Für Kinder: Erste Schritte ins Internet

Ab wann darf ein Kind im Internet surfen? Und was sollten Eltern beachten, wenn ihr Nachwuchs das World Wide Web entdeckt? Pro-Redakteurin Ellen Nieswiodek-Martin gibt Tipps, wie Eltern ihren Kindern einen sicheren Weg ins Internet aufzeigen können.

Spätestens wenn ein Kind die dritte oder vierte Grundschulklasse besucht, ist es soweit: „Ich muss heute für die Hausaufgaben ins Internet. Wir sollen etwas über das Eichhörnchen herausfinden“, mit diesen Worten begann seinerzeit die „Internetkarriere“ meiner Tochter. Auf die Frage, ob der Lehrer denn auch erklärt hätte, wo sie nach jenen Informationen suchen sollte, erhielt ich nur ein knappes „Nein, hat er nicht“ zur Antwort. An diesem Tag entdeckte meine Neunjährige die vielfältigen Möglichkeiten des Internet, die sie seitdem fasziniert nutzt. Der Nebeneffekt des Ganzen: Wir verbrachten eineinhalb Stunden vor dem Bildschirm, in denen ich ihr erklärte, wie ein Browser funktioniert und wo sie suchen kann. Und mein Abend war ebenfalls verplant, denn der PC musste kindersicher eingerichtet werden.

In anderen Familien nutzen schon jüngere Kinder das Internet. Zum Beispiel der zweijährige Simon: Fast jeden Abend sitzt der Knirps vor Papas Laptop, ein Headset auf dem Lockenkopf, und starrt gebannt auf den Monitor. Dort sieht er Oma und Opa, die für ihn ein Versteckspiel inszenieren und ihn mit Handpuppen zum Lachen bringen. Der Kleine winkt in die Webcam. Die Software Skype macht den Kontakt zu den 500 Kilometern entfernt wohnenden Großeltern über Internet-Telefonie möglich.

Kinder wachsen neugierig und aufgeschlossen in die Medienwelt hinein. Je jünger sie sind, umso weniger Gedanken machen sie sich. Natürlich kann man schon früh gemeinsam kindgerechte Internetseiten besuchen. Altersentsprechende Angebote findet man über die Seite www.seitenstark.de. Andererseits lässt sich der Einstieg in die Onlinewelt getrost aufschieben, ohne dass Kinder etwas verpassen.

Wenn Kinder aber die Faszination des WWW entdecken, brauchen sie sowohl die Unterstützung der Eltern, als auch klare Regeln und Vorgaben. Ungeeignet für Kinder sind neben erotischen und pornografischen Angeboten Seiten, die Gewalt und deren Folgen zeigen. Bilder wirken auf Kinder viel unmittelbarer als auf Erwachsene, dies trifft übrigens auch auf manche Nachrichtenbilder oder -videos zu, die Kinder ängstigen können. Junge Surfer sind außerdem eine leichte Beute für Abzockangebote und Onlinewerbung, da sie meist gutgläubig sind und kriminelle Motive oder Absichten nicht erkennen.

Das Internet ist der größte Tatort dieser Welt. Darüber sind sich Experten der Polizei einig. Daher sollten Eltern ihren Kindern mit einfachen Worten erklären, dass es im Internet auch dunkle Ecken gibt, dass es, wie in einer großen Stadt, gefährliche Situationen gibt und Menschen, die böse Absichten haben. Kinder reagieren sicherer, wenn sie darauf vorbereitet sind, dass es „schlechte“ Seiten im Netz gibt. Auch technisch kann man einiges tun, um Kinder vor schädlichen Inhalten zu schützen.

Sicher ins internet – der 10-Punkte-Plan:

1. Richten Sie für Ihr Kind ein eigenes Benutzerkonto auf dem PC ein. Bei verschiedenen Optionen können Sie einstellen, was das Kind darf oder nicht, beispielsweise Dateien herunterladen. Mehr zu den technischen Details finden Sie im Kasten.

2. Eine kindgerechte Startseite hilft dem Nachwuchs, sich besser zurecht zu finden. Unter www.surfen-ohne-risiko. net, einem Angebot des Bundesfamilienministeriums, können Erwachsene mit wenigen Klicks für ihren Sprössling eine Startseite erstellen. Diese lässt sich je nach Interesse gestalten: In kleinen Fenstern kann man aktuelle Nachrichten, die für Kinder aufbereitet wurden, Kinder-E-Mail und Kinder-Chat, Surf-Tipps, Spiele und die Wettervorhersage wie auf einer Pinnwand anordnen. Auf dem Portal finden Eltern weitere Informationen, wie sie ihre Kinder beim Surfen schützen.

