So tönte es im Jahr 1944: „Sie können stolz sein, Ihren Sohn für’s Vaterland geopfert zu haben…“ – Tränen, Trauer, Trost

trauernde-mutterAus dem Archiv: Evangelische Beiträge zum Volkstrauertag 2000 – Friedhofsansprachen (C. H.). – 1. Station: An den Gräbern des Zweiten Weltkrieges. – Es war im Jahre 1944. Meine Mutter war gerade fünf Jahre alt. Ein Kind, das um ihre Kindheit betrogen wurde – und dennoch fröhlich und gesund sein durfte – bis heute. Eine Szene wird dieses damals fünfjährige Mädchen jedoch niemals vergessen: Sie bestaunte gerade gemeinsam mit einer ihrer Schwestern die vier Wochen alten kleinen Kätzchen. Mitten im Krieg ein friedliches Bild. Aber nicht mehr lange. Denn da marschierte ein streng uniformierter Mann in Richtung ihres Elternhauses. Er war auf der Suche nach meiner Großmutter. Meine Mutter und meine Tante haben ihn dann auf dessen Anfrage zu ihr gebracht. Er hatte ein großes Bild unter dem Arm, das er meiner Großmutter dann mit ernster Mine überreichte. Sofort hat meine Großmutter die beiden Mädchen herausgeschickt…

Was dann geschah, haben meine Mutter und ihre Geschwister erst viel später erfahren. Der Uniformträger hatte gesagt:

„Verehrte Frau, Sie können stolz sein, Ihren ältesten Sohn für’s Vaterland geopfert zu haben!“

Nach einem kurzen Innehalten überkam es meine damals 43 Jahre alte Großmutter, die soeben ihren nicht mal 20 Jahre alten Sohn verloren hatte, der gemeinsam mit seiner Familie von Anfang an ein überzeugter Kriegsgegner und HJ-Verweigerer war.

Meine Großmutter ergriff das bedrohlich-überdimensionale Hitler-Bild und zerschlug es vor den Augen des braun uniformierten Amtsmannes.

„Ach du Schrecken“ – denken wir – „das hätte sie doch Kopf und Kragen kosten können!“
Gott sei Dank hatte der Uniformträger aber irgendwie Verständnis für meine Großmutter – inmitten aller Dienstpflicht. Wortlos hat er ihr noch kurz die Hand gereicht, den Finger auf seinen Mund gelegt – die Geste zum Stillschweigen – , sie ernst angeschaut. Dann verschwand er.
Und die Familie war mit ihrer Trauer allein.

Ringsherum lebten Frauen, denen jener bestialisch-aggressive Krieg Mann und Heim genommen hatte.
Als Zeichen für das Leben räumten viele dieser Frauen später mit ihren bloßen Händen die Trümmer beiseite – damit ihren Familien ein neuer Lebensraum eröffnet werden konnnte. Auch dieser Nazi-Opfer wollen wir heute gedenken: Sie gehören in die Reihe der Heldengestalten des Wiederaufbaus, derer wir uns in tiefer Dankbarkeit erinnern. Sie hatten unsagbares Leid erlitten, sie hatten ihre Männer, und – vielleicht noch schlimmer – ihre Söhne verloren.

Möglicherweise können wir uns die Bilder von den sorgengebeugten Müttern in der Trauer um ihre Söhne einmal einen Augenblick vor unserem inneren Auge vorstellen.

Millionen von Menschen in aller Welt erlitten und erleiden dies Schicksal – auch heute noch.

Kann es da noch Zweifel geben, dass die Toten uns mahnen – ja verpflichten – den Frieden zu halten und für die Wahrung des Friedens einzutreten?

Wir trauern um die Opfer des Zweiten Weltkrieges. Wir trauern um alle Opfer des Holocaust, des schändlichsten Verbrechens, das je von Deutschen verübt wurde.

Trauer ist die Erinnerung des Herzens. Trauer bedeutet Anteilnahme mit dem Mitmenschen. Aus der Trauer entsteht Solidarität. Und Trauer schärft das Gewissen.

