Ariel Scharon: Seit drei Jahren im Koma

JERUSALEM (inn/ 05.01.2009) – Israels früherer Premierminister Ariel Scharon liegt nun bereits seit drei Jahren im Koma. In der Nacht zum 5. Januar 2006 hatte er einen Schlaganfall erlitten. In der Nacht zum 4. Januar 2009 rückte Israel in den Gazastreifen ein, dessen israelische Siedlungen Scharon einst räumen ließ. Einen Zusammenhang zwischen den Ereignissen schlossen ehemalige Berater des Politikers jedoch aus. Scharon hatte im Sommer 2005 die Räumung der israelischen Siedlungen im Gazastreifen angeordnet. Es sei nicht auszudenken, in welcher Situation Israel sei, wenn weiterhin…  …mehr als 7.000 Israelis im Gazastreifen unter der Hamas-Regierung leben würden, sagte Jisrael Maimon, einst Scharons Kabinettssekretär, nun gegenüber der Tageszeitung „Jediot Aharonot“. „Es gibt keine Zweifel daran, dass sich Israels Möglichkeiten, mit dem umzugehen, was im Gazastreifen passiert, durch Scharon verbessert haben“, so Maimon weiter.

An einen Zusammenhang zwischen den Ereignissen glauben die Berater jedoch nicht. „Ich glaube nicht an die Ironie der Geschichte. Wir suchen nach Zusammenhängen, aber es gibt keine“, sagte Ejal Arad, einer von Scharons engsten Beratern, gegenüber der Tageszeitung. Scharon wollte den Gazastreifen ein für allemal verlassen. Allerdings sei die Räumung des Gebietes kein „Vertrag mit Gott“ gewesen, nach dem alles, was man tue, auch für immer bestehe, so Arad.

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V e r w a n d t  e   T h e m e n :

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Aus dem taz-Archiv (02/ 2008): Doku über israelischen Ex-Staatschef – Heldenporträt für Ariel Scharon
Regisseurs Dror Moreh huldigt mit der Dokumentation „Sharon“ dem israelischen Ex-Staatschef Ariel Sharon. Auch kritische Stimmen dienen der Feier des Helden. WEITERLESEN >> 

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Hamas-Führer droht weltweit mit Ermordung von Israelis
GAZA (inn/ 05.01.2009) – Einer der ranghöchsten Führer der radikal-islamischen Hamas-Terrororganisation im Gazastreifen, Mahmud Sahar, hat mit weltweiten Anschlägen auf Israelis gedroht. In einer Ansprache auf dem Hamas-eigenen Fernsehsender Al-Aksa-TV rief er seine Kämpfer dazu auf, „den Feind zu zermalmen“. Mahmud Sahar gehört zu den langjährigen Anführern der Hamas im Gazastreifen und gilt als einer der Rädelsführer der gewaltsamen Machübernahme der Hamas über das Gebiet im Juni 2007. In einer Ansprache auf „Al-Aksa-TV“ sagte Sahar, die Tötung von Israelis „überall auf der Welt“ sei durch die Ermordung „unserer Leute durch Israelis“ gerechtfertigt. Hamas-Kämpfer rief er auf, „den Feind zu zermalmen“. In den gegenwärtigen militärischen Gefechten mit Israel gab sich Sahar siegessicher – die Hamas werde im Kampf gegen Israel einen „endgültigen Sieg erringen“.

Es ist unklar, wann und wo die Ansprache aufgezeichnet wurde, schreibt die Tageszeitung „Jerusalem Post“. Seit dem Beginn der Kämpfe am 27. Dezember halten sich alle Hamas-Führer in Verstecken auf.

