Bischof: Lage der Kirche paradox

Die Zahl der Kirchenmitglieder in Deutschland wird weiter sinken, aber die der „ernsthaften Christen“ wird zunehmen – so prognostiziert es der Bischof des (katholischen) Bistums Passau, Stefan Oster. Bischof Oster rechnet damit, dass die Säkularisierungsfolgen für die Kirchen weiter steigen werden: „Der Druck, sich zu rechtfertigen, warum man überhaupt noch Christ ist, wird wachsen.“ Der Bischof spricht von einem Auszug aus den Volkskirchen… So habe sich der Anteil der Katholiken, die am Sonntag den Gottesdienst besuchen, in den letzten 25 Jahren halbiert. Er lag nach der jüngsten Statistik 2014 bei 10,9 Prozent der 23,9 Millionen Mitglieder, auf evangelischer Seite bei 3,5 Prozent von 22,6 Millionen. Oster nennt die Lage der Kirche paradox: „Dank der guten Konjunktur haben wir so hohe Einnahmen wie selten. Gleichzeitig haben wir so wenig Besucher wie nie.“ Geld mache aber keine Gläubigen. Der Kirchenleiter nennt mehrere Gründe für den Rückgang. So lebe man im Westen seit 70 Jahren im Wohlstand. Seit der Aufklärung im 18. Jahrhundert halte der Siegeszug der empirischen Wissenschaften an, der mit Säkularisierungsschüben verbunden sei: „Wir erleben Individualisierung, Ökonomisierung der Lebensbereiche und anderes mehr.“ Viele kirchliche Mitarbeiter seien selbst so weit säkularisiert, dass sie über den christlichen Glauben kaum noch Auskunft geben könnten. Wären in der Kirche überall Menschen, die aus der Erfahrung der Liebe Christi leben und handeln würden, „hätte das große Anziehungskraft“. (Pressestelle Bistum Passau)

 

Bild: S. Hofschlaeger  / pixelio.de