Bildungsexperte: Kirche muss sich stärker um Konfessionslose kümmern

Die Kirche muss sich nach Einschätzung des Theologen und Bildungsexperten Hans-Martin Lübking stärker um konfessionslose Menschen kümmern. „Die Konfessionslosigkeit wird in der Kirche unterschätzt…„, sagte der scheidende Direktor des Pädagogischen Instituts der Evangelischen Kirche von Westfalen am Mittwoch in Schwerte. Derzeit fühlten sich Untersuchungen zufolge etwa 70 Prozent der Menschen der Kirche zugehörig.

Der Anteil werde jedoch immer weiter abnehmen, während die Zahl der konfessionslosen Menschen zunehme. Die Kirche erreiche die Menschen auf Dauer immer weniger über die regulären Ortskirchen, sagte Lübking. Deshalb müssten verstärkt auch außerhalb der Kirchengemeinde interessierte Menschen angesprochen werden.

Der Göttinger Theologe Bernd Schröder warnte, die Kirche dürfe nicht als Selbstzweck existieren. Sie befinde sich im Wandel zu einer Einrichtung, die als Hauptaufgabe die Weitergabe des Glaubens ermögliche. Kirche fungiere künftig stärker als „Tankstelle“ für Christen, erklärte der Professor für praktische Theologie. Sie sei dazu da, Mobilität und Kommunikation zu gewährleisten. Ihre Angebote halte sie für jedermann bereit. „Ziel ist aber, dass möglichst viele kommen, aber nicht bleiben“, sagte Schröder.

Wichtiger wird nach Schröders Einschätzung die Vermittlung des Glaubens und kirchlicher Themen über die Medien. Die Kirche der Zukunft brauche zudem Orte, an denen Evangelium erfahrbar werde, sagte der Theologe. Außerdem seien Formen nötig, die auch außerhalb der Kirchengemeinde eine Verbundenheit mit der Kirche ermöglichten.

Die Tagung über Reformen in der Kirche war die letzte große Veranstaltung des scheidenden Direktors Lübking. Der 65-jährige Theologe geht nach 17 Jahren an der Spitze des Pädagogischen Instituts Ende April in den Ruhestand. Der Theologieprofessor leitet seit 1996 das Institut der westfälischen Landeskirche in Schwerte. (epd)