Stationen im Leben Martin Luthers

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„Was rülpset und f… ihr nicht, hat es euch nicht geschmacket?” Solche und ähnliche Sprüche gab Martin Luther gern von sich. Er war ein bodenständiger Mensch, der sagte, was er dachte. In einer Zeit, in der Päpste und Priester nicht mehr nach dem Vorbild Jesu Christi, sondern vielmehr in Saus und Braus lebten, rief der Augustinermönch zu mehr Demut und Frömmigkeit auf. Natürlich machte er sich damit in der Kirche keine Freunde. Doch das schien Luther nicht zu stören. Er ging sogar noch weiter und sagte, dass das persönliche Verhältnis des Einzelnen zu Gott viel wichtiger sei als sein Verhältnis zur Kirche. Denn Luther hielt Priester und kirchliche Rituale für unnötig: „Wenn ich nur ganz fest an Gott glaube, auf ihn mit ganzem Herzen vertraue, dann schenkt er mir das ewige Leben. Durch meine Werke kann ich es nicht erlangen. Der Glaube allein muss genügen.” Die wichtigste Grundlage für einen Christen war deshalb nach Luthers Ansicht die Bibel. Deshalb übersetzte er sie auch in die deutsche Volkssprache. Die Heilige Schrift sollte nicht mehr nur den gelehrten Geistlichen zugänglich sein. Jedermann sollte die Möglichkeit haben, das Evangelium zu lesen, um gewissermaßen sein eigener Priester zu werden.

ZURÜCK ZU DEN WURZELN

Luther verwarf viele religiöse Gebräuche und Glaubenssätze, die die Kirche im Mittelalter entwickelt hatte. Er wollte zurück zum ursprünglichen Christentum, so wie es im Neuen Testament beschrieben wird. Sein Erneuerungseifer schuf ihm viele Freunde im Volk – aber auch die Feindschaft der Obrigkeit. Als Luther sich weigerte, seine Ansichten zu ändern, wurde er aus der Kirche verbannt und vom Kaiser geächtet. Das heißt, Luther wurde aus der Gemeinschaft ausgeschlossen, und jeder durfte ihn töten, ohne bestraft zu werden. Doch es gab auch Fürsten, die Luther unterstützten. Darunter nicht wenige, die den Glaubensstreit als willkommene Gelegenheit betrachteten, sich von Papst und Kaiser zu lösen. Luther leitete mit seinen Erneuerungsbestrebungen die Zeit der Reformation (Erneuerung) ein, in der die Vorherrschaft der katholischen Kirche zu Ende ging. Gleichzeitig leitete er ungewollt den Zerfall des Heiligen Römischen Reiches deutscher Nation ein, da im Streit um den richtigen Glauben viele Religionskriege geführt wurden.

KINDHEIT UND JUGEND

Luther kam am 10. November 1483 in Eisleben zur Welt. Kurz nach seiner Geburt machte sein Vater in Mansfeld sein Glück im Kupferbergbau. Dort besuchte Luther die strenge Lateinschule, wo er ein stiller, aber begabter Schüler war. 1497 ging er in Magdeburg auf die Schule und im Jahr darauf auf die städtische Pfarrschule in Eisenach, wo er bei Verwandten lebte. Luthers Eltern, die mittlerweile reich und angesehen waren, wollten ihrem Sohn eine gute Ausbildung ermöglichen. Deshalb schickten sie ihn nach Erfurt, damit er an der Universität Rechtswissenschaft studierte.

