Zivilcourage

„Als die Nazis die Kommunisten holten, habe ich geschwiegen; ich war ja kein Kommunist. Als sie die Sozialdemokraten einsperrten, habe ich geschwiegen; ich war ja kein Sozialdemokrat. Als sie die Gewerkschafter holten, habe ich geschwiegen, ich war ja kein Gewerkschafter. Als sie mich holten, gab es keinen mehr, der protestieren konnte.“ (Martin Niemöller)

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NUR MUT! – Mit meinen Schülerinnen und Schülern an einem Gymnasium in der Nähe von Köln hatten wir in Reli das Thema „Zivilcourage“ auf dem Programm. Beim anfänglichen Brainstorming erzählte eine Schülerin, ihr Bruder hätte mal „ne coole Zivilcourage“ gezeigt: Als sie ein kleines Mädchen war und zwei freche Jungs immer wieder ihre schönen Sandburgen zerstörten, da sei ihr Bruder gekommen und hätte den Jungs „anständig was auf die Zwölf verpasst“.

Mahatma Gandhi, Rosa Parks, Martin Luther King, Nelson Madela und viele andere haben natürlich weniger ans „auf die Zwölf Kloppen“ gedacht, sondern an gewaltlosen Widerstand gegen das Unrecht.

Mich faszinieren aber auch die unprominenten Heldinnen und Helden des Alltags. Vor kurzem stand in dieser Zeitung was von einem Passanten, der bei einer Schlägerei erfolgreich dazwischen ging. Auch denke ich an das freundliche Ehepaar mit Birkenfelder Kennzeichen, das mir neulich nach einem unverschuldeten Reifencrash einfach so ihr Warndreieck zur Verfügung stellte (leider hab ich keine Adresse zum Zurückgeben), während andere hupend und möglichst schnell vorbeifuhren.

Der Tübinger Politikwissenschaftler Gerd Meyer unterscheidet drei Arten des Handelns mit Zivilcourage:

1.) Eingreifen zugunsten anderer, meist in unvorhergesehenen Situationen.
2.) Einsatz für allgemeine Werte und für das Recht anderer.
3.) Sich-Wehren gegen körperliche Angriffe, Mobbing, Ungerechtigkeit und so weiter.

Meine Schülerinnen und Schüler damals wollten nach dem Theorie-Block einen ganz praktischen Teil folgen lassen: Handlungsvorschläge zur Deeskalation von Zank und Gewalt sammeln. Zusammenfassung der Schülerinnen und Schüler: „Nur Feiglinge greifen zu Gewalt, Rufmord und Mobbing. Zivilcourage dagegen erfordert Mut, den wir dringend brauchen, aber auch haben können, wenn’s drauf ankommt…“

Dazu ermutige und stärke uns der dreieinige Gott – auf dass in seinem Namen die Welt besser werde.

Carsten Heß, Pfr.

Bild: Kristin Seelig  / pixelio.de