„Torsten Hebel verliert Glauben – und sucht Gott“

– so beschrieb das christliche Medienmagazin „Pro“ die dramatische Abkehr des ehemaligen Predigers des Christentums von seinem früheren Glauben. Doch was hat Hebel verloren? Seinen gesamten Glauben oder nur die Ausprägung einer bestimmten Frömmigkeitsrichtung?

Von Beruf eigentlich Tischler und Schauspieler, machte sich Hebel einen Namen als Redner auf großen christlichen Jugendfestivals wie Jesus House (Pro Christ), Christival und Willow Creek. Dort hatte er als „Evangelist“ die Chance, junge Menschen auf den christlichen Glauben anzusprechen und sie zu einer Ent-scheidung für Jesus Christus aufzurufen. Viele folgten dem Aufruf. Doch nun stellt Torsten Hebel alles in Frage, was er früher gepredigt hat. Er glaubt – fast nichts mehr.

Warum stellt Hebel seine Glaubenszweifel auf die mediale Plattform? Kokettiert er mit seinem Verlust? Reißt er gar diejenigen mit in den Strudel des Zweifels, die er einst zum Glauben geführt hat?

Das Buch erzählt von einem Paradoxon: Ein Zweifler sucht den Glauben, von dem er sich losgesagt hat.

Doch so paradox ist es auch wieder nicht. Für alles scheint Hebel offen zu sein – nur wie früher darf es nicht wieder werden. Dazu sucht er Freunde /innen aus der alten christlichen Szene auf, die heute noch als „Glaubende“ gelten. Sie konfrontiert er mit seinen Glaubenszweifeln. Wohl aus diesem Grund ist das Buch in einem konservativ-christlichen Verlag erschienen, der sonst über alle Zweifel erhaben scheint (scm-hänssler). Und doch geben die „christlichen“ Vertreter in diesem Buch ein unkonventionelles Bild ab.

In Hebels Bekenntnissen tun sich Abgründe auf

– er klagt an und sitzt doch selbst auf der Anklagebank. „Frei“ fühlt er sich von seinem alten Leben und „traurig“ ist er zugleich über seinen Verlust. Ob er seine Zweifel wirklich überwinden will, bleibt dem Leser bis zur letzten Seite des Buches ein Rätsel. Ich möchte in dieser Rezension den Versuch unternehmen, auf Hebels Fragen theologisch zu antworten. Dabei habe ich diejenigen im Blick, denen Hebel einst gepredigt hat. Haben sie es verdient, mit den Zweifeln ihres ehemaligen Predigers allein gelassen zu werden? Ich möchte ihnen eine Hilfe anbieten, im Glauben Gewissheit zu finden. Ich schreibe jedoch auch für Torsten Hebel. Ihn möchte ich nicht diskreditieren. Ich wünsche ihm alles erdenklich Gute!

Eine kritische Auseinandersetzung mit Hebels Buch ist auch eine Chance, den eigenen Glauben mit Tiefgang zu versehen. „Freischwimmen“ ist nicht alles was zählt. Nur Tiefgang führt auf den Grund der Wahrheit. Sie heißt:

Der Glaube der Christen ist nicht von Zweifeln geprägt, sondern von einer großen Gewissheit.

Gehören die Zweifel damit nicht zum Leben? Und ob. Die Zweifel sind die steten Begleiter. Aber gehören sie in ein Buch? Können Zweifel vermarktet werden?

Oder gehören Zweifel nicht viel mehr in die Seelsorge? Wer mit seinen Zweifeln zu Gott kommt, wird manchen Zweifel los. Wer seine Zweifel aufschreibt, schreibt sie fest – und legt sich fest. Und wer die Zweifel zum Prinzip erhebt, wird zum Skeptiker.

Torsten Hebel begibt sich neu auf die Suche. Doch sein Weg führt ihn zu alten Gefährten. Sie gehören nicht zu den namhaften Theologen unserer Zeit, aber gerade das macht den Reiz der Gespräche aus. Doch wird Hebel den Tiefgang finden, den sein Glaube braucht?

NEUGIERIG GEWORDEN AUF DIESE KLUGE UND DIFFERENZIERTE Rezension des Buches Freischwimmer – AUS DER FEDER DES WESTFÄLISCHEN PFARRERS KAI-UWE SCHROETER?

Teil 1 – Im Gefängnis der eigenen Biographie

…auch die weiteren Rezensionsteile finden sich dort…

 

Bild: Rainer Sturm  / pixelio.de