VOM STUDENTEN ZUM MÖNCH

Doch zum Ärger seines Vaters und der Überraschung seiner Freunde, die ihn als lustigen und fröhlichen Jungen kannten, brach Luther plötzlich sein Studium ab. Luther hatte nämlich ein Erlebnis, das sein Leben veränderte: Er geriet bei einer Reise in ein schweres Gewitter. In seiner Nähe schlug ein Blitz ein, und der junge Mann wurde von der Wucht des Blitzes sogar zu Boden geschleudert. Luther betete, dass er Mönch werden würde, wenn Gott ihn heil aus dem Unwetter herausbrächte. Dieses Versprechen erfüllte Luther, indem er am 17. Juli 1505 als Novize (Neuling) in das Erfurter Kloster der Augustiner-Eremiten eintrat. In einem Kloster herrschen strenge Ordensregeln, und Luther musste nun jeden Tag sehr früh aufstehen, beten, arbeiten und fasten. Und auch wenn ihm dass bestimmt nicht immer leicht fiel, stand er zu seiner Entscheidung. Er beschäftigte sich sehr viel mit der Bibel und sein Glauben an Gott wurde immer tiefer.

DER ABLASSHANDEL

Nach dem Studium der Theologie wurde Luther Priester und erhielt 1512 eine Arbeitsstelle als Professor an der Universität von Wittenberg. Zwei Jahre später wurde er Prediger an der dortigen Stadtkirche. Schon bald fiel ihm auf, dass viele Mitglieder seiner Gemeinde statt zur Beichte zu kommen, lieber Ablassbriefe kauften. Ablassbriefe sind Urkunden, die dem Käufer die Vergebung seiner Schuld versprechen. Luther war entsetzt: Er war der Ansicht, das man Gottes Vergebung auf keinen Fall mit Geld erkaufen könne, und beschloss, etwas gegen den Ablasshandel zu unternehmen.

Am 31. Oktober 1517 fasste Luther seine Kritik an den Ablassbriefen in 95 Thesen (Lehrsätze) zusammen und ließ sie in lateinischer Sprache drucken. Dann verschickte er sie an seinen Bischof und an einige Theologieprofessoren und forderte sie auf, gegen den Ablasshandel vorzugehen. Weiterhin erklärte Luther in seinen Thesen, dass die Gläubigen den Papst und die vielen Kirchenversammlungen, die Konzilien, überhaupt nicht brauchen. Allein die Bibel sei als Grundlage für den Glauben genug. Luthers Kritik gefiel den Vertretern der Kirche überhaupt nicht. Seine Thesen und weitere kritische Schriften brachten ihm schließlich eine Anklage als Ketzer (Irrgläubiger) ein.

Schmutzige Geschäfte
Luther regte sich besonders über den Grund des Geschäftes mit dem Ablasshandel auf: Der Papst brauchte nämlich Geld für den Bau des prächtigen Petersdoms in Rom und versuchte durch den Verkauf von Ablassbriefen dem Volk das Geld aus der Tasche zu ziehen.

„JUNKER JÖRG”

Luthers Thesen und Schriften verbreiteten sich rasch und wurden auch ins Deutsche übersetzt. So konnten alle Menschen lesen, was er zu sagen hatte, und viele stimmten ihm zu, dass die katholische Kirche dringend erneuert werden müsse. Nicht nur der Kirche, auch dem Kaiser gefielen Luthers Worte nicht. Deswegen holte Kaiser Karl V. den rebellischen Mönch am 18. April 1521 vor den Reichstag in Worms. Der Kaiser forderte Luther auf, seine Lehren zu widerrufen. Luther weigerte sich jedoch, und so belegte ihn der Kaiser mit der „Reichsacht”, so dass jetzt jeder Luther ungestraft töten konnte. Außerdem wurde Luther aus der katholischen Kirche ausgeschlossen. Doch er hatte viele Freunde: Der sächsische Kurfürst Friedrich der Weise brachte ihn durch eine vorgetäuschte Entführung in Sicherheit. Er versteckte ihn auf der Wartburg bei Eisenach, wo Luther mit Bart und langem Haar ein knappes Jahr unter dem falschen Namen „Junker Jörg” lebte. In dieser Zeit übersetzte Luther das Neue Testament ins Deutsche.

