Der designierte hessen-nassauische Kirchenpräsident, Dekan Volker Jung (Lauterbach), hält evangelische Freikirchen nicht für eine Alternative zur Volkskirche. In freien Gemeinden versammelten sich oft Menschen, die eine engere Gemeinschaft suchen, sagte Jung der Wetzlarer Neuen Zeitung. Nur eine begrenzte Zahl an Menschen suche diese Art der Frömmigkeit und des Gemeindelebens. Er glaube daher nicht, dass Freikirchen den Landeskirchen den Rang ablaufen. In der Volkskirche wolle man es den Mitgliedern selbst überlassen, wie nahe sie den Gemeindeaktivitäten stehen. Ausdrücklich unterstrich Jung… …das Recht der Kirchenmitglieder, nicht oder selten in die Kirche zu gehen: „Wenn jemand so sein Verhältnis zur Kirche bestimmt, hat er das Recht dazu. In diesem Sinne sind wir Volkskirche und wollen es bleiben.“
Glaube wirkt müde
Die gegenwärtige Lage der hessen-nassauischen Kirche hält Jung für „gemischt“. Sie sei viel stabiler als oft dargestellt. Verglichen mit anderen Großorganisationen gebe es unter den 1,8 Millionen Kirchenmitgliedern „eine erfreulich und erstaunlich geringe Fluktuation“. Allerdings wünsche er sich eine größere und klarere geistliche Kraft: „Der Glaube wirkt in Deutschland oft ein wenig müde.“ Menschen, die auf der Suche nach dem Sinn des Lebens seien und sich nicht selten ihre eigene Religion aus Versatzstücken anderer Religionen bauten, will Jung zurück in die Kirche holen. Die christlichen Positionen sollten dabei verstärkt herausgestellt werden. Jung: „Viele Esoteriker glauben zum Beispiel an die Wiedergeburt; daran, dass eine unsterbliche Seele von einem Leben zum anderen geistert. Daran glauben wir evangelische Christen nicht. Wir glauben an Auferstehung und ein Leben nach dem Tod. Das heißt: Wir glauben daran, dass Gott aus seiner Schöpferkraft nach dem Tod das Leben neu schenken kann.“ Jung wird im Januar Nachfolger von Kirchenpräsident Prof. Peter Steinacker (Darmstadt), der zum Jahresende in den Ruhestand tritt.
Q: Inf.-dienst d. Ev. Allianz