Ökumenischer Bericht: Religionsfreiheit in 157 Ländern eingeschränkt

Verlässliche Zahlen über verfolgte Christen gibt es nicht. Auch ein gemeinsamer Bericht der großen Kirchen kann die nicht liefern. Die Studie forscht nach den Ursachen und empfiehlt einen gemeinsamen Einsatz der bedrängten Religionen…

Um die Religionsfreiheit ist es in weiten Teilen der Welt immer schlechter bestellt. Zu diesem Ergebnis kommt der erste „Ökumenische Bericht zur Religionsfreiheit von Christen“, der am Montag von der Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD) und der katholischen Deutschen Bischofskonferenz in Berlin vorgestellt wurde. Er zeigt eine Analyse der Situation in den einzelnen Staaten. Der Autor zog dafür Studien beispielsweise des US-amerikanischen Forschungsinstituts Pew Research Centre und von Human Rights Watch heran. Eine konkrete Zahl der Verfolgten nennt der Bericht nicht. Er will vielmehr den Ursachen auf den Grund gehen.

Der Studie zufolge sind in 64 Ländern durch Gesetze, Regierungshandeln und Anfeindungen erhebliche Einschränkungen der Religionsfreiheit zu verzeichnen. In 157 Ländern ist die Religionsfreiheit per Gesetz eingeschränkt oder sogar verneint. Am meisten betroffen sind dem Bericht zufolge Christen und Muslime, schon allein aufgrund ihres großen Anteils an der Weltbevölkerung. Jeder zweite Weltbürger gehört dem Bericht zufolge dem Christentum oder Islam an.

Den Bericht zufolge sind Christen aktuell in 111 Ländern mit Einschränkungen konfrontiert. 2009 war dies noch in 130 Ländern der Fall, und die Prognose für das aktuelle Jahr gehe wieder in diese Richtung, sagte der Menschenrechtsexperte Theodor Rathgeber, der die Studie erstellte.

Am stärksten von Einschränkungen betroffen sind Glaubensgemeinschaften im Mittleren Osten, wozu der Iran zählt, in Nordafrika und in autoritär regierten Ländern Asiens wie China und Birma. In den Ländern Afrikas südlich der Sahara verzeichneten die Verfasser der Studie zunehmende Menschenrechtsverletzungen, wozu auch Einschränkungen der Glaubensausübung zählen. Auch Europa schneidet durch die schlechte Situation in einigen osteuropäischen Ländern nicht gut ab.

Rathgeber sagte, der Bericht nenne bewusst keine konkrete Zahl der verfolgten Christen weltweit. Dies sei unseriös. Das Hilfswerk „Open Doors“ geht von weltweit 100 Millionen verfolgten Christen aus. Die umstrittene Erhebung stützt sich nach Angaben der Organsiation auf Befragungen Betroffener und Experteneinschätzungen.

Der EKD-Auslandsbischof, Martin Schindehütte, erklärte, der Bericht der beiden Kirchen stütze sich dagegen nicht auf Betroffenenaussagen, sondern analysiere die Strukturen. Nur durch eine Veränderung der Ursachen könne den Menschen geholfen werden.

Dem Bericht zufolge werden Religionsgemeinschaften meist dort verfolgt oder in ihren Rechten eingeschränkt, wo es um die Menschenrechte allgemein nicht gut bestellt ist, oder wo sie in der Minderheit sind. Rund zehn Prozent der weltweit 2,2 Milliarden Christen leben in Ländern, in denen das Christentum nicht die Religion der Mehrheit ist.

Schindehütte betonte zudem, dass der Einsatz von Christen für Religionsfreiheit für alle Glaubensgemeinschaften gelten müsse, um glaubwürdig so sein. So widersprach er der Aussage, in Deutschland dürften erst dann Moscheebauten erlaubt werden, wenn Christen in der Türkei alle Rechte besäßen. „Solche Geschäfte gibt es in der Menschenrechtsfrage nicht“, sagte der Theologe.

Auch Rathgeber warnte davor, sich bei der Frage der Religionsfreiheit für Christen am Islam „abzuarbeiten“. Einschränkungen für die Ausübung des Glaubens seien nicht nur in islamischen Ländern zu verzeichnen. Der Einsatz für Religionsfreiheit sei in Bündnissen mehrerer Religionsgemeinschaften auch erfolgreicher, sagte Rathgeber. „Klientelpolitik für sich selber“ nütze nichts.

Der gesamte Bericht findet sich hier >>