Folgendermaßen hat es der damalige Staatspräsident Francois Mitterand in seiner Rede aus Anlaß des 50. Jahrestages des 2. Weltkrieges formuliert:

„Wir alle sollten begreifen, aus den Fehlern der Vergangenheit zu lernen und das Mögliche tun, damit deutsche Soldaten nie wieder zu Verbrechen missbraucht werden!“

Liebe Trauergemeinde, rückblickend auf ein blutiges Jahrhundert haben wir heute die Chance greifbar nahe vor uns, aus unserem untrennbar verbundenen Europa eine Zone zu machen, aus der der Krieg dauerhaft verbannt ist. Natürlich – es ist nur eine Insel des Friedens – inmitten eines Ozeans von Instabilität und Gefahren – aber es ist ein Anfang. Ein Anfang, der uns mit Zuversicht erfüllt, dass Krieg und Völkermord Stück für Stück ausgerottet werden können.

Gebet:
Jesus, hilf siegen und lass uns nicht sinken,
wenn sich die Kräfte des Bösen aufbläh’n
und mit dem Scheine der Wahrheit sich schminken,
lass doch viel heller dann deine Kraft sehn.
Steh uns zur Rechten, o König und Meister,
lehr uns recht kämpfen und prüfen die Geister.
Jesus, hilf siegen im Wachen und Beten;
Hüter, du schläfst ja und schlummerst nicht ein;
lass dein Gebet uns unendlich vertreten,
der du versprochen, Fürsprecher zu sein.
Wenn uns die Not mit Ermüdung will decken,
wollst du uns, Jesus, ermuntern und wecken.

2. Station: Ehrenmal

Liebe Volkstrauertagsgemeinde, sehr geehrte Vertreterinnen und Vertreter der Ortsvereine!
Wir denken heute an die Opfer von Gewalt und Krieg:
Kinder, Frauen und Männer aller Völker!
Wir gedenken der Soldaten, die in den Weltkriegen starben, der Menschen, die durch Kriegshandlungen oder danach in Gefangenschaft, als Vertriebene und Flüchtlinge ihr Leben verloren.
Wir gedenken derer, die verfolgt oder getötet wurden, weil sie einem anderen Volk angehörten, einer anderen Rasse zugerechnet wurden oder deren Leben wegen einer Krankheit oder Behinderung als lebensunwert bezeichnet wurde.
Wir gedenken derer, die ums Leben kamen, weil sie Widerstand gegen Gewaltherrschaft leisteten. Wir gedenken derer, die den Tod fanden, weil sie an ihrer Überzeugung oder an ihrem Glauben festhielten.

Wir trauern um die Opfer der Kriege und Bürgerkriege unserer Tage, um die Opfer von Terrorismus und politischer Verfolgung, um die Opfer sinnloser Gewalt.

Wir trauern mit den Müttern und mit allen, die Leid tragen um die Toten. Doch unser Leben steht im Zeichen der Hoffnung auf Versöhnung zwischen Menschen und Völkern, und unsere Verantwortung gilt dem Frieden unter den Menschen zu Hause und in der Welt.

Wir erleben die Kälte einer zum Teil zitternd-unerlösten Welt. Uns schmerzt die Gleichgültigkeit vieler Menschen gegenüber den guten Friedenswegweisern des lebendigen Gottes. Wir machen uns Sorgen darum, ob die jüngere Generation in Deutschland überhaupt noch daran interessiert ist, aus der dunklen Vergangenheit unseres Volkes ihre aktuellen Lehren zu ziehen.

Weltweit gibt es im Jahr 2000 in 43 Staaten zusammen gezählt 667 Kriegsgräberstätten, die daran erinnern wollen, wie wichtig Versöhnung ist. Versöhnung zwischen Menschen – und Versöhnung zwischen Gott und Mensch.

Wir denken an den Tod anderer – und gleichzeitig auch daran, dass unsere eigene Lebenszeit begrenzt ist:

„Leben wir denn wirklich hier nur für ein paar Jahre?
Sind graue Haare alles, was bleibt?
Oder kann man ahnen und wenn möglich sogar planen,
was man nach dem Tode treibt?
Das Leben das ist kurz – sagt man – und will es genießen,
denn bald schon kommt der Tod, und dann ist alles vorbei.
Doch ob das wirklich stimmt – das hat noch keiner bewiesen,
da fragt man sich, wie es nun wirklich sei.

Die Antwort kann nur geben, wer den Tod selbst erlitten,
und ihn auch selbst besiegt hat und dann auferstand.
Man sagt, nur Jesus Christus habe diesen Weg beschritten,
und seine Antwort kommt aus erster Hand.“

Wie antwortet unser Volk auf die Friedens-Einladungen des lebendiges Gottes?
Gehören wir zu denen, die sich hilflos in Gleichgültigkeit und den eigenen vier Wänden verschanzen?
Oder gestalten wir in Gottes Namen den Frieden mit, der höher ist als alle unsere Vernunft?

