Kölner Missionale-Treffen: Weltmission und Weltverantwortung gehören zusammen

Weltverantwortung und Weltmission dürfen nicht aufgespalten werden. Das jährliche Treffen für missionarischen Gemeindeaufbau „Missionale“ will die Besucher ermutigen, Verantwortung in der Welt und in der Gemeinde zu übernehmen, und ihnen dafür viele neue Ideen mitgeben. – Das sagte Pfarrer Hans-Hermann Pompe (Dortmund), Vorsitzender des Trägerkreises und Leiter des EKD-Zentrums „Mission in der Region“… (Dortmund/Stuttgart/Greifswald), beim 34. Missionale-Treffen am 26. Februar in Köln vor Journalisten. Rund 3.500 Erwachsene, über 1.500 Jugendliche und einige hundert Kinder kamen zu dem Treffen; der Einzugsbereich reicht über das Rheinland und Westfalen hinaus bis nach Hessen, Rheinland-Pfalz und ins Saarland. Ein besonderes Kennzeichen von Missionale sei, dass es von Beginn im Jahr 1978 an das Miteinander von Landeskirchen, Freikirchen und christlichen Werken gefördert habe, sagte Lars Linder, Pastor der Freien evangelischen Gemeinde Essen-Mitte und Mitglied im Trägerkreis. Finanziert wird das Treffen zur Hälfte aus Spenden; die andere Hälfte der Kosten von insgesamt etwa 100.000 Euro übernimmt die Evangelische Kirche im Rheinland.

Schöpfung bewahren und in vollen Zügen genießen

„Es gibt keine Bekehrung zu Jesus, die uns nicht in die Verantwortung für die Welt stellt“, betonte Pompe in seiner Predigt. Bekehrung sei „keine neue Einsicht, sondern ein Lebenswechsel“. Sie gehe von Gott aus; der Mensch könne sie nicht selbst machen, aber er könne sie verweigern. Ihr Ausgangspunkt sei die freie Liebe Gottes. Die 68er Generation habe nicht die freie Liebe, sondern nur den „freien Bettenwechsel“ entdeckt. Zentrale missionarische Herausforderung sei es, suchenden Menschen diese Liebe Gottes so deutlich zu machen, dass ihnen nicht falsche Bilder den Weg zu Gott verstellen. Die Beziehung zu Gott und die Freude an seiner Schöpfung seien keine Widersprüche. Pompe: „Alle echte Schönheit ist eine Erinnerung ans Paradies und ein Vorgeschmack auf den Himmel.“ Pompe bereitete auf die Themen der Seminare vor: „Klimawandler Gottes sind unscheinbare Menschen, aber in den Augen Gottes Salz der Erde und Stadt auf dem Berg.“

Kohlendioxid-Einfluss auf das Klima eine Glaubensfrage

Ist die Vorstellung, der Mensch könne das Klima steuern, ein „Ausdruck menschlicher Hybris“? Das fragte der Atmosphärenphysiker Friedhelm Olschewski (Wuppertal) im Gespräch mit idea. In seinem Seminar stellte er vielfältige Einflüsse auf die Klimaentwicklung vor. Während der letzten sechs bis sieben Jahre habe es keine Klimaerwärmung gegeben. Dass die Veränderung des Gehalts des vielfach als „Treibhausgas“ betitelten Kohlendioxids (CO2) in der Atmosphäre einen Einfluss auf das Klima habe, sei zwar die Mehrheitsmeinung der Wissenschaftler. Es gebe aber auch eine nennenswerte Zahl, die mit guten Argumenten dafür einträten, dass Klimaveränderungen nichts mit CO2 zu tun hätten. Es sei letztlich eine Glaubensfrage, sagte Olschewski.

Gerechtigkeitsthemen und Tango-Gottesdienst

Junge Menschen, für die gesellschaftliche Themen wichtig sind, will der Verein e/motion in Essen erreichen. Hannes Leitlein und Astrid Schütt berichteten in einem Seminar über die Gottesdienste und Abendveranstaltungen, die in einer sonst ungenutzten katholischen Kirche in Essen-Borbeck angeboten werden. Ein 30-köpfiges junges Team bildet den Trägerkreis; die Gottesdienste werden von etwa 80 Gästen zwischen 20 und 40 Jahren besucht. Gesellschaftpolitische Themen wie fairer Handel finden sich in Moderation und Predigten wieder. An den Abenden werden unterschiedliche Veranstaltungsformate ausprobiert, darunter eine Taizé-Andacht, ein Varieté-Abend und ein Tango-Gottesdienst. Das Angebot erreicht junge Erwachsene, die sonst nicht zur Kirche gehen. Leitlein: „Viele unserer Gottesdienstbesucher bezeichnen uns als ihre Gemeinde.“

Entdeckungsreise im Land des Glaubens

Glaubenskurse sollen zu einem Regelangebot in jeder Kirchengemeinde und leicht auffindbar für Suchende werden. Insbesondere Menschen in der Lebensmitte befänden sich auf einer Sinnsuche und sollten mit den Kursen auf ihrer „Entdeckungsreise im Land des Glaubens“ unterstützt werden, sagte Landespfarrer Jürgen Schweitzer (Monheim) vom Amt für Gemeindeentwicklung und missionarische Dienste in einer Arbeitsgruppe. Es solle auch bildungsferne Milieus und Randgruppen ansprechen. Schweitzer: „Die Kurse funktionieren auch im Knast.“ Die Kirche habe die Arbeiterschicht verloren. Die untere Mittelschicht und Randgruppen zu erreichen, gehöre zu den großen missionarischen Herausforderungen.

Kirche für alle geht nicht

Die gesellschaftlichen Milieus, die Lebensvorstellungen und das Freizeitverhalten von Menschen sind so unterschiedlich, dass kaum alle Milieus in einer Gemeindearbeit erreicht werden können. Der Theologe Eike Kohler (Bonn) stellte in einem Seminar Ergebnisse der Milieuforschung vor und riet Gemeinden zu einer Bestandsaufnahme. Menschen aus unterschiedlichen Milieus brauchten nicht nur verschiedene Veranstaltungsformen; auch ihr Verständnis von theologischen Begriffen wie der Erlösung sei unterschiedlich. Kohler: „Kirche für alle zu sein bedeutet, dass Milieus ins Gespräch kommen über die Frage: Was bedeutet es, wenn wir von Jesus Christus als Erlöser sprechen?“

Q: Inf.-dienst d. Ev. All