Der Tag der Kanzlerwahl offenbart das Dilemma der menschlichen Feigheit

Bei namentlicher Abstimmung hätte sich das niemand aus der Unions- oder SPD-Fraktion getraut: gegen den neuen Kanzler zu stimmen. Damit wir uns nicht missverstehen: Es geht hier nicht um kompromisslosen Gehorsam. Aber von gewählten Mitgliedern des Deutschen Bundestages muss man Mut und Klarheit – Zivilcourage – erwarten können. Und genau daran fehlt es – wie so oft in solchen oder anderen Gremien: andere „beschädigen“: ja; kein Problem. Aber wehe, man wird selber mal hinterfragt.

Das „Wall Street Journal“ resümierte schon ein paar Minuten nach dem Wahl-Debakel: „Das Ergebnis der Abstimmung ist beispiellos im Nachkriegsdeutschland (…) Da die Abstimmung geheim war und sich kein Abweichler öffentlich geäußert hat, ist unklar, warum ein Dutzend Mitglieder der vorgeschlagenen Koalition unter Merz ihm ihre Unterstützung verweigerten.“

„Politiken“ (Dänemark) kommentierte es so: „Merz stolpert. Europa schaut äußerst besorgt zu, während Deutschland von einem unerwarteten politischen Drama erschüttert wird. Es schafft Unsicherheit um die Führung des Kontinents in einer turbulenten Zeit, in der sich die Probleme anhäufen.“

(Weitere internationale Pressestimmen finden sich zum Beispiel hier.)

Wie peinlich ist das denn bitte für unser Land – unabhängig davon, ob Merz ein guter Kanzler sein kann oder nicht:
Im Vorfeld zum ersten Wahlgang erklärten ALLE Regierungsfraktionen (SPD und Union) übereinstimmend, sie würden Merz zum Kanzler wählen — und dann gab es bei der Real-Abstimmung 18 anonyme Abweichler – während die ganze Welt zuschaute, ob die äußerst knappe Regierungsmehrheit denn genügen würde.
Eigentlich kann darauf nur so geantwortet werden:
Hey, ihr anonymen Feiglinge, stellt euch eurer geringen Zivilcourage – jede und jeder einzelne. Klappt die Visiere hoch und versteckt euch nicht länger hinter eurer opportunistischen Ordinärität! Nennt euch beim Namen. Öffentlich! Und dann sucht euch einen neuen Job.
Hintenrum anonym intrigieren – und nach vorn einen loyalen Anschein erwecken – das ist maximal würdelos! Solche charakterlosen MdBs, egal ob bei SPD oder Union oder beiden, kann unser Land nicht gebrauchen! Denn kleinkariertes Ego-Wahlverhalten aus nebligen persönlichen Verletzungsempfindungen o.ä. heraus über die Staatsräson zu stellen – das ist so eine abgrundtiefe Armseligkeit, dass es für die anonymen Abweichler, auch wenn die meisten nun im zweiten Wahlgang mit JA gestimmt haben, nur eine Konsequenz geben kann: umgehender Rücktritt, also Rückgabe des MdB-Mandats wegen charakterlicher Uneigung. Feige „Anonymi“ kann das hohe Haus besonders in Zeiten wie diesen nicht gebrauchen.
Ganz persönlich denke ich, dass Herrn Merz (zurzeit noch) das nötige Vertrauen fehlt und dass er sich schon kräftig anstrengen und optimieren muss, um ein krisenbewältigender Kanzler sein zu können – was ja neben Söder und Spahn (die nun nicht gerade für Fairness, Loyalität, Charakter und gutes Benehmen bekannt sind) immer wieder eine gewaltige Herausforderung sein wird.
Aber es ist wohl so, wie auch in vielen anderen „Machtverhältnissen“: Fiese Feigheit, zum Himmel stinkende Hinterhältigkeit, fehlendes Format, unverhältnismäige Un-Fairness, bedauerlich-beschränktes Benehmen, krasse Kleingeistigkeit – diese Defizite bestimmen immer mehr den spielchenspielenden Style, den trügerischen Ton, die infantilen Inhalte des tief gesunkenen hohen Hauses. Ihr chaosstiftenden Kleingeister: Schämt euch dafür und gebt euer nur am eigenen Überleben orientiertes Mandat zurück – damit ihr tragischen Trojaner keinen Schaden mehr anrichten könnt!