Trauer um Tote und Verletzte

Mit Entsetzen und Aufrufen zum Gebet haben Kirchenleiter auf den Anschlag am 19. Dezember 2016 in Berlin reagiert. Zwölf Menschen starben, 48 wurden zum Teil schwer verletzt, als ein Lkw bei der evangelischen Kaiser-Wilhelm-Gedächtniskirche in die Menge auf dem Weihnachtsmarkt raste. Die Polizei hatte zunächst einen 23-jährigen Flüchtling aus Pakistan festgenommen. Nach Informationen der Zeitung „Die Welt“ handelt es sich aber nicht… um den Fahrer des Lkw. Der wahre Täter sei noch auf der Flucht. Wie die Polizei mitteilte, laufen die Ermittlungen „zu dem vermutlich terroristischen Anschlag“ mit Hochdruck.

EKD-Ratsvorsitzender: Eine fürchterliche Gewalttat

Der EKD-Ratsvorsitzende, Landesbischof Heinrich Bedford-Strohm (München), sprach von einer „fürchterlichen Gewalttat“: „Ich kann mir vorstellen, welche Abgründe sich jetzt für die Familien der Opfer auftun, die ihre Liebsten durch diese feige Gewalttat verloren haben.“ Der Vorsitzende der Deutschen Bischofskonferenz, Kardinal Reinhard Marx (München), erklärte: „In dieser schweren Stunde für die Stadt Berlin und unser Land gilt es, dass wir als Gesellschaft zusammenstehen und zusammenhalten.“

Allianzvorsitzender: Es widert mich an, was ich an pauschaler Religionshetze lesen muss

Der scheidende Vorsitzende der Deutschen Evangelischen Allianz, Präses Michael Diener (Kassel), sprach von einem infamen Anschlag, der „mitten ins Herz“ der Gesellschaft treffe. Nun müsse sich zeigen, ob die Weihnachtsbotschaft trage: „Ablehnung, Terror und Flucht finden sich im Umfeld der Krippe damals und seitdem durch alle Zeiten.“ Die Botschaft vom Frieden auf Erden lasse sich durch blinden Terror nicht zum Schweigen bringen. Gemeinsam mit vielen andern Menschen widerstehe er „allen, die diese fürchterliche Gewalttat für ihre menschenverachtenden Parolen missbrauchen. Es widert mich an, was ich in den sozialen Medien an pauschaler Fremden- und Religionshetze, an Beleidigungen gegenüber der Bundeskanzlerin und der Politik unserer Regierung lesen muss.“ Er könne es kaum fassen, dass dies „teils von Menschen vertreten oder geteilt wird, die etwas mit diesem Kind in der Krippe zu tun haben wollen“. Er sei an dem Abend selbst in Berlin gewesen und habe das tiefe Entsetzen in den Gesichtern vieler Menschen gesehen, gleichgültig woher sie kämen, welche Sprache sie sprächen, welcher Religion sie angehörten. Die Botschaft von Weihnachten helfe ihm, realistische Politik und „Glaube, Hoffnung, Liebe“ in einem Satz auszusprechen und zu leben: „Auch deshalb gehe ich heute auf den Kasseler Weihnachtsmarkt.“

Ökumenischer Rat Berlin-Brandenburg: Nicht mit Hass reagieren

Der Bischof der Evangelischen Kirche Berlin-Brandenburg-schlesische Oberlausitz, Markus Dröge, zeigte sich „entsetzt“. Er bete für die Toten und Verletzten. Außerdem dankte er allen Rettungskräften für ihr kompetentes und entschlossenes Handeln. Der Vorsitzende des Ökumenischen Rates Berlin-Brandenburg (ÖRBB), Archimandrit Emmanuel Sfiatkos, mahnte zur Besonnenheit: „Wir wollen nicht mit Wut und Hass auf diesen Anschlag reagieren, sondern wir wollen besonnen und ruhig sein und den Opfern und ihren Angehörigen beistehen. Wir werden ihnen im Gebet nahe sein.“

Kirchenpräsident: Eine gnadenlose Tat in gnadenbringender Zeit

Laut dem Kirchenpräsidenten der Evangelischen Kirche in der Pfalz, Christian Schad (Speyer), wurden Menschen in weihnachtlicher Stimmung „Opfer einer gnadenlosen Tat in gnadenbringender Zeit“. Christen seien mit ihnen und ihren Angehörigen im Gebet und in der Trauer vereint.

Landesbischof Meyns: Den „Teufelskreis von Gewalt und Gegengewalt“ durchbrechen

Der Landesbischof der Evangelisch-lutherischen Landeskirche in Braunschweig, Christoph Meyns (Wolfenbüttel), mahnte zu besonnenen Reaktionen. Es habe sich um die „menschenverachtende Tat eines Einzelnen“ gehandelt. Sie rechtfertige keine pauschale Verurteilung von Flüchtlingen. Die Botschaft von Weihnachten ermutige Christen, für Frieden und Versöhnung einzustehen und nicht Vergeltung das Wort zu reden. Der „Teufelskreis von Gewalt und Gegengewalt“ müsse unterbrochen werden: „Gott will nicht den Tod, sondern das Leben.“

Bischöfin Junkermann mahnt zu Respekt und Mitmenschlichkeit

Die Landesbischöfin der Evangelischen Kirche in Mitteldeutschland, Ilse Junkermann (Magdeburg), brachte ihr Mitgefühl für die Angehörigen der Getöteten und die Verletzten zum Ausdruck: „Ich schließe sie in mein Gebet ein.“ Der Anschlag habe Menschen getroffen, die in Vorfreude auf Weihnachten unterwegs waren. Die Gewalttat zeige, „wie sehr wir Licht und Frieden und gegenseitigen Respekt und Mitmenschlichkeit brauchen“.

Landesbischof Meister: Nur Gebet und Innehalten können vor Rache bewahren

Der Vorsitzende des Rates der Konföderation evangelischer Kirchen in Niedersachsen, Landesbischof Ralf Meister (Hannover), ermutigte, nach dem „menschenverachtenden Anschlag“ keine Gedanken an Vergeltung aufkommen zu lassen. Nur Gebet und Innehalten könnten vor Rache und bösem Denken bewahren: „Ich glaube fest daran, dass dem, der sich an die Weihnachtskrippe stellt, die Waffe aus der Hand genommen wird.“ Er hoffe, dass die „Debatten über Sicherheit und die Verteidigung unserer freien Gesellschaft gegen Gewalt und Terrorismus die Balance zwischen Freiheit und Sicherheit behalten“. Am 20. Dezember findet um 18 Uhr ein Gedenkgottesdienst in der Gedächtniskirche statt. Bereits am Mittag lud der Berliner Erzbischof Heiner Koch in der Kirche St. Hedwig zu einem Gebet für die Opfer und ihre Angehörigen ein.