Während der Reformator sich auf der Wartburg verstecken musste, führten seine Anhänger praktische Neuerungen in der Kirche ein. Mönche verließen die Klöster, und Priester nahmen sich Ehefrauen, etwas, was in der katholischen Kirche noch heute streng verboten ist. Der Theologe Philipp Melanchthon, ein enger Freund Luthers, legte erstmals die lutherische Lehre schriftlich nieder.

Luthers Bibelübersetzung
Für Luther war es wichtig, dass nicht nur Priester und Gelehrte die Bibel lesen konnten. Deswegen bemühte er sich, die Bibel so zu übersetzen, dass auch das einfache Volk die Worte verstehen konnte. Das ist ihm auch gelungen. Denn er schuf mit der Übersetzung des Neuen und Alten Testaments nicht nur eine allgemeinverständliche Bibel, sondern auch die Grundlage der hochdeutschen Schriftsprache.

BILDERSTÜRMER UND SCHWÄRMER

Luther hatte in seiner Auseinandersetzung mit der katholischen Kirche auch deren Brauch kritisiert, Gott, Jesus und Heilige auf Bildern zu verehren. Diese Kritik an der Bilderverehrung verstanden religiöse Eiferer als Aufforderung zur Zerstörung kirchlicher Kunstwerke. Als Luther von dem so genannten Bildersturm erfuhr, kehrte er 1522 nach Wittenberg zurück, um mit den Anstiftern zu sprechen und sie zur Vernunft zu bringen. In den folgenden Jahren ging Luther auf Reisen durch Deutschland und erläuterte den Menschen seine neue Lehre. Immer wieder erklärte er den Menschen die Bibel und dass allein der Glaube an Gott sie von ihren Sünden befreien kann.

Die Kirchenspaltung
Der Streit um den richtigen Glauben war jedoch lange nicht zu Ende. Während die katholische Kirche alle Reformvorschläge Luthers ablehnte, arbeiteten die Anhänger Luthers weiter an seinen Vorschlägen. Schließlich spaltete sich die reformierte evangelische Kirche von der katholischen ab.

LUTHERS LETZTE JAHRE

1525 heiratete Luther die ehemalige Nonne Katharina von Bora. Die beiden bekamen sechs Kinder, von denen allerdings drei frühzeitig starben. In den letzten Jahrzehnten übersetzte Luther das Alte Testament ins Deutsche, schrieb verschiedene Gebetbüchlein sowie den großen und den kleinen Katechismus. Bis zum Schluss predigte er und unterrichtete als Professor an der Universität. Weiterhin baute er im Auftrag des Kurfürsten in Sachsen eine evangelische Kirche auf. Martin Luther starb am 18. Februar 1546 während einer Reise in seine Geburtsstadt Eisleben. Seine letzten Worte waren: „In deine Hände befehle ich meinen Geist. Du hast mich erlöst, Herr, du treuer Gott.”

Für Kinder und Jugendliche
verfasst von: Roland Detsch

Erwachsenensprache:

1.) Martin Luther wurde am 10. November 1483 als Sohn von Hans und Margarete Luder in Eisleben geboren. Als zweites von neun Kindern eines Bergwerk-Besitzers und Ratsherrn wuchs er in bescheidenem Wohlstand auf. Zwischen 1501 und 1505 absolvierte er in Erfurt an einer der wichtigsten mitteldeutschen Universitäten die akademische Grundausbildung und schloss das Studium mit „Magister Artium“ ab. Dem Wunsch des Vaters entsprechend nahm er das Jurastudium auf, das allerdings schon sehr bald durch ein Blitzereignis beendet wurde und Luthers Leben verändern sollte.2.) Auf dem Rückweg vom Besuch bei den Eltern geriet der junge Student am 2. Juli 1505 bei Stotternheim nahe Erfurt in ein Gewitter. In Todesangst gelobte er, ein Mönch zu werden. Nur zwei Wochen später trat er dem Orden der Augustiner-Eremiten in Erfurt bei. Als Bruder Martin führte er ein strenges Mönchsleben. Er wurde 1507 zum Priester geweiht und begann schließlich das Theologiestudium aufzunehmen.  Seinen Doktortitel erwarb er 1512 in Wittenberg, wo er bis zu seinem Tod als Theologieprofessor wirkte.

