„Die Evangelikalen betreiben eine massive Einschüchterung Andersdenkender.“ Das hat Kathinka Kaden, Vorsitzende der liberalen „Vereinigung Offene Kirche in Württemberg“, in einem Interview mit der Zeitung „taz“ (01.03.2009) erklärt. Besonders kritisierte sie die Deutsche Evangelische Allianz (DEA). „Inzwischen hat der schleichende Machtanspruch der Evangelikalen ein unerträgliches Ausmaß angenommen“, sagte Kaden gegenüber der „taz“. Sie bildeten aufgrund ihrer finanziellen Stärke, ihrem Einfluss und ihrer Intransparenz fast schon eine „zweite evangelische Kirche“ in Deutschland. In einem „Brandbrief“, so schreibt die „taz“, habe sich die „Offene Kirche“ nun gegen den Einfluss der Evangelikalen gewandt. Kaden selbst sagte: „Ich hoffe, dass sich die Kirchenleitung nicht beeindrucken lässt von den Evangelikalen. Dass die evangelikalen Brüder und Schwestern anfangen, zu reflektieren, und zur Vernunft kommen.“
Kaden: Auffassungen der DEA sind fundamentalistisch
Die Auffassungen der DEA, dem „Dachverband der Evangelikalen“, seien mittlerweile zur Mehrheitsmeinung in der Württembergischen Synode geworden. Die Ideen der DEA aber seien aufgrund des wortwörtlichen Bibelverständnisses, einer theologischen Enge und des Ausschaltens der kritischen Vernunft, als fundamentalistisch zu bezeichnen. Die Evangelikalen, so ist sie sicher, betrieben eine „massive Einschüchterung Andersdenkender“.
„Für die Evangelikalen ist Feminismus fast schon ein Schimpfwort, genauso wie homosexuell, auch wenn das nicht alle immer offen sagen. Man wird heute schon in Briefen beschimpft, wenn man nur Eva Herman kritisiert“, erklärte Kaden weiter und vermutet eine „Evangelikalisierung“ Deutschlands: „Oder wie erklären Sie sich, dass ein evangelikales Projekt namens ‚Wachsende Kirche‘ trotz Finanzknappheit unbedingt in der Kirche durchgesetzt werden soll? Oder dass manche Kirchengemeinden ihr Opfer an Weihnachten nicht mehr an Brot für die Welt weiterleiten, sondern an evangelikale Missionswerke?“ Kadens Hoffnung für die Zukunft fällt knapp aus: Sie wünsche sich, dass der Umgang miteinander wieder menschlicher werde.
Die „Offene Kirche“ Württemberg ist eine linksliberale Vereinigung innerhalb der Landeskirche. Sie ist in Landeskirche und Synode mit über 1.000 Mitgliedern vertreten.
Q: epd
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