ist, und jenen Christen, die sich … mit zunehmender Intensität auf das kirchliche Leben einlassen. Diese Spreizung hat kürzlich eine Studie der Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD) auch in deren eigener Mitgliedschaft offenbart. Immer mehr Protestanten fühlen sich ihrer Kirche ‚kaum’ oder ‚überhaupt nicht’ verbunden. Auf 32 Prozent ist ihr Anteil bei den Evangelischen gestiegen. Man zahlt zwar noch Kirchensteuer, erwartet sonst aber überhaupt nichts mehr. Gleichzeitig sind mittlerweile 43 Prozent der Kirche ‚sehr’ oder ‚ziemlich verbunden’. … Entweder ganz oder gar nicht. Entweder mitmachen oder weggehen. Das zwingt die Kirchen zum Umdenken. Sie müssen lernen, dass da draußen nicht mehr ein Riesenpotenzial von Halbchristen der kirchlichen Versorgung harrt. Schon wird, zumal in der evangelischen Kirche, heftig diskutiert, was daraus für die Missionierung folgt. Hat die überhaupt noch Sinn?“
Tagesspiegel: Vertrauen zum Glauben
Der „Tagesspiegel“ (Berlin) nimmt Ostern zum Anlass, eine gegenläufige Entwicklung bei den Kirchenmitgliedern im Ost- und Westteil der Stadt zu thematisieren: „In den östlichen Stadtbezirken hat sich die Zahl der Christen in den letzten 20 Jahren von einem niedrigen Niveau aus verdoppelt, im Westteil ist sie von einem weit höheren Ausgangspunkt um 30 bis 50 Prozent zurückgegangen. Ein Fest voller Freude wie Ostern fordert geradezu heraus, über dieses Gegeneinander von Aufstieg auf der einen und Niedergang auf der anderen Seite nachzudenken.“
Süddeutsche Zeitung: Leben auch im Sterben
Die Süddeutsche Zeitung (München) beschäftigt sich unter anderem mit dem Verhältnis von Jesu Auferstehung und der Debatte um aktive Sterbehilfe: „Jeder weiß, was eine Geburt ist. Was es mit der Auferstehung auf sich hat, weiß keiner so recht. … Fast immer ist der Ruf nach aktiver Sterbehilfe, die Forderung an den Arzt also, ein tödliches Mittel zu geben, auch ein Ruf nach Kommunikation. Der Satz ‚Ich will nicht mehr leben’ heißt übersetzt nicht selten ‚Ich will so nicht mehr leben.’ Der Todeswunsch ist meist ein Wunsch nach Veränderung des Lebens am Ende des Lebens, ein Ruf nach Kontakt und Zuwendung, ein Aufschrei gegen das Gefühl der Verlassenheit und Nutzlosigkeit. Es gibt ja nicht nur den biologischen Tod, sondern auch den sozialen. Ein Mensch kann tot sein schon vor dem Tod: wenn kein Leben mehr in seinem Leben ist, wenn niemand mehr Zeit hat für ihn, wenn er abgeschoben ist. Auferstehung heißt dann Aufstand und Widerstand – gegen die Medizintechnik, gegen angebliche ökonomische Zwänge, gegen Bequemlichkeit, gegen zu enge Vorschriften. Wenn ein Mensch auf der letzten Strecke des Lebens die Todesangst verliert und in Frieden mit sich und den anderen sterben darf: Das kann Auferstehung sein.“
Neue Zürcher Zeitung: Auferstehung – und Wiedergeburt
Die Neue Zürcher Zeitung erinnert anhand von Goethes Osterspaziergang daran, dass Christen mit der Auferstehung Jesu auch ihre eigene – zukünftige – Auferstehung feiern: „Die ‚letzten Dinge’, über die naturgemäß wenig gewusst wird, fordern nicht nur den Glauben, sie fordern auch die Phantasie heraus – und überfordern sie mitunter. Das taten sie bereits in der Frühzeit des Christentums, als das Ende aller Tage im Erwartungshorizont der Anhänger Jesu sehr nahe war. In seinem ersten Brief an die Korinther sieht Paulus sich veranlasst, dies zu schreiben: ‚Aber – so wird einer fragen: Wie werden denn die Toten auferweckt? In was für einen Leib werden sie kommen? – Du Tor! Was Du säst, wird nicht zum Leben erweckt, wenn es nicht stirbt. Und was säst Du? Nicht den zukünftigen Leib säst Du, sondern ein nacktes Korn. Gesät wird ein natürlicher Leib, auferweckt wird ein geistlicher Leib.’ Es wird also wohl in der Sprache des zweiten Teils der Faust-Tragödie, ein Leib ohne Erdenrest. Wie aber ein solcher pneumatischer Leib aussehen könnte, ein Leib – soviel weiß Paulus immerhin – der ohne Fleisch und Blut auskommen muss, welche feinstoffliche Zusammensetzung er aufweisen mag und ob die beim Ton der letzten Posaune ‚im Nu’ Verwandelten noch wie die Osterspaziergänger zu jauchzen nötig haben, um ihrer Glückseligkeit Ausdruck zu verleihen – das alles sind Fragen, auf die im grobstofflichen Diesseits schwerlich letztgültige Antworten zu erhalten sein werden. Die Neugier der Erlösungsbedürftigen wird sich gedulden müssen.“
Sächsische Zeitung: Was ist Auferstehung?