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Rheinischer Merkur v. 01.01.2009:
ISRAEL – Nahost am Scheideweg
Der Kampf gegen die Islamisten betrifft die gesamte Region. Von ihm hängt ab, wie sich das Kräftegleichgewicht zwischen Pragmatikern und Extremisten entwickelt. VON GIL YARON, TEL AVIV >>

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Kirchen rufen zum Gebet für Frieden im Gazastreifen auf
(epd v. 08.01.2009) – Der Weltkirchenrat hat erneut einen Waffenstillstand im Gazastreifen gefordert. Er rief am Mittwoch in Genf die Christen auf, für Frieden zu beten und sich für einen gerechten Frieden in Israel und Palästina einzusetzen. Auch evangelische Bischöfe in Deutschland riefen dazu auf, für die Menschen in Gaza und Israel zu beten. Claudette Habesh, Caritas-Generalsekretärin in den Palästinensergebieten, sagte dem epd, die humanitäre Krise im Kampfgebiet habe eine Stufe erreicht, wo einfach Schluss gemacht werden müsse: «Das gilt für beide Seiten.»

Generalsekretär Samuel Kobia vom Ökumenischen Rat der Kirchen (ÖRK) forderte erneut das Ende der Feindseligkeiten und neue Verhandlungen für ein Abkommen, das einen dauerhaften Frieden für beide Seiten, Palästinenser und Israelis, sichere. Ein solches Friedensabkommen müsse «die Wiederherstellung der Waffenruhe auf beiden Seiten der Grenze und eine schnellere Aufhebung der israelischen Blockade des Gazastreifens» umfassen.

«Alle in Gaza, die für die medizinische Versorgung arbeiten, sind in diesen Tagen der Gewalt überfordert», sagte Caritas-Generalsekretärin Habesh. Die Feuerpause am Mittwoch sei ein Anfang. Es sei zu hoffen, dass sich diese dreistündige Pause zu einer permanenten Waffenruhe ausweite. Habesh ergänzte: «Das Problem ist nicht allein die Anlieferung der Versorgungsgüter. Die müssen ja auch noch in alle Ortschaften und das ist oft sehr schwer oder unmöglich. Dazu soll diese Pause verhelfen.»

Auf den aktuellen Konflikt im Gazastreifen hätten die Kirchen wenig Einflussmöglichkeiten, räumte Hamburgs Bischöfin Maria Jepsen ein: «Wenn Panzer rollen und Raketen fliegen, übertönen sie meist die Appelle zum Frieden.» Jepsen warb für eine Intensivierung des Dialogs zwischen Christen, Juden und Muslimen in Deutschland. Damit sollte verhindert werden, dass in der Bundesrepublik Religionen missbraucht würden, um Hass und Zwietracht zu säen.

Landesbischof Johannes Friedrich (München) bezeichnete Vergleiche des israelischen Vorgehens im Gazastreifen mit dem Holocaust als «völlig verfehlt«. Es gebe kein Ereignis, das mit der systematischen Vernichtung der Juden vergleichbar wäre, sagte er. Es sei Aufgabe der Christen in Europa, auf beide Parteien einzuwirken, dass möglichst bald die Waffen schweigen, sagte der bayerische Friedrich, der auch Nahostbeauftragter der Evangelischen Kirche in Deutschland ist.

Das Kalkül der islamistischen Hamas-Organisation ist Friedrich zufolge voll aufgegangen. Denn der jahrelange Raketenbeschuss habe die Israelis vor allem in den Grenzregionen stark belastet, die Kämpfe im Gazastreifen hätten wiederum das Image Israels beschädigt, sagte der Bischof der bayerischen Landeskirche.

Für die Situation im Gaza-Streifen trage die islamistische Terrororganisation Hamas die alleinige Verantwortung, sagte Präsidentin Charlotte Knobloch vom Zentralrat der Juden. »Israel hat das legitime Recht, ja sogar die Pflicht, seine Bürger zu schützen und die einzige Demokratie im Nahen Osten vor terroristischen Anschlägen zu verteidigen.« Knobloch ergänzte, es dürfe nicht vergessen werden, welches Ziel die Hamas und die »Drahtzieher des Terrors“ verfolgten. Weder die Hamas noch der Iran oder Syrien würden das Existenzrecht Israels anerkennen.

Hilfsorganisationen forderten das Ende der Gewalt in Nahost. Das Welternährungsprogramm rief Israelis und Palästinenser auf, die Sicherheit für dringend benötigte Hilfslieferungen zu garantieren. Ein Mitarbeiter der Hilfsorganisation CARE wurde unterdessen bei einem Luftangriff in Gaza getötet, wie das Hilfswerk in Bonn mitteilte.

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