Glücklicherweise gibt es vielfältige Beispiele dafür, dass die Deutschen die Schattenseiten ihrer Geschichte nicht verdrängen. Filme wie Steven Spielbergs „Schindlers Liste“, oder die amerikanische Fernsehserie „Holocaust“, oder Bücher wie Daniel Goldhagens „“Hitlers willige Vollstrecker“, „Das Tagebuch der Anne Frank“ oder Viktor Klemperers „Ich will Zeugnis ablegen bis zum Letzten“ finden bei uns viel Beachtung und lösen Betroffenheit und Anteilnahme aus. Deutsche Politiker stellen sich bei ihren Auslandsbesuchen immer wieder der deutschen Vergangenheit und bekennen die daraus erwachsene Verantwortung.

Aber dass die Kriegsgeneration nicht nur an das von Deutschen verursachte, sondern auch an das in diesem Zusammenhang selbst erlittene Leid und Unrecht erinnert – wer will ihr das verdenken? Die Luftangriffe auf Hamburg, Dresden oder auf meine Heimatstadt Essen und viele andere Städte – die können wir nicht einfach so ausradieren. Oder wie war das damals mit der Versenkung der Passagierschiffe „Wilhelm Gustloff“ und „Goya“ – wo Tausende von Flüchtlingen umkamen? Oder wie war das mit dem Massaker an der Zivilbevölkerung in Nemmersdorf – und wie war das mit dem Elend der Vertriebenen?

An solche Ereignisse zu erinnern bedeutet nicht, dass Schuld aufgerechnet (und möglicherweise sogar unangemessen relativiert) werden soll.
Auch nach der Wehrmachtsausstellung muß es möglich sein, der gefallenen deutschen Soldaten zu gedenken, ohne zum politischen „Rechtsaußen“ abgestempelt zu werden. Wenn heute die Beweggründe derer, die sich dem Kriegsdienst verweigerten, respektiert werden und Deserteure Anerkennung finden, so darf doch nicht der bleibende Eindruck entstehen, dass die jungen Männer, die ihrer Wehrpflicht nachgingen, pauschal moralisch minderwertig waren.

Sie alle waren geprägt von ihrer Zeit, eingebunden in eine sogenannte Ordnung von Befehl und Gehorsam – und verpflichtet durch ihren militärischen Treueeid. Gleichzeitig aber wurden sie von einem totalitären System vereinnahmt und gewissenlos missbraucht. Viele litten ganz ungeheuerlich darunter, dass es ihnen nur sehr begrenzt möglich war, Gott mehr zu gehorchen als den Menschen.

(In kurzer freier Rede: Möglichkeiten und Grenzen der Bekennenden Kirche skizzieren…)

Dieser Tage – und immer wieder – stehen wir vor der Herausforderung, einen nach vorn gewandten Dialog zu finden zwischen Vergangenheitsbewältigung und Gegenwartsverantwortung: Das Bewahren der Erinnerung hilft uns, unser Gewissen für das Hier und Jetzt zu schärfen, damit ganz sicher von deutschem Boden NIE wieder solche oder ähnliche „Teufeleien“ ausgehen…

Besonders an Orten wie diesen hören wir immer wieder die Frage: „Gott, wo warst du? – Wie konntest du das zulassen?“
Eine Theologin unserer Tage hat es einmal so formuliert: „Seit Ausschwitz kann ich eben nicht mehr den mächtigen König der Ehren loben, der alles so herrlich regieret.“

Liebe Gemeinde – dem möchte ich entgegen stellen, dass wir es mit einem mitleidenden Weg-Gefährten-Gott zu tun haben, dem keine Träne und kein Schmerz fremd ist. Der lebendige Gott thront eben nicht im Wolken-Kuckucks-Heim. Ich möchte das illustrieren an Hand einer Erzählung von Dr. Jürgen Spieß:

Die Gerichtsverhandlung

Stellen wir uns vor: Am Ende der Zeit versammeln sich Millionen von Menschen vor dem Thron Gottes. Einige schauen ängstlich in das helle Licht, andere scheinen verärgert zu sein: „Wie kann Gott über uns zu Gericht sitzen?“, fragt jemand und zeigt eine eintätowierte Nummer aus einem Konzentrationslager. Eine junge Frau zeigt die Würgemale am Hals: „Und das nur, weil ich schwarz bin“.

