Rheinischer Karneval und schwäbisch-alemannische Fasnet: Es sind die beiden närrischen Gegenwelten in Deutschland. Hier die Pappnase, da die Holzlarve. Gegenseitiges Verständnis – Fehlanzeige. Die Gründe dafür liegen weit zurück, tief im Mittelalter…
Lange sah man die Karnevalsbräuche in der Tradition heidnischer Frühlingsfeste, bei denen mit Lärmen und Schlagen der Winter vertrieben werden sollte. Heute ist sich die Wissenschaft sicher: Die Wurzeln des Karnevals liegen woanders.
Die Fastnacht ist, wie das Wort „Fasten“ schon sagt, eng verbunden mit dem christlichen Jahresablauf. Der Kirchenkalender diktiert genau, wann im Jahr die richtige Zeit ist. Entscheidend sind das Osterfest und die vorhergehende 40-tägige Fastenzeit. Denn bevor das große Fasten beginnen konnte, mussten alle verderblichen Lebensmittel verbraucht werden: Eier, tierische Fette, Fleisch- und Milchprodukte. Fünf Tage lang, von Weiberfastnacht bis zum Aschermittwoch, durfte deshalb hemmungslos geschlemmt werden. Spätestens seit dem 13. Jahrhundert geschah das im Rahmen großer öffentlicher Gelage, die eigentlich nichts anderes waren als Resteverwertung. Die schmalzigen Fastnachtskrapfen zeugen noch heute davon.
Seither hat sich der Karneval, beeinflusst von Politik und Gesellschaft, immer wieder verändert, stand um 1800 fast vor dem Aus und erfand sich neu, organisierter, aber frech wie eh und je. Unter dem Schutz der Narrenkappe wird damals wie heute auch scharfe Kritik an Herrschenden und oberen Klassen geübt. Warum beginnt die fünfte Jahreszeit am 11. November? Welche Bedeutung hat die Figur des Narren? Warum verkleiden sich an den tollen Tagen überall Menschen und tragen Kappen? Wie entstand die politische Fastnacht? Und was hat Weiberfastnacht mit der Emanzipation der Geschlechter zu tun?
„ZDF-History“ geht auf Spurensuche in der närrischen Geschichte.