(epd v. 09.06.09) – Evangelische Kirchen aus verschiedenen europäischen Ländern haben sich besorgt über das Erstarken rechtsextremer Parteien bei den Europawahlen geäußert. „Rechtsradikale schaden den Menschen in Europa“, erklärte Bischof Michael Bünker, Generalsekretär der Gemeinschaft Evangelischer Kirchen in Europa (GEKE), am Dienstag in Wien. Das Europaparlament dürfe nicht zu einer Schaubühne extremistischer Kräfte werden. Bünker distanzierte sich auch von Gruppierungen, die sich während des Wahlkampfes als Verteidiger des „christlichen Abendlandes“ dargestellt hatten…
„Die Inhalte ihrer Politik stehen der christlichen Botschaft diametral entgegen“, sagte er. Der christliche Glaube verpflichte zu Nächstenliebe und Respekt vor anderen Menschen, zu Solidarität und zur Verantwortung für ein friedliches Zusammenleben. „Das geht nicht mit fremdenfeindlichen und rassistischen Parolen zusammen“, so Bünker.
Bei den Wahlen vom 4. bis 7. Juni hatten rechtsradikale und rechtspopulistische Parteien in den Niederlanden, Großbritannien, Österreich, Dänemark, Finnland, Ungarn, Italien, Rumänien und Griechenland deutlich zugelegt. Verluste mussten dagegen die französischen, belgischen und polnischen Rechtsextremen hinnehmen.
Der anglikanische Bischof Nicholas Reade aus dem britischen Blackburn sprach von einem „bitteren Tag“. Die britische „Nationalpartei“ (BNP) wird zwei Abgeordnete nach Straßburg schicken, darunter auch ihren Vorsitzenden Nick Griffin. „Alle Menschen mit rechtem Glauben werden darüber entsetzt sein“, sagte Reade laut der ökumenischen Nachrichtenagentur ENI.
Die katholische EU-Bischofskonferenz COMECE bedauerte die niedrige Wahlbeteiligung, die bei knapp 43 Prozent lag. „Das zeigt, dass eine europäische Zivilgesellschaft immer noch nicht existiert“, erklärte COMECE-Präsident Bischof Adrianus van Luyn. Die europäischen Institutionen, die EU-Regierungen, die Parteien und auch die Kirchen seien aufgerufen, noch mehr auf die Bürger zuzugehen. „Wenn der Lissabon-Vertrag in Kraft tritt, wird das Europaparlament noch mächtiger werden“, unterstrich van Luyn.