Überall wurden jetzt ärgerliche Stimmen laut. Jeder richtete Klagen an Gott, weil er das Böse und das Leiden in der Welt zugelassen habe. „Wie gut hatte es Gott doch“, meinten sie, „wo er doch im Himmel in all der Schönheit und Heiligkeit zu Hause sei. Dort gibt es keine Tränen, keine Furcht, keinen Hunger und keinen Hass.“

Es bildeten sich Gruppen, und jede wählte nun einen Sprecher. Immer war es derjenige, der am meisten gelitten hatte. Da war ein Jude, ein Schwarzer, ein Unberührbarer aus Indien, ein unehelich Geborener, ein entstellter Leprakranker, ein Opfer aus Hiroshima und jemand aus einem Arbeitslager in Sibirien. Sie alle waren sich einig: Bevor Gott das Recht hatte, sie zu richten, sollte er das ertragen, was sie ertragen mussten. Gott sollte dazu verurteilt werden, auf der Erde zu leben als Mensch. Aber er sollte keine Möglichkeit haben, sich aufgrund seiner göttlichen Natur selbst zu helfen.

Er sollte als Jude geboren werden. Die Legitimität seiner Geburt sollte zweifelhaft sein. Er sollte versuchen, den Menschen zu erklären, wer Gott sei. Er sollte von seinen engsten Freunden verraten werden. Er sollte aufgrund falscher Anschuldigungen angeklagt werden, von einem voreingenommenen Gericht verhört und von einem feigen Richter verurteilt werden. Er sollte gequält werden und dann sterben, und das sollte in aller Öffentlichkeit geschehen, und zwar so schrecklich, dass kein Zweifel daran bestehen konnte, dass er wirklich gestorben sei.

Während jeder Sprecher seinen Teil des Urteils verkündete, entstand Unruhe in der riesigen Menschenmenge. Als der letzte Sprecher seinen Urteilsspruch abgeschlossen hatte, folgte ein langes Schweigen, und alle, die Gott verurteilt hatten, gingen plötzlich leise fort. Niemand wagte mehr zu sprechen. Keiner bewegte sich, denn plötzlich wusste es jeder: Gott hatte es längst alles in der Gestalt von Jesus Christus getan.

(Quelle: Jürgen Spieß, Jesus für Skeptiker)

Und so bezeugt es die Heilige Schrift:
„Ich weiß wohl, was ich für Gedanken über euch habe, spricht der Herr: Gedanken des Friedens und nicht des Leides.“

Gebet:
Himmlischer Vater, du bist der Anfang und das Ende. Du hast uns unser Leben geschenkt und stehst erst recht da, wo Menschen von Dunkelheit und Trauer bedroht sind. Wir bitten dich: Komm uns jetzt ganz nah in deinem Wort. Wo wir schweigen möchten, da rede du. Stärke unseren Glauben im Vertrauen auf dich. Und weiter beten wir mit den Worten aus Psalm 90:

„Herr, so lange es Menschen gibt, bist du unsere Zuflucht!
Bevor die Berge geboren wurden, bevor Erde und Weltall entstanden,
warst du, o Gott. Du bist ohne Anfang und Ende.
Du lässt den Menschen wieder zu Staub werden.
Mach uns bewusst, wie kurz unser Leben ist,
damit unser Volk immer wieder neu zur Besinnung kommt!
Wie schnell eilen die Jahre vorüber!
Wie rasch fliegen sie davon!
Herr, erbarme dich!
Das bitten wir dich im Namen unseres Herrn Jesus Christus, der mit dir und dem Heiligen Geist lebt und regiert von Ewigkeit zu Ewigkeit. Amen.

3. Station: An den Gräbern des Ersten Weltkrieges:

(zunächst Ansprache des politischen Vertreters,
im Anschluss daran die des Geistlichen:)

Liebe Volkstrauertagsgemeinde, sehr geehrte Vertreterinnen und Vertreter der Ortsvereine!
Heldentöne sind unangebracht, wenn man derer gedenkt, deren Einsatzbereitschaft tausendfach missbraucht wurde und von denen einige im Spannungsfeld zwischen Gehorsam und Gewissen auch schuldig wurden. Es sind unsere Väter, Groß- und Urgroßväter, die hineingezogen wurden in die Zwänge ihrer Zeit. Zum Teil haben sie erheblichen Widerstand geleistet.

