Evangeliumsrundfunk: „Pfuscht man Gott nicht ins Handwerk, wenn man aktiv auf Partnersuche geht?“

Kaum zu glauben, aber diese Frage wurde tatsächlich von ERF.de gestellt – und zwar in einem Interview zum Thema Partnersuche im Internet. – Inspiriert von solchem Stil stelle ich die Frage: Pfuscht man Gott nicht fürchterlich ins Handwerk, wenn man es wagt, sich die Zähne zu putzen (Sünden-verfallen-kleingläubig, dass man Gott nicht mal eine einfache Kariesheilung zutraut)? – Pfuscht man Gott nicht selbstherrlich ins Handwerk, wenn man… ins Geschäft geht und für seine Familie Dinge des alltäglichen Bedarfs besorgt (Sünden-verfallen-kleingläubig, dass man Gott nicht mal zutraut, die Waren senkrecht vom Himmel plumpsen zu lassen)?

Was hat solch frommer Fanatismus nicht alles schon für Schäden angerichtet? Reihenweise gibt es Gemeinden und Verbände, die in ihrer angeblichen Rechtgläubigkeit unglaubliche Irrlehren in die Herzen der Menschen streuen und ganz nebenbei skrupellos zuschlagen. Gleichzeitig darf man bei nicht wenigen frommen Funktionären lieber nicht hinter deren sorgfältig aufgebaute Kulissen schauen – weil es nämlich kein Einzelfall ist, dass es dort ganz gewaltig stinkt: Anspruch und Wirklichkeit passen nicht zusammen. Aber Hauptsache die Fassade ist schön lackiert, oder nicht? Und wenn die Fassade mal wieder bröckelt, dann wird schnell „nachgesprüht“. Aber wehe, die Superfrommen werden beim Nach-Lackieren ihrer verlogenen Fassade mal erwischt: Dann hagelt es Gerichts-Sprüche ohne Ende, und die Bibel wird zum Hammer, mit dem man zur Not auch mal die Unbequemen erschlägt, freilich alles „im Namen des Herrn“. – Ekelhaft! – Dagegen: Fromm-naiver Fanatismus wird dort überwunden, wo Menschen ganz einfach zugeben, dass sie es eben nicht konsequent hinkriegen, den Ansprüchen Gottes gerecht zu werden. Fromm-naiver Fanatismus wird dort überwunden, wo sich Menschen ein Beispiel nehmen an Gottes großer Hilfsbereitschaft. Gott ist ein Freund des Lebens, der sogar die klebrig-frommen Doppel-Moralisten aus ihrem Dilemma befreien möchte.

Zurück zur Partnersuche: In den 1990er Jahren habe ich Christen kennengelernt, die fest daran geglaubt haben, dass Gott vor Grundlegung der Welt für jeden Menschen einen Ehepartner auserkoren hätte und man auf diesen Ehepartner lediglich „gehorsam“ (schäfchentreu-schicksalsergeben) warten möge. Die meisten haben leider so lange (glaubensvoll) gewartet, dass sie mit Ende 30 allmählich Torschluss-Panik bekamen und um jeden Preis (und die Partnerschaftsunternehmen sind nicht gratis!) eine oder einen finden wollten. Meistens bleiben für die „ewigen Singels“ dann nur noch die „Geschiedenen“ übrig – eine Gruppe, die man einst noch lautstark in die Hölle verflucht hat, aber die man nun eben doch braucht, zum Beispiel weil die biologische Uhr tickt. So ändern sich eben die Zeiten.

Ich bewundere Menschen, die in ihrem Leben und Glauben authentisch sind, echt sind. Die – wie Martin Luther sagt – wie Bettler vor Gott stehen und gleichzeitig mit staunenden Augen und offenem Herzen das „Silberglöckchen des Evangeliums“ klingeln hören. Und plötzlich werden aus Bettlern Königskinder – mit warmem Herzen und Füßen, die auf weitem Raum stehen und Schritte wagen…