Für Menschen, die mit Gott nichts anfangen können, ist Ostern ein schwieriges Fest, findet die „Sächsische Zeitung“ (Dresden): „Ich bin oft beim Sterben dabei. Wohin gehen sie dann? Was ist Auferstehung? Welche verständlichen Bilder soll ich in einer dreidimensionalen Welt verwenden, um die fünfte, sechste oder zehnte Dimension zu beschreiben? … Ich denke an die Geschichte, wo der Alte Fritz der Amtsenthebung eines Pfarrers zustimmen sollte, weil der erklärt hatte, dass er aus Vernunftgründen nicht an die Auferstehung der Toten glauben könne. Der König soll die Eingabe mit folgenden Worten abgewiesen haben: ‚Dit is janz und jar seine Sache, wenn er nicht auferstehen will, denn soll er doch meinetwejen am Jüngstn Tach liejen bleibm.’“
Frankfurter Allgemeine Sonntagszeitung: Ein Fingerzeig Gottes
Die Frankfurter Allgemeine Sonntagszeitung geht dem Phänomen nach, warum immer mehr Eltern ihr Kind taufen lassen, obwohl sie selbst nicht in der Kirche sind: „’Warum glauben Sie, dass Ihr Kind in die Kirche muss, wenn Sie nicht drin sind?’ Immer mehr Eltern scheinen auf diese Frage eine gute Antwort zu wissen. Denn während die Zahl der Taufen seit Jahren rückläufig ist und sich in den letzten 20 Jahren in beiden Kirchen fast halbiert hat, werden jedes Jahr mehr Kinder getauft, deren Eltern nicht in der Kirche sind. Bei den Protestanten stieg der Anteil der Täuflinge, die keinen evangelischen Elternteil hatten, zwischen 1997 und 2011 um drei Viertel auf knapp 10.000 – von 3,3 auf 5,7 Prozent. Bei den Katholiken ist der Zuwachs noch deutlicher: Hier stieg der Anteil der Täuflinge, bei denen weder Vater noch Mutter katholisch waren, zwischen 1997 und 2012 von einem auf 2,4 Prozent (knapp 4.000 Kinder) und hat sich somit mehr als verdoppelt.“
Bild am Sonntag: Jesus Christ Superstar
Die „Bild am Sonntag“ (Berlin) geht der Frage nach, welche Bedeutung der Sohn Gottes heute noch für die Deutschen hat: „Ist Jesus also immer noch ein Superstar? Auf jeden Fall kommen die jungen Stars der Showbranche nicht an ihm vorbei. Lady Gaga (28) besingt ihn (‚Black Jesu’, ‚Judas’), Justin Bieber (20) hat sich sogar ein Antlitz des Erlösers auf die linke Wade tätowieren lassen. Und dass der deutsche Sänger Xavier Naidoo (42) täglich betet, hat er schon mehr als einmal verkündet. Ist Jesus cool? Diese unheilige Frage beantwortet der Passauer Theologieprofessor Hans Medl (53) so: ‚Den sanften und verklärten Jesus, der für Nächstenliebe steht, finden Jugendliche eher langweilig.’ Attraktiv sei der kantige, herausfordernde Jesus. Der Mann, der sich Outlaws, Prostituierten und Kriminellen zuwendet. Der rebellische Prophet, der Lebens- und Zeitumstände kritisiert, komme gut an.“ idea