Das jahrzehntelange Drama um ein giftverseuchtes Pfarrhaus in Mittelfranken ist zu Ende. Bagger haben am Dienstag mit dem Abriss des Gebäudes in Trautskirchen bei Neustadt/Aisch begonnen, das seit 1994 in einer Art chemischem Dornröschenschlaf liegt. Damals waren der evangelische Gemeindepfarrer Alfred Lockl und seine Familie aus Angst um ihre Gesundheit ausgezogen. Nun soll ein neues Pfarrhaus gebaut werden. Zum Schutz vor Holzschädlingen wurden die alten Balken mit den inzwischen verbotenen chemischen Wirkstoffen Lindan und PCP (Pentachlorphenol) behandelt. Was damals modernster Stand… der Sanierungstechnik war, galt Jahre später als Ursache für Nervenleiden und Organschäden. In Trautskirchen wurde die 160 Quadratmeter große wunderschöne Holzdecke zur Giftquelle. „Wir waren alle richtig krank und wussten nicht, was es ist“, sagt Lockl. Erst eine Blutuntersuchung brachte Klarheit.
1995 ergab eine Untersuchung der Regierung von Mittelfranken, dass mindestens 89 mittelfränkische Pfarrhäuser mit Wohngiften verseucht waren. Wie in Trautskirchen begann nun in vielen Fällen ein Tauziehen um das Ausmaß der gesundheitlichen Beeinträchtigung, die geeignete Sanierungsmethode, die Kostenverteilung und die von dem Staat geforderte Bereitschaft der Pfarrer, als unbedenklich erklärte Pfarrhäuser wieder zu beziehen.
Q: epd v. 21.05.2009