Die durchschnittliche Wochenarbeitszeit eines deutschen Pfarrers beträgt 63 Stunden. Zu diesem Ergebnis kommt der hessen-nassauische Theologe und freie Strategieberater Dieter Becker (Frankfurt am Main) aufgrund einer Studie über den Tagesablauf von Pfarrern im Kirchenkreis Wuppertal-Barmen. Die seit den neunziger Jahren kursierende Zahl von 54 Wochenarbeitsstunden sei ein Märchen, schreibt Becker… im Deutschen Pfarrerblatt (Altenkunstadt/Oberfranken). Der Wissenschaftler hat nach eigenen Angaben „die erste umfassende Untersuchung evangelisch-pastoraler Arbeitszeit im deutschen Raum“ erstellt. Dazu ließ er 18 Pfarrer drei Wochen lang alle Tätigkeiten in 15-Minuten-Blöcken aufschreiben.
16 Prozent der Arbeitszeit für Gottesdienste
Laut Becker widerlegt die Studie auch die Annahme, dass der Montag ein „pastoraler Ruhetag“ sei. „Wenn man überhaupt von Ruhetag reden kann, so ist das der Sonntag“, so Becker. An jedem der drei Sonntage im Erfassungszeitraum seien zwischen vier und sechs Arbeitsstunden dokumentiert worden. An den übrigen Tagen seien Pfarrer jeweils durchschnittlich elf Stunden beruflich tätig. Etwa zehn Stunden oder 16 Prozent der Wochenarbeitszeit würden für Gottesdienste und Andachten benötigt. Umgerechnet bedeute dies, dass eine Stunde Verkündigung etwa 3,2 Stunden Vorbereitung erfordere. Verwaltung und Gremienarbeit schlügen mit zwölf bzw. elf Prozent der Arbeitszeit zu Buche. Kämen noch Sonderaufgaben für die Landeskirche, Verbände oder diakonische Einrichtungen hinzu, betrage der Managementanteil an der pfarramtlichen Tätigkeit rund ein Drittel. Demgegenüber beanspruchten Seelsorge und Einzelgespräche gerade einmal 60 Minuten pro Woche. Die restliche Zeit betreffen Unterricht, Mitarbeiterpflege und allgemeine Kommunikation. Eine ausführliche Darstellung der Untersuchungsergebnisse hat Becker in dem Sammelband „Arbeitszeiten im heutigen Pfarrberuf – Empirische Ergebnisse und Analysen zur Gestaltung pastoraler Arbeit“ im Aim-Verlag (Frankfurt am Main) veröffentlicht.
Q: Inf.-dienst. d. Ev. All.