Doch wir gedenken heute nicht nur der gefallenen oder der in Gefangenschaft verstorbenen Soldaten aller Nationen – sondern wir gedenken gleichzeitig weltweit der Opfer aller Kriege und der Opfer der Gewaltherrschaft. Wir gedenken derer, denen die Not der Nachkriegszeit die Jugend nahm und das Leben zerstörte. Viele von ihnen haben ihr Leben letztlich gegeben, damit wir leben können.

In der nahe gelegenen Stadt Köln haben im Ersten Weltkrieg ca. 15.000 Menschen ihr Leben verloren. Es gab kaum Familien, die keine Toten zu beklagen hatten.

„Der Mensch ist für den Menschen zum Wolf geworden“ – so hat es einmal ein Zeitgenosse des Ersten Weltkrieges formuliert.

Die Bibel sagt: Gott ist für den Menschen zum Menschen geworden. Weil Gott in tiefster Nacht erschienen ist, muß unsere Nacht nicht endlos sein. Jesus lebt.

Gebet:
Es ist nun Gelegenheit, in einem Augenblick der Stille unsere Gedanken vor Gott zu bringen.
Im Anschluss daran sind wir eingeladen, uns mit hinein nehmen zulassen in die alten Worte des Liederdichters Paul Gerhard, die dem 37. Psalm nachempfunden sind.

Befiehl du deine Wege und was dein Herze kränkt
der allertreusten Pflege des, der den Himmel lenkt.
Der Wolken, Luft und Winden gibt Wege, Lauf und Bahn,
der wird auch Wege finden, da dein Fuß gehen kann.
Dem Herren musst du trauen, wenn dir’s soll wohlergehn;
auf sein Werk musst du schauen,
wenn dein Werk soll bestehn.
Mit Sorgen und mit Grämen und mit selbsteigner Pein
lässt Gott sich gar nichts nehmen, es muss erbeten sein.
Und ob gleich alle Teufel hier wollten widerstehn,
so wird doch ohne Zweifel Gott nicht zurücke gehn;
was er sich vorgenommen und was er haben will,
das muss doch endlich kommen zu seinem Zweck und Ziel.
Mach End, o Herr, mach Ende mit aller unsrer Not;
stärk unsre Füß‘ und Hände und lass bis in den Tod
uns allzeit deiner Pflege und Treu empfohlen sein,
so gehen unsre Wege gewiss zum Himmel ein.

Lied:
1. Stern, auf den ich schaue, Fels, auf dem ich steh,
Führer, dem ich traue, Stab, an dem ich geh,
Brot, von dem ich lebe, Quell, an dem ich ruh,
Ziel, das ich erstrebe, alles, Herr, bist du.
2. Ohne dich, wo käme Kraft und Mut mir her?
Ohne dich, wer nähme meine Bürde, wer?
Ohne dich, zerstieben würden mir im Nu
Glauben, Hoffen, Lieben, alles, Herr, bist du.
3. Drum so will ich wallen meinen Pfad dahin,
bis die Glocken schallen und daheim ich bin.
Dann mit neuem Klingen jauchz ich froh dir zu:
nichts hab ich zu bringen, alles, Herr, bist du!

Und alles, was wir auf dem Herzen haben, das legen wir nun in das Gebet, das wir in Jesu Namen gemeinsam beten:
Vater unser im Himmel,
geheiligt werde dein Name.
Dein Reich komme.
Dein Wille geschehe,
wie im Himmel, so auf Erden.
Unser tägliches Brot gib uns heute.
Und vergib uns unsere Schuld,
wie auch wir vergeben unsern Schuldigern.
Und führe uns nicht in Versuchung;
sondern erlöse uns von dem Bösen.
Denn dein ist das Reich und die Kraft
und die Herrlichkeit in Ewigkeit. Amen.

Segen:
So geht im Frieden Gottes
hinaus in diese Welt:
Seid guten Mutes.
Hört auf Gottes Wort.
Haltet fest an Gott und seiner Liebe.
Seid da für die Verzagten.
Unterstützt die Schwachen.
Dankt Gott und dient ihm
in der Freude unseres Herrn.

+ Und so segne und behüte dich
der allmächtige Gott:
der Vater, der Sohn und der Heilige Geist.
Amen. +

(Anlass: Gedenkfeiern auf dem Friedhof
zum Volkstrauertag 2000,
Carsten Heß)