Mit einem Appell zu einem glaubwürdig gelebten Christentum ist am Sonntagabend in Kapstadt die Konferenz für Weltevangelisation zu Ende gegangen…
Was Christen predigen, müsse sich auch in ihrem Lebensstil widerspiegeln, sagte Lindsay Brown, internationaler Direktor der missionarischen Lausanner Bewegung. Mehr als 4.000 evangelikale Führungskräfte und Missionsexperten aus rund 200 Ländern hatten in Südafrika eine Woche lang über Wege zur Verbreitung der christlichen Botschaft beraten.
«Wir müssen uns nicht dafür schämen, Evangelikale zu sein», so Brown in seiner Abschlusspredigt weiter. Evangelikale seien keine Sekte, sondern bemühten sich, ein authentisches, biblisches Christentum zu leben. Die missionarische Lausanner Bewegung bezieht sich mit ihrem Namen auf die erste Konferenz für Weltevangelisation, die 1974 im schweizerischen Lausanne stattfand. Als Gründer gilt der 1918 geborene prominente US-amerikanische Prediger und TV-Evangelist Billy Graham.
Chris Wright, Vorsitzender der theologischen Arbeitsgruppe der Lausanner Bewegung, forderte eine «Reformation der Evangelikalen». Evangelikale Christen bräuchten neue Bescheidenheit und Demut, sagte er mit Blick auf Kirchenleiter, die im Wettkampf um Gemeindemitglieder stehen und in der kürzesten Zeit das größte Gemeindewachstum erreichen wollen. Außerdem kritisierte der theologische Kopf der Lausanner Bewegung das sogenannte «Wohlstandsevangelium», das keinen Platz für Armut und Leid habe.
Deutsche Delegierte hatten eine insgesamt positive Bilanz des Treffens gezogen. Die Bischöfin der Evangelisch-methodistischen Kirche in Deutschland, Rosemarie Wenner (Frankfurt am Main), sagte dem epd, die Lausanner Bewegung habe sich verstärkt für gesellschaftspolitische Fragen geöffnet. Leider bemühe sich die evangelikale Bewegung jedoch zu wenig, mit der katholischen oder orthodoxen Kirche zusammenzuarbeiten. Rund 90 Deutsche Delegierte nahmen an dem Kongress teil.
Am dritten Kongress für Weltevangelisation in Kapstadt beteiligten sich Anglikaner, Lutheraner, Reformierte, Methodisten, Baptisten, Pfingstler sowie kleinere unabhängige Freikirchen. Zudem nahmen Beobachter aus dem Ökumenischen Rat der Kirchen sowie der römisch-katholischen Kirche und den orthodoxen Kirchen teil. Im Vergleich zu den ersten zwei großen Kongressen für Weltevangelisation – nach 1974 fand der zweite 1989 in der philippinischen Hauptstadt Manila statt – waren in Kapstadt wesentlich mehr asiatische und afrikanische Christen vertreten. Ein Drittel der Teilnehmer waren Frauen.
Im Vergleich zum letzten Kongress haben praktische Fragen wie der Umgang mit Aids, die Bewahrung der Schöpfung oder Kampf gegen Menschenhandel mehr Raum eingenommen. Diese Themen sollen in das «Capetown Commitment» einfließen, einem Manifest der evangelikalen Bewegung, das Ende November verabschiedet werden soll. Träger der «Dritten Internationalen Lausanner Konferenz für Weltevangelisation» in Kapstadt war neben der Lausanner Bewegung die weltweite Evangelische Allianz.
Q: epd