Elmar Theveßen: Bei Trump zählt nur „America first“

„Wir, Mr. President, werden alles, was Sie sagen UND tun, kritisch begleiten, auch wenn es Ihnen nicht gefällt.“ – Mit diesen Worten kündigt Elmar Theveßen Mutiges und Unvermeidliches an. Von 1995 bis 2001 war Elmar Theveßen Auslandskorrespondent im ZDF-Studio in Washington, seit 2007 ist er Leiter der ZDF-Hauptredaktion „Aktuelles“ und stellvertretender Chefredakteur des ZDF. Und er bringt die Sache auf den Punkt:

Kein Respekt vor seinen Vorgängern. Keine Demut vor der Aufgabe. Keine Kompromisse. Elmar Theveßen, stellvertretender Chefredakteur des ZDF, hält den frisch vereidigten US-Präsidenten Donald Trump für eine Gefahr. Und verspricht ihm eine kritische Begleitung seiner Amtszeit.

Donald Trump will als großer Präsident in die Geschichte eingehen, indem er Amerika wieder groß macht. Aber das mächtigste Amt der Welt ist kein Egotrip. Dieses Amt, die Lenkung des Staates, nannte einst der Politiker und Philosoph Cicero den „Ausdruck höchster Tugend“, orientiert am Gemeinwohl, geprägt von Anstand, Würde, Verantwortungsgefühl. Das ist Größe.

Nur „America First“

Einmal blitzte sie auf – als Trump nach der Wahl versprach, das Land wieder zu einen. Doch danach – in seinen Tweets, seinen Interviews, seiner Pressekonferenz beleidigte und entwürdigte er Menschen, redete Frauenfeindlichkeit, Rassismus und Interessenkonflikte klein, schürte Ängste vor „dem ANDEREN“ – vor den Zuwanderern, den Muslimen, den Homosexuellen, dem Establishment.

Auch heute: Kein Respekt vor denen, die vor ihm kamen, die neben ihm saßen. Sie hätten Amerika abgewrackt und ausgenommen. Keine Demut vor der Aufgabe. Nur „America First“, keine Kompromisse, als bräuchten die USA Europa gar nicht. Europa muss ihm seinen Irrtum klarmachen.

Welt zu komplex für simple Lösungen

Dieser Präsident – ich bleibe dabei – ist eine Gefahr für sein Land und die ganze Welt!

Diese Welt ist kompliziert, deshalb feiern manche Trumps simple Antworten als „geradlinig“. Es wäre auch toll, wenn entschlossene Worte und Taten ohne Zaudern die Krisen und Kriege beenden könnten.

Aber die Welt ist zu komplex für ein simples „Machen wir, bang, großes Kino, großartige Deals, wirklich, groß“. Die schlimmsten Konflikte der Geschichte wurden von Anführern verursacht, die zu selbstgewiss waren, sich zu schnell gekränkt fühlten, zu impulsiv handelten, ohne Folgen für andere und das große Ganze zu bedenken.

Recht auf faire Berichterstattung

Ich mag mich irren – nicht die Worte, die Taten werden es zeigen. Wir, Mr. President, werden alles, was Sie sagen UND tun, kritisch begleiten, auch wenn es Ihnen nicht gefällt. Sie haben ein Recht darauf, dass wir respektvoll, fair und unparteiisch berichten. Aber wir werden, wie unsere amerikanischen Kollegen, Unwahrheit, Lüge, Unanständigkeit und Herabwürdigung nicht als „kontrovers“ oder „authentisch“ verharmlosen, sondern zeigen, wie Sie Amerika und sich selbst damit klein machen.

Gemessen daran, und – das muss ich schnell noch loswerden – gemessen an seinen Leistungen, wird Barack Obama einmal als das gelten, was Trump so gern sein will: Ein großer Präsident. Ihm ging es um Würde, Anstand, Verantwortung, nicht um einen selbstverliebten Egotrip.

Quelle (dort mit Video): https://m.heute.de/detail/46369732

 

Weitere Links zum Thema:

Viele Trump-Links auf: http://www.vitamin-c-online.com/2016/11/wir-werden-uns-damit-abfnden-muessen/

http://www.vitamin-c-online.com/2016/10/trump-zaehlt-sich-zur-hoechsten-rasse-der-weissen/

http://www.n-tv.de/mediathek/videos/politik/Trump-hat-sein-ganzes-Leben-mit-Kriminellen-verbracht-article19601662.html

http://www.tagesschau.de/kommentar/mikich-trump-101.html

https://www.welt.de/debatte/kommentare/article161390236/Warum-ich-nicht-mehr-Republikaner-sein-kann.html

 

Bild: Screenshot youtube (Simpsons)