Professor Michael Herbst: Gemeinden sollen von US-amerikanischer Willow-Creek-Gemeinde lernen

Landeskirchliche Gemeinden, die wachsen wollen, können sich an der US-amerikanischen Willow-Creek-Gemeinde in in South Barrington bei Chicago orientieren. Davon ist der Leiter des Instituts zur Erforschung von Evangelisation und Gemeindeentwicklung der Theologischen Fakultät der Universität in Greifswald, Prof. Michael Herbst, überzeugt… Die 1975 gegründete Gemeinde hat wöchentlich etwa 22.000 Gottesdienstbesucher. Bei einem Kongress für deutsche Gemeindeleiter vom 28. bis 30. Januar in Karlsruhe berichtete Herbst von Studien, wonach einige Grundsätze des Vorbildes Willow Creek erfolgreich in deutschen Kirchengemeinden praktiziert werden. Beispiele seien die Kindergottesdienstarbeit im südbadischen Neuenburg, die Mitarbeiterbegleitung in der Christus-Kirchengemeinde in Bad Vilbel bei Frankfurt am Main und soziale Aktivitäten der Kirchengemeinde Nierenhof (Westfalen). In Gemeinden, wo die Umsetzung nicht klappt, würden häufig wichtige Voraussetzungen nicht erfüllt: Entweder sei es nicht gelungen, Gemeindemitglieder für neue Ideen zu begeistern, oder es habe der nachdrückliche Wille gefehlt, Menschen für die Gemeinde zu gewinnen. „Ohne den Blick auf Jesus und den Wunsch, seine Liebe weiterzugeben, bleiben alle Wachstumsbemühungen oberflächlich“, sagte Herbst.

Das Normale im Geist Jesu Christi tun

Das Argument vieler Gemeindeleiter, man habe keine Kraft für zusätzliche Aktivitäten, wies Herbst zurück: „Der Geist von Willow soll sich zunächst in dem auswirken, was wir als Landeskirche sowieso tun, nämlich Vorbereitung von Taufen, Begleitung von Brautpaaren, Konfirmandenunterricht und Kindergartenarbeit.“ Es komme nicht darauf an, Neues zu beginnen, sondern dass das Normale im Geiste Jesu Christi getan werde. Als Kompromiss empfahl Herbst, dass einige Gemeindeglieder das Traditionelle mit Liebe und Sorgfalt fortsetzen, und dass andere den Freiraum bekommen, neue Arbeitsformen zu wagen. Das schließe nicht aus, dass sich Gemeinden immer wieder fragen, warum bestimmte Veranstaltungen stattfinden. Manche Projekte und Gruppen würden nur noch durchgeführt, „weil sie nun einmal da sind, und weil wir die mit einer Beendigung verbundene Auseinandersetzung scheuen“. Gelegentlich reiche es, „die ehrwürdigen Bänke aus der Kirche rauszuwerfen oder anders anzustreichen“, um kirchenferne Menschen anzulocken.

Q: Inf.-dienst d. Ev. All.