Der Altersforscher Eckart Hammer warnt vor einer zunehmenden Vereinsamung pflegebedürftiger und armer Menschen im Alter. Sie seien noch zu wenig im Blick. »Wir haben einen starken Fokus auf die fitten und aktiven Senioren«, sagte der Ludwigsburger Professor für Sozialgerontologie… im Gespräch mit dem Evangelischen Pressedienst (epd). Das gelte vielfach auch für Angebote der Kirchen, erläuterte Hammer.
»Pflegebedürftige, chronisch Kranke und ihre Angehörigen werden oft vergessen, weil sie das Haus nicht mehr verlassen«, sagte der Sozialwissenschaftler.
Dann kämen vielleicht nur noch ehrenamtliche Mitarbeiter etwa von kirchlichen Besuchsdiensten vorbei. Menschen mit wenig Geld könnten sich Freizeitangebote ebenso wenig leisten wie die Busfahrt in die nächste Stadt: »Das Problem, durch Armut nicht teilhaben zu können, verschärft sich im Alter.«
Hammer warnte zugleich davor, die Schattenseiten des Alterns zu verdrängen. »Jeder wünscht sich, lange fit zu bleiben. Aber wir sollten uns auch darauf einrichten, dass es anders kommen kann.«
Dazu sei ein Bewusstseinswandel nötig.
»Es gibt noch zu viele Altersverräter, die mit Schminke und mit Liften suggerieren, ein Leben mit Gebrechen sei nicht lebenswert.« Doch gerade das schüre nur die Angst vor dem Alter.
Als beispielhaft für ein neues Denken sieht Hammer Projekte wie »demenzfreundliche Kommunen«.
Dabei schulten die Städte etwa Verkäufer im Einzelhandel oder Busfahrer im Umgang mit altersverwirrten Menschen. »Wir brauchen ein gesellschaftliches Klima, in dem behinderte Menschen oder Menschen mit Altersdemenz nicht ausgegrenzt werden.«
Auch sollten Mitarbeiter von Besuchsdiensten noch besser ausgebildet werden.
Sie kämen in die Häuser und könnten als »Lotsen« weitere Beziehungen nach außen vermitteln, sagte Hammer.
14.10.2012 | epd