4000 Besucher bei der Missionale

Der Einladung zur 39. Missionale in den Kölner Messehallen sind am Samstag, 27. Februar 2016,  rund 4000 Teilnehmer gefolgt – ein Besucherplus von 40 Prozent. Unter der Überschrift »Aufmachen« setzten sich die Besucher in verschiedenen Veranstaltungen mit Gemeindeentwicklung, angemessen missionarischer Gemeindearbeit und neuen Gottesdienstformen auseinander…, wie Lars Linder, Pastor in einer freikirchlichen Gemeinde in Essen und langjähriges Mitglied im Missionale-Trägerkreis, am Samstag sagte. Auch die Arbeit mit und für Flüchtlinge stand auf der Agenda des evangelischen Gemeindekongresses. »Kirche macht sich auf. Die Gemeinden machen sich auf und schauen genau hin, was Gott zu sagen hat. Und wir alle machen uns auf zu den Menschen, die zu uns geflüchtet sind«, sagte Linder.

Pfarrer Christoph Nötzel, Leiter des Amtes für Gemeindeentwicklung und missionarische Dienste der Evangelischen Kirche im Rheinland, verwies auf die vielen Vertreter von fremdsprachigen Gemeinden, die bei der Missionale zu Gast waren und eines der acht Foren organisierten. Für das Forum »In Fremden Geschwister erkennen – Gemeinden anderer Sprachen und Herkunft machen sich auf« waren eine indische und eine afrikanische Gemeinde federführend.

Das Forum »Fresh X. Der Kirche ein neues Gewand geben« präsentierte neue Gottesdienstformen. »Wir müssen Formate entwickeln, die den Lebenskulturen jüngerer Menschen entsprechen«, sagte Nötzel. »Und wir brauchen eine stärker milieuorientierte Verkündigung.« Auch sei die Missionale ein guter Ort, um unter den Konfessionen in Sachen Ökumene noch tiefer ins Gespräch zu kommen.

Der Austausch mit der römisch-katholischen Kirche werde immer wichtiger, sagte Nötzel. »Die Christus-Verkündigung wird von den nachwachsenden Generation nicht mehr konfessionsverschieden wahrgenommen.«

Linder verwies auf die wachsende Teilnehmerzahl an der Missionale unter Jugendlichen. Während die Zahl der teilnehmenden Erwachsenen bei 1.500 stagniere, wachse die Zahl der 14- bis 16-Jährigen von Jahr zu Jahr. »Viele Konfirmanden kommen als Gruppe. Der Missionale-Termin hat sich in den Veranstaltungskalendern der Gemeinden fest etabliert«, sagt Nötzel.

Den Besucheranstieg von etwa 40 Prozent führte der Geschäftsführer der Messe Augsburg, Gerhard Reiter, vor allem auf den eintrittsfreien Samstag zurück. 89 Aussteller aus acht Länder waren bei der dreitägigen Messe vertreten. Das neue Konzept sei aufgegangen, mit einem »thematisch deutlich erweiterten Rahmenprogramm« habe man deutliche Akzente setzen können. »Gloria« sei nicht nur eine Messe fürs Fachpublikum, sondern »auch ein Ort der Begegnung«, sagte Reiter. Die Messe fand zum 16. Mal statt. Präsentiert wurden unter anderem elektronische Orgeln, Kirchbänke, Kelche, Glocken, Ikonenmalerei, Messgewänder und neue Entwicklungen der Begräbnis- und Trauerkultur. epd

 

Ergänzende Informationen:

Missionale: Die Zukunft der Kirchen ist ökumenisch

Die Zukunft der Kirchen ist ökumenisch. Diese Meinung vertraten mehrere Redner beim 39. „Missionale“-Treffen mit rund 4.000 Teilnehmern am 27. Februar in Köln. Ihr Vorsitzender, Pfarrer Christoph Nötzel (Düsseldorf), sagte vor Journalisten, dass vor allem junge Menschen die Verkündigung von Christus nicht mehr in der „konfessionellen Verschiedenheit“ wahrnähmen: „Die Glaubwürdigkeit der Kirchen wächst, wenn sie das Verbindende, nämlich ihr Bekenntnis zu Jesus Christus, in den Vordergrund stellen.“ Nötzel, der auch Leiter des Amtes für Gemeindeentwicklung und missionarische Dienste der Evangelischen Kirche im Rheinland ist, hob hervor, dass Protestanten und Katholiken beispielsweise die Frage nach neuen Gemeindeformen verbinde, um jüngere Menschen zu erreichen. In diesem Bereich würden sie konfessionsübergreifend „lebhaft experimentieren“ und sich austauschen. Die Missionale sei eine gute Plattform für das „ökumenische Aufmachen“. Er kündigte an, dies in den kommenden Jahren weiter ausbauen zu wollen. Die Leiterin der Ökumene-Abteilung, Oberkirchenrätin Barbara Rudolph (Düsseldorf), sagte in einer Veranstaltung, dass es immer um das Ziel gehe, das Evangelium zu den Menschen zu bringen: „Die katholischen Geschwister und wir singen einfach nur unterschiedliche Stimmen ein und desselben Liedes.“