3. Da nicht alle Ergebnisse der gängigen Suchmaschinen für Kinder geeignet und hilfreich sind, sollten die Jüngsten spezielle Kindersuchmaschinen benutzen. blinde-kuh.de oder fragfinn.de zeigen nur Angebote für Kinder an und blenden einen Warnhinweis ein, wenn ein externer Link zu anderen Seiten führt. Man kann die Kindersuchmaschine als Startseite einrichten oder deren Internetadresse als Lesezeichen in der Menüleiste speichern. Durch gespeicherte Internetadressen verringert man das Risiko, dass Kinder durch Tippfehler auf ungeeigneten Seiten landen.

4. Erziehung zur Medienkompetenz bedeutet vor allem, dass Kinder lernen, sich ein eigenes Urteil zu bilden – und dass sie im Lauf der Zeit lernen, zwischen guten und schlechten Angeboten zu unterscheiden. Wissen müssen sie auch, dass man nicht alles glauben kann, was es im Internet zu lesen gibt – und dass Menschen unterschiedliche Absichten und Motive haben, wenn sie Inhalte ins Netz stellen.

5. Kinder sollten im Internet niemals Namen, Adresse und Telefonnummer angeben. Eltern sollten mit ihrem Nachwuchs vereinbaren, niemals Onlineformulare auszufüllen – auch nicht, wenn es sich um ein angeblich kostenloses Gewinnspiel handelt.

6. Ebenfalls sollten Kinder keine Dateien, Klingeltöne oder Musikdateien herunterladen, ohne die Eltern zu fragen.

7. Wenn Kinder gern chatten möchten, dann ausschließlich in moderierten Chaträumen für Kinder. Chats dienen Pädokriminellen als Kontaktbörse. Aber Anmache von Fremden und sexuelle Übergriffe kommen leider auch in sozialen Netzwerken vor. Datenschützer empfehlen, zur eigenen Sicherheit in Chat und Communities einen neutralen „Nickname“ zu verwenden.

8. Damit Kinder sicher mailen, gibt es spezielle Kinder-E- Maildienste. Unter www.mail4kidz.de können 7- bis 14-Jährige mit der schriftlichen Erlaubnis der Eltern ein kostenloses E-Mailkonto anlegen und sind vor Spammern, Viren und anderen bösen Wesen geschützt.

9. Filter und Jugendschutzprogramme bieten jüngeren Kindern beim Aufrufen von Internetseiten einen eingeschränkten Schutz. Sie ersetzen aber nicht den eigenverantwortlichen und kritischen Umgang mit dem Internet. Es ist inzwischen bekannt, dass keine Filtersoftware 100-prozentig sicher arbeitet. Die Kommission für Jugendmedienschutz hat bisher keines der am Markt erhältlichen Programme offiziell als empfehlenswert anerkannt. Trotzdem empfiehlt es sich, die Kindersicherung im Betriebssystem zu aktivieren.

10. Bleibt noch die Frage, wie lange ein Grundschulkind surfen sollte. Hier empfehlen Experten, eine Zeitspanne für die gesamte Mediennutzung, inklusive Fernsehen und Konsolenspielen, festzulegen. Das Internetportal schau-hin.info, eine medienpädagogische Initiative des Bundesfamilienministeriums in Kooperation mit den öffentlich-rechtlichen Fernsehsendern, gibt folgende Empfehlungen für die tägliche Medienzeit: Kinder bis sieben Jahre etwa 30 Minuten. 8- bis 9-Jährige etwa 45 Minuten,10- bis 11-Jährige etwa 60 Minuten. Allerdings hat jedes Kind eine andere Aufmerksamkeitsspanne und auch einen unterschiedlichen Bewegungsdrang. Eltern sollten beobachten, wie ihr Kind auf Medien reagiert und die Regeln dementsprechend individuell festlegen.

Medienerziehung kostet zweifellos viel Zeit und Kraft, das haben auch wir oft in unserer Familie erlebt. Aber dadurch, dass wir mit Kindern im Gespräch bleiben, sie begleiten und Regeln setzen, bereiten wir sie auf das selbständige Leben in einer mediendominierten Gesellschaft vor. Dazu hat uns ein Tipp aus der Bibel immer wieder ermutigt: „Bringe einem Kind am Anfang seines Lebens gute Gewohnheiten bei, es wird sie auch im Alter nicht vergessen.“ (Buch der Sprüche, Kapitel 22,6).

pro