„Großer Kommunikator des Evangeliums“ und „großer Menschenfreund“ – so lauten nur zwei der Anerkennungen für den verstorbenen Theologen und Bestsellerautor Jörg Zink. Der Pfarrer setzte sich Zeit seines Lebens für Frieden und Gerechtigkeit ein…
Kirchenvertreter und Politiker haben den verstorbenen Theologen und Publizisten Jörg Zink als Denker, Mahner, Menschenfreund und frommen Menschen gewürdigt. „Die evangelische Kirche ist ihm zu großem Dank verpflichtet“, erklärte der Ratsvorsitzende der Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD), Heinrich Bedford-Strohm, am Montag. Der baden-württembergische Ministerpräsident Winfried Kretschmann (Grüne) erinnerte an das Friedens- und Umweltengagement Zinks. Ihm sei es gelungen, die christliche Botschaft „aktuell und lebendig, ja drängend und existenziell werden zu lassen“, lobte Kretschmann. Zink war am Freitag im Alter von 93 Jahren in seinem Haus in Stuttgart verstorben.
Besonders bei Kirchentagen beliebt
Der Bischof der Evangelischen Landeskirche in Württemberg, Frank Otfried July, nannte Zink einen „großen Kommunikator des Evangeliums“. Zink wollte laut July „dazu beitragen, das Zeitalter der Kriege, des sozialen Unrechts, der Plünderung natürlicher Lebensgrundlagen und der Religionsstreite zu beenden“. Jörg Zink wird nach Angaben der Familie am 26. September auf dem Waldfriedhof in Stuttgart-Degerloch beerdigt.
Für die Grünen schrieben die Bundestags-Fraktionsvorsitzende Katrin Göring-Eckardt und der Europaabgeordnete Sven Giegold: „Wir trauern um einen großen Denker und Menschenfreund.“ Sie erinnerten daran, dass Jörg Zink eine wichtige Rolle bei der Gründung der Grünen gespielt habe. Ihm sei es gelungen, „Spiritualität und aktuelle politische Fragen“ zu verbinden.
Bedford-Strohm sagte, ihn habe „immer beeindruckt, wie Jörg Zink persönliche Frömmigkeit und Engagement für die Welt miteinander verbunden hat“. Mit seinem authentischen Glaubenszeugnis habe er viele Menschen inspiriert. Bischof July wies darauf hin, dass Zink in all seinen Äußerungen und Veröffentlichungen auf einfache, verständliche Botschaften gesetzt habe, um auch Menschen ohne theologische Vorkenntnisse zu erreichen.
Zink hat mehr als 200 Bücher veröffentlicht, die weltweit rund 20 Millionen Mal verkauft wurden. Besonders bei Kirchentagen zog er Tausende Menschen an. In Erinnerung sind vielen Anhängern die friedensbewegten Protestantentreffen in den 80er Jahren. Seine letzte Kirchentagsbibelarbeit hielt der damals 88-Jährige 2011 auf dem Kirchentag in Dresden.
Millionen von Menschen erreichte er mit seinen mehr als 100 Kurzpredigten beim „Wort zum Sonntag“ und mit seiner Übersetzung des Neuen Testaments in den 60er Jahren. Zudem ist er Autor von 40 Filmen über Religionsgeschichte und Kultur des Nahen Ostens, von Hörfunk-Gottesdiensten und von Texten evangelischer Kirchenlieder. Seine publizistische Tätigkeit verstand er als Predigt und Seelsorge.
Vielfach ausgezeichnet
Zink wurde am 22. November 1922 in Hessen auf einem christlichen Bruderhof als jüngster von drei Brüdern geboren. Seine Eltern starben, als er noch ein Kleinkind war. Seine Stiefmutter Martha aus der württembergischen Fabrikantenfamilie Mahle zog die Kinder in Ulm auf und hielt sie von nationalsozialistischen Einflüssen fern. Bei der Luftwaffe erlebte er, wie von den über 300 Männern seines Geschwaders nur drei den Krieg überlebten. „Mir war am Ende wichtig, mich künftig für den Frieden einzusetzen“, schrieb er in einem Rückblick.
Nach dem Studium von Theologie und Philosophie und seiner Promotion war Zink Gemeindepfarrer in Esslingen, Direktor des Burckhardthauses in Gelnhausen und 20 Jahre lang Landespfarrer für Fernsehen. Ab 1980 engagierte er sich in der Friedensbewegung. Ab 1983 war er freier Publizist. Dazu schrieb er später: „Ich bin aus dem Dienst der Württembergischen Landeskirche – in tiefem Frieden mit meiner Kirchenleitung – ausgetreten, um mir die Möglichkeit zu bewahren, vom Frieden zu reden.“ Die Kirche sei „viel zu vielen verschiedenen Menschen verpflichtet, mit ihnen übereinzustimmen“.
Zink wurde vielfach ausgezeichnet, zuletzt 2015 mit dem vom baden-württembergischen Ministerpräsidenten verliehenen Ehrentitel Professor. Er hinterlässt seine Frau Heidi und vier Kinder mit Familien.
(epd/UK.de -Bild ebenfalls)