Theologische Unterschiede aushalten

Nötzel ermutigte in einer Bibelarbeit dazu, theologische Unterschiede auszuhalten. Wer in Christus seine Mitte gefunden habe, könne sich besser in andere Menschen hineinversetzen und versuchen sie zu verstehen: „In Christus bin ich dazu befreit, die Welt auch aus der Perspektive der anderen wahrzunehmen.“ Eine „Kirche im Zeichen des Kreuzes“ müsse demütig sein. Deshalb sollten Christen auch nicht rechthaberisch oder eitel auftreten. Wichtig sei, Gott komplett zu vertrauen. Er habe den Eindruck, dass das kirchliche Reden von der Zukunft oft resigniert klinge. Das empfinde er als zutiefst gottlos.

Siegfried Zimmer: Die Bibel neu erschließen

Der Theologieprofessor Siegfried Zimmer (Ludwigsburg) rief die Teilnehmer in einem Seminar auf, biblische Texte durch ungewohnte Zugänge neu zu erschließen. Hilfreich sei beispielsweise, vor einer Bibelarbeit historische Informationen weiterzugeben. Vor dem Lesen der beiden Korintherbriefe könne man über die Stadt Korinth erzählen. Dann ließe sich die Situation, in der der Apostel Paulus die Texte verfasst habe, besser nachempfinden. Am Beispiel der Berufung des Mose am brennenden Dornbusch (2. Mose 3) erläuterte Zimmer die Bedeutung biblischer Texte für die Gegenwart. Menschen des Orients hätten in Bildern gedacht. Diese müssten wahrgenommen und interpretiert werden. So habe Mose die Schafe seines Schwiegervaters gehütet, als er von Gott aufgefordert wurde, die Israeliten aus ihrer Gefangenschaft in Ägypten zu befreien: „Die meisten Berufungen erfolgen im stinknormalen Alltag.“ Zimmer ermutigte die Zuhörer, daraus persönliche Fragen zu entwickeln: „Ist dein Glaube alltagstauglich oder ist er eine Flucht aus dem Alltag?“

Kann der Mensch sich aus freiem Willen für Jesus entscheiden?

Gott hat laut Zimmer die Neugier von Mose geweckt, indem er ihm überraschend im brennenden Dornbusch erschien. Das gelte auch heute. Jeder Mensch müsse sich zwar aktiv für Christus entscheiden, aber „diese Entscheidung wird erst ermöglicht durch viel Vorarbeit. Auch wir brauchen einen Dornbusch.“ Es sei eine „fromme Selbstbelügung“, wenn man meine, sich aus freiem Willen für Jesus entschieden zu haben, obwohl man beispielsweise in einem christlichen Elternhaus aufgewachsen und von klein auf zu Gemeindefreizeiten gefahren sei. Wer das glaube, müsse sich fragen, ob er sich auch für Jesus Christus entschieden hätte, wenn er stattdessen unter Muslimen ohne Kontakt zu Christen aufgewachsen wäre. Zimmer: „Jeder Mensch braucht zuerst etwas, das seine Neugierde kitzelt.“ Als „Erfinder“ des Missionale gilt Landeskirchenrat i. R. Klaus Teschner (Kaarst/Niederrhein). Er leitete 15 Jahre lang das Volksmissionarische Amt der rheinischen Kirche (heute Amt für Gemeindeentwicklung und missionarische Dienste). Von 1992 bis zu seiner Pensionierung 2003 war er im Landeskirchenamt zuständig für theologische Grundsatzfragen. Das jährliche Missionale-Treffen soll Christen zur missionarischen Arbeit ermutigen. Zum Trägerkreis gehören Mitglieder der evangelischen Kirchen Rheinland und Westfalen sowie der Freikirchen und christlicher Werke.