95 Thesen wider den Missbrauch des Ablasses

3.) Seit 1515 vertrieb der Dominikanermönch Johannes Tetzel im Auftrag des Kardinals Albrecht von Brandenburg den sogenannten Petersablass. Mit den Einnahmen sollte die Fertigstellung des Petersdomes in Rom finanziert werden. Als Seelsorger sowie akademischer Lehrer fühlte sich Luther zum Handeln verpflichtet und begann bereits früh, die Predigten und Geschäftspraktiken Tetzels zu kritisieren. Am 31. Oktober 1517 veröffentlichte er seine berühmten 95 Thesen wider den Missbrauch des Ablasses. Der Tag symbolisiert bis heute den Beginn der Reformation. Die ursprünglich für eine akademische Auseinandersetzung verfassten Artikel verbreiteten sich durch den Buchdruck wie ein Lauffeuer in ganz Deutschland.

4.) Im Juni 1518 leitete die römisch-katholische Kirche gegen Martin Luther eine Voruntersuchung ein – Vorwurf: Ketzerei. Während er in Augsburg durch den päpstlichen Gesandten Kardinal Cajetan verhört wurde, weigerte sich Luther erstmals seine Schriften zu widerrufen. Bereits wenige Monate später zweifelte er bei einer Disputation an der Leipziger Universität öffentlich die Unfehlbarkeit des Papstes und der Konzile an. Seine Schriften, die sich rasch verbreiteten und womit er zahlreiche neue Anhänger gewann, zogen am 15. Juni 1520 die päpstliche Bannandrohungsbulle nach sich.

5.) Unter dem Jubel seiner Wittenberger Freunde verbrannte Martin Luther die Bulle öffentlichkeitswirksam. Daraufhin wurde er am 3. Januar 1521 exkommuniziert. Nachdem er im selben Jahr auf dem Wormser Reichstag auch dem deutschen Kaiser Karl V. den Widerruf seiner Schriften verweigerte, verhängte man die Reichsacht über Luther und seine Anhänger (Wormser Edikt).

Auf der Wartburg

6.) Der sächsische Kurfürst Friedrich der Weise, der um das Leben Luthers fürchtete, ließ ihn zu seiner Sicherheit auf die Wartburg bei Eisenach entführen, wo Luther sich zehn Monate unter dem Namen „Junker Jörg“ versteckt hielt. Während dieser Zeit übertrug er das Neue Testament ins Deutsche. Diese Bibelübersetzung Luthers wurde zur Grundlage für die neuhochdeutsche Schriftsprache. Schon im März 1522 kehrte Luther nach Wittenberg zurück, um mit einer mehrtägigen Predigtreihe (Invokavitpredigten) die Unruhen und den Bildersturm in der Stadt zu beenden.

7.) Am 13. Juni 1525 heiratete Martin Luther die ehemalige Nonne Katharina von Bora. Mit den sechs eigenen Kindern, Verwandten, Angestellten und Studenten lebte das Ehepaar im ehemaligen Schwarzen Kloster in Wittenberg.

Bibelübersetzung als Hauptwerk

8.) Seine letzte Reise führte Martin Luther 1546 zurück in seine Geburtsstadt, um Erbstreitigkeiten der Mansfelder Grafen zu beenden. Am 18. Februar starb der Reformator in Eisleben und wurde drei Tage später in der Wittenberger Schlosskirche beigesetzt.

9.) Neben den Reformen im Kirchen-, Schul- und Sozialwesen gilt die Bibelübersetzung als Hauptwerk des deutschen Reformators. Die 1534 in Wittenberg gedruckte Gesamtdeutsche Bibel beeinflusste die Entwicklung der deutschen Sprache wie kein anderes Buch und diente als Anlass für die Übersetzung der Bibel in viele andere europäische Sprachen.

Quelle:www.luther2017.de

 

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