Knapp ein Jahr nach dem Streit um mehrere Rundfunkandachten zum Kreuzestod Jesu im Westdeutschen Rundfunk hat die Evangelische Kirche im Rheinland eine „Handreichung“ zum Thema veröffentlicht…
Im Februar 2009 hatte der frühere Bonner Superintendent Burkhard Müller in seinen Hörfunkbeiträgen mehrfach die Ansicht vertreten, dass der Tod Jesu nicht als Opfer für die Sünden der Menschen zu verstehen sei. Dafür erntete er viel Kritik. In dem Kirchenpapier mit dem Titel „Aus Leidenschaft für uns“ wird der Tod Jesu am Kreuz als „Herzstück“ des Glaubens bezeichnet. In der Einführung kommen die Verfasser zu dem Schluss, dass die Rede vom Kreuz „von manchen Kanzeln nur noch zaghaft oder gar nicht mehr zu hören“ ist. Da traditionelle kirchliche Sprache heute immer weniger verstanden werde, sei es „kein Wunder, dass es Stimmen gibt in Theologie und Kirche, die eine entschlossene Abkehr von solcher Sprache und von der Sache, die damit gemeint ist, fordern“. Das Papier bringt jedoch immer wieder die Bedeutung des Todes Jesu und seiner Auferstehung zum Ausdruck. Am Kreuz erleide in letzter Konsequenz Gott selbst den Tod. Mit dem damit verbundenen Vergebungsangebot für die Sünden der Menschen stelle Gott selbst wieder die von ihm geforderte Gerechtigkeit her. Die Bezeichnung als Sühnopfer im Sinne einer kultischen Handlung wird in der Handreichung verneint. „Der Tod Jesu war keine religiöse Opferung, sondern die römische Todesstrafe für einen Unruhestifter.“ Gott fordere nicht ein Menschenopfer, sondern er gebe sich selbst.
Professor Ulrich Eibach: Eine wirklich gute Orientierungshilfe
Einer der schärfsten Kritiker der Thesen von Müller, der Theologieprofessor Ulrich Eibach (Bonn), lobte in einer Stellungnahme für idea das Papier. Sie sei „eine wirklich gute Orientierungshilfe für die Gemeinde, mit der auch in Gemeindekreisen, dem Religionsunterricht usw. gut gearbeitet werden kann“. Man könne sie als „erfreuliche Folge der Diskussion um die provozierenden Ansprachen von Pfarrer i. R. Müller betrachten“. Die aufgenommenen Gedankenanstöße zum Kreuzestod stellen aus seiner Sicht eine Abgrenzung zu den Thesen von Müller und anderen Theologen dar, die den Tod Jesu anders deuten. „Sie bewegen sich danach außerhalb dessen, was die Mitte des christlichen Glaubens ausmacht“, so Eibach. Allerdings hätte man den Aspekt, dass das Kreuz für viele ein Ärgernis darstellt, noch deutlicher erörtern sollen.
„Aus Leidenschaft für uns. Zum Verständnis des Kreuzestodes Jesu“ – Link zur Rhein. Orientierungshilfe (2010) >>
Und hier findet sich die Stellungnahme dazu von Professor Eibach >>
Q: Inf.-dienst d. Ev. All.