Wer zu Gott betet, spricht zu ihm wie zu einer realen Person. Das hat eine Studie des dänischen Neuropsychologen Uffe Schjødt von der Universität Aarhus bestätigt, wie die Nachrichtenagentur „pressetext“ berichtet. Der Forscher beobachtete bei 20 Christen, was sich während ihres Gebets im Gehirn abspielt. „Es ist wie ein Gespräch mit einem Menschen. Wir fanden keinen Hinweis auf irgendetwas Mystisches“, sagte er dem Wissenschaftsmagazin „New Scientist“ (London). Bei der Untersuchung sollten die Versuchspersonen einmal zu Gott beten und ein anderes Mal Wünsche an den Weihnachtsmann… … richten. Die Unterschiede waren deutlich: „Der Weihnachtsmann wird als reine Fiktion erlebt, während man Gott als reales Gegenüber empfindet.“ Beim Gespräch mit Gott wurden die gleichen Gehirnströme festgestellt, wie bei der Kommunikation mit einer sichtbaren Person. In einem zweiten Experiment ging der Forscher der Frage nach, was im Gehirn vorgeht, wenn ritualisierte Gebetsformeln gesprochen werden. Dazu sollten die Probanden das Vaterunser beten und einen auswendig gelernten Kinderreim aufsagen. Dabei wurden keine Unterschiede im Gehirn festgestellt. Sowohl bei der Gebetsformel als auch beim Kinderreim waren diejenigen Bereiche aktiv, die für das Aufrufen gelernter Inhalte verantwortlich sind. Für den katholischen Pastoraltheologen Paul Michael Zulehner (Wien) haben auswendig gelernte Gebete in der Glaubenspraxis die gleiche Berechtigung wie frei formulierte Gebete. Gegenüber „pressetext“ sagte Zulehner: „Gegen ritualisierte Gebete per se ist nichts einzuwenden. Sonst müsste es auch falsch sein, ‚Mutter’ zu sagen oder ‚Vater’. Was Kinder lernen, sitzt tief.“ Nach Ansicht von Schjødt sind seine Untersuchungsergebnisse sowohl für Christen als auch Atheisten eine gute Botschaft: „Atheisten sehen ihre Ansicht bestätigt, dass alles Einbildung ist, während Christen sie als Beweis für die Existenz Gottes werten.“
Q: Informationsdienst d